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Eine kleine Prise Glück

 ... sollt' das Christkind bringen.




Wenn man Friedhelm Funkel vor der Partie gegen Eintracht Braunschweig nach drei Wünschen für Weihnachten gefragt hätte, dann wäre seine Antwort wohl ziemlich eindeutig ausgefallen. Beim letzten Spiel in diesem Jahr sollte seine Elf noch einmal punkten, um dafür zu garantieren, dass man auf dem vierzehnten Tabellenplatz überwinterte und im neuen Jahr noch einmal ganz von vorne anfangen konnte.
Auch wenn das Christkind meiner Wenigkeit schon eine Woche zuvor eine heftige Erkältung beschert hatte (weswegen die Stellungnahme auch mit grober Verspätung erscheint), sollte sich der Coach allerdings nicht einzig und allein darauf verlassen, dass es ihm seine Weihnachtswünsche schon frühzeitig erfüllte. Schließlich bestätigen Ausnahmen die Regel - und da Heiligabend erst am vierundzwanzigsten ist, wäre Friedhelm Funkel mit dem ganzen wohl ein wenig zu früh gewesen.

Doch wenn man überhaupt einmal einen Blick aus dem Fenster wagt, könnte man an der Tatsache, dass schon übermorgen das Weihnachtsfest gefeiert werden soll, zu zweifeln beginnen. Weder hier im tiefsten Westen, noch oben im Norden, konnte man sich bislang an der weißen Flockenbracht erfreuen, die der Winter sonst doch jährlich mit sich brachte.
In der Braunschweiger Innenstadt erledigten am Wochenende die letzten ihre längst fälligen Weihnachtseinkäufe, besorgten Geschenke für ihre Liebsten, was wohl besser als die Wunschlisten-Theorie auf den Plan Funkels zutreffen könnte: Die letzten drei Punkte einkaufen, um sie später, nicht unter einem Weihnachtsbaum, sondern in der Tabelle zu präsentieren und somit allen jenen, die sich einst um einen Abstieg Gedanken machten, ein Lächeln auf's Gesicht zaubern.

Um nicht vor Ladenschluss mit leeren Händen da zu stehen vertraute Trainer Funkel auf seine gewohnten Stammkräfte.
Boy Waterman hatte demnach seinen Kasten sauber zu halten, während sich die Abwehrreihe vor seinem Tor aus Kim Falkenberg und Timo Achenbach auf den Außenbahnen, sowie Tobias Feisthammel und Seyi Olajengbesi in der Innenverteidigung zusammen setzte. Davor teilten sich Bas Sibum und Aimen Demai die Sechserposition. Über Außen stürmten Shervin Radjabali-Fardi und Ray Yabo; im Zentrum markierte Sergiu Radu den Sturmpartner Benny Auers.


Den Plan, sich mit einem Sieg endlich abzusetzen und schon bald mit Abstieg nichts mehr zu tun zu haben, konnte die Alemannia in den Anfangsminuten nicht wirklich in die Tat umsetzen. Zu ihrem Glück zeigte die Eintracht zu Beginn ähnlich wenig Elan wie die Tivoli-Kicker, weswegen es bei einer lahmen Anfangsphase blieb.
Hier und da gaben Gäste und Gastgeber zwar einmal einen Schuss aufs gegnerische Gehäuse ab, doch wirklich gefährlich war keiner dieser Probeschüsschen. Umso überraschender ließen die Schwarz-Gelben ihre Anhängerschaft nach schon rund sechsundzwanzig Minuten aufjubeln: Timo Achenbach hatte das Leder mithilfe eines indirekten Freistoßes direkt auf den Kopf von Bas Sibum gezirkelt, der so nur noch hinhalten musste.

Effektivität, welche die Schwarz-Gelben wohl die gesamte Saison bisher benötigt hätten, verhalf ihnen zur plötzlichen Führung, sollte Sicherheit bringen und dafür garantieren, dass man die Halbzeitpause nicht verärgert an der Würstchentheke verbrachte und den Frust in sich hinein futterte.
Die Alemannia hat schließlich nicht grundlos die wohl schlechteste Hinrunde der Geschichte hinter sich - doch sollte das verkorkste Jahr doch noch mit einem Highlight gekrönt wurden?

Bis zum Pfiff jedenfalls passierte nichts mehr und auch nach dem Pausentee beließ es der Coach bei der Startaufstellung - brachte keine neuen Kräfte, wohingegen die Eintracht zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Mal gewechselt hatte.
Auch wenn die Eintracht demnach die wohl "frischeren" Leute auf dem Platz hatte, änderte dies nichts an der Tatsache, dass niemand der beiden Parteien die Überhand gewann. Ein ereignisarmes Spiel, ausgeglichen, eigentlich - und doch lag die Alemannia noch mit 1:0 in Führung.

Um diese Führung auch über die Zeit zu bringen reagierte Trainer Funkel nach gut einer Stunde und brachte Kevin Kratz für Ray Yabo, der somit sein erstes Spiel nach seiner Verletztenmisere absolvieren durfte.
Und der Wechsel des Eschweilers schien schnell seine Früchte zu tragen, bedenkt man, dass Keeper Davari schon Minuten später das zweite Mal in dieser Partie hinter sich zu greifen hatte - doch dieses Mal hatte der Linienrichter die Fahne gehoben. Und irrte sich bei dieser Entscheidung.
Nach einer schönen Hereingabe Achenbachs hatte Kapitän Auer die Kugel mit viel Gefühl über die Linie gedrückt und dabei nicht, wie fälschlicherweise entschieden, im Abseits gestanden.

Der Treffer hätte den Tivoli-Kickern die nötige Sicherheit gegeben und das Spiel vielleicht vorzeitig entscheiden können, doch wenn man sich den Verlauf der Saison einmal vor Augen führt, dann muss man wirklich mit Lupen nach den Augenblicken suchen, in denen die Alemannen einmal Glück hatten. Getreu nach dem Motto "Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu" von Jürgen Wegmann sollte es dann nämlich noch bitterer kommen.
Einen Moment der Unachtsamkeit hatte den Schwarz-Gelben in den Schlussminuten den Sieg gekostet. Nur wenige Minuten bevor Schiedsrichter Christian Leicher das Spiel beenden konnte, war Kumbela nach einer Hereingabe Reichels einen Schritt schneller gewesen, als Innenverteidiger Feisthammel, und musste dann nur noch einschieben.

Das Resultat der Eintracht-Partie spiegelt wahrscheinlich gut die gesamte Hinserie wieder. Nach 19 absolvierten Partien findet sich die Alemannia zur Winterpause auf dem vierzehnten Tabellenplatz wieder, womit zumindest einer der Wünsche Funkels in Erfüllung gegangen wäre. Der dritte, nämlich der, im neuen Jahr wieder ganz neu anzufangen und das Glück dabei auf seiner Seite zu haben, bleibt dem erfahrenen Fußballlehrer somit noch offen. Da kann man jetzt wohl nur noch hoffen, dass das Christkind zumindest dies für Funkel im Gepäck hat - eine kleine Prise Glück.

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