Kein Funkeln in den Augen
Auch mit neuem Trainer altes Alemannia Leid: Keine Tore, keine Siege.
Friedhelm Funkel ist bei weitem nicht der einzige, der in dieser Saison versucht, mit seinem Team das erste Erfolgserlebnis zu feiern. Er ist der dritte Trainer im Bunde, der nach der Entlassung Hyballas Interimscoach Ralf Aussem am Dienstag ablöste. Peter Hyballa hatte gegen Paderborn noch auf der Bank gesessen, wurde vier Tage später dann aufgrund der abermals niederschmetternden Leistungen entlassen. U-23 Trainer Ralf Aussem musste einspringen und gegen Fürth das erste und einzige Mal an der Seitenlinie stehen. Denn schon wenige Tage nach dem überzeugenden Auftritt seiner Mannschaft (Remis gegen Tabellenführer) musste er diese an den neuen Trainer abgeben. Friedhelm Funkel hatte das Rennen gemacht und am Dienstag einen Zweijahresvertrag unterschrieben.
Nachdem der erfahrene Coach im Training erste Eindrücke sammeln konnte, hatte er bei seinem Debüt am Samstag zum ersten Mal auf der Bank Platz zu nehmen.
Das Spiel an der alten Försterei stand unter einem weniger guten Stern, musste Funkel schließlich neben Junglas (Rotsperre) verletzungsbedingt auch auf Radjabali-Fardi und Mario Erb verzichten. Anouar Hadouir saß zudem nicht mit im Flieger nach Berlin, da er am Vortag Vater geworden war. Falkenberg und Hartmann feierten dafür ihre erste Nominierung in den Profikader.
Mit Boy Waterman stand Alemannias richtige Nummer Eins am Samstag wieder zwischen den Pfosten. In der Partie gegen Fürth hatte der Stammtorhüter aufgrund von Adduktorenproblemen passen müssen, wurde von David Hohs ersetzt, der am Samstag als Ersatz auf der Bank Platz nahm.
Weil Radjabali-Fardi in seiner Heimat aussetzen musste durfte Jonas Strifler auf Rechtsaußen von Beginn an ran. Neben dem Neuzugang von Dynamo Dresden bestand die Viererkette aus Tobias Feisthammel, Seyi Olajengbesi und Timo Achenbach. Im 4-3-3 markierten Kratz und Sibum die Doppelsechs, davor kam Ray Yabo. Über Außen stürmten David Odonkor und Marco Stiepermann, der den frischgebackenen Vater Hadouir ersetzte. Sergiu Radu blieb, wie in der vergangenen Woche, der zentrale Punkt im Aachener Angriff.
Dass Kapitän Auer zum zweiten Mal in Folge nur auf der Bank Platz nahm änderte in den Anfangsminuten nichts daran, dass in Alemannias Offensive ein frischerer Wind wehte. Beide Mannschaften kamen nicht so richtig aus den Puschen, was zur Folge hatte, dass die Torhüter in den Anfangsminuten nur bedingt gefordert wurden.
Die Startschwierigkeiten der Alemannen bestimmten allerdings keinen Großteil des Spiels. Stiepermann ließ den Knoten platzen, als er mit der ersten richtig guten Chance Eindruck schindete. Sein Schuss aus spitzem Winkel brachte jedoch nicht den gewünschten Erfolg, der Ball strich um Zentimeter am Kasten Glinkers vorbei.
Wirklich eingreifen musste Boy Waterman nur selten, was die Tatsache des plötzlichen Gegentors nicht gerade positiver machte. Nach einer Ecke kam der Ball über Umwege zu Markus Karl, der keine Probleme damit hatte, das Leder aus kurzer Distanz über die weiße Linie zu drücken.
Vor der Pause lag die Alemannia also aus heiterem Himmel zurück, was dazu führte, dass bis zum Pausentee bei ihr überhaupt nichts mehr ging. Der Gegentreffer schien die Tivoli-Kicker zu frusten, hatte man schließlich zuvor selbst die besseren Anteile am Spiel gehabt.
Nach 45 Minuten war dann auch Schluss, Schiedsrichter Rafati pfiff pünktlich zum Pausentee.
Ein guter Start sah anders aus, fand auch Trainer Funkel, beließ es zur Pause jedoch bei der Anfangself. Keine Wechsel brachten auch keinen frischen Wind in das Spiel der Alemannia, Union hatte Göhlert für Madouni gebracht und auch wenn der Verteidiger für das Offensivspiel der Berliner nicht viel konnte, kamen diese deutlich besser wieder ins Spiel.
Ex-Aachener Mosquera, der schon häufiger gegen die Alemannia traf, hatte schon in der ersten Hälfte immer wieder angedeutet, dass er auch gerne in diesem Spiel scoren wollte. Nach einer knappen Stunde wäre es dann fast so weit gewesen, Boy Waterman musste sich ziemlich lang machen, um den Ball des Kolumbianers noch aus dem Winkel zu fischen.
Alemannias Offensive hatte man sozusagen "auf Null geschaltet" und deswegen reagierte Funkel, indem er Benny Auer für den ausgelaugten Stiepermann brachte. Den aufgestauten Frust des 30-Jährigen, wieder einmal nur von der Bank aus zu gestartet zu sein, brachte dieser in seiner ersten Szene direkt ans Tageslicht; Auers ruppiges Einsteigen in einen Zweikampf gegen Zoundi wurde allerdings nicht geahndet.
Der Kapitän hatte Minuten später dann die größte Chance der zweiten Halbzeit auf dem Fuß: Nach einer Hereingabe in den Sechszehner rutschte der "Torjäger" neben den Ball, Glinker war bereits zur Stelle und versaute den Schwarz-Gelben somit die Hoffnung, doch noch einen Punkt aus der Hauptstadt mitzunehmen.
Denn auf der anderen Seite entschied sich schon im Gegenzug, dass man sich mit einer Niederlage bei den Eisernen zufrieden geben musste: Quiring wurde im Strafraum von Olajengbesi zu Fall gebracht, woraufhin Schiedsrichter Rafati ohne zu zögern auf den Punkt zeigte. Mattuschka verwandelte den fälligen Elfmeter zum 2:0 Endstand.
Damit ist die Alemannia auch nach neun Spieltagen (wieder) Tabellenletzter. Mit nur einem, mageren Torerfolg (zur Erinnerung: Führungstreffer beim FC St. Pauli am 3. Spieltag - Endstand: 3:1) besitzt man nicht nur die schlechteste Offensive der eigenen, sondern auch der ersten und dritten Liga. Letztere haben schon jetzt die ersten im Visier, wenn es um Alemannias Zukunft geht. Doch wenn man wirklich schon jetzt kapitulieren möchte, sollte man wenigstens der nackten Tatsache ins Auge sehen, dass es die Schwarz-Gelben im Falle eines Abstiegs, was wohl eine Insolvenz nach sich ziehen würde, noch viel tiefer verschlagen würde, als "nur" in die dritte Liga.
Angesichts der Tatsache, dass den Tivoli-Kickern noch rund 25 Spiele bevor liegen, sind solche Rückschlüsse allerdings vollkommen überstürzt. Die ersten beginnen schon jetzt, am neuen (!) Trainer - der ja bekanntlich noch nicht einmal eine Woche mit der Mannschaft zusammen ist - zu zweifeln und den Kopf in den Sand zu stecken, weil man sich nicht verstanden fühlt. Andererseits hackt man auf der Mannschaft herum, die es - und das sollte man vielleicht auch einmal anmerken - momentan auch nicht allzu einfach hat, die sich vielleicht zur Zeit auch von niemandem verstanden fühlt.
„In schweren Zeiten muss man zusammenhalten.“, heißt es. „Sich helfen, unterstützen und daran denken, dass es auch einmal anders - einmal besser - war.“
Auch wenn es schwer fällt, in der Dunkelheit an ein Licht zu glauben, sollten wir jetzt noch nicht den Teufel an die Wand malen. Et hätt' schließlich noch immer jot jejange!
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