Danke, danke FC Bayern!
Alemannia kriegt zum Rettungsspiel die Hütte voll!
Wenn der Rekordmeister aus dem Süden Deutschlands zu Gast auf dem Aachener Tivoli ist, dann nur zu einem ganz besonderen Anlass. Dass es zu einem solchen je kommen würde, hatte man noch nicht für möglich gehalten, als beide Mannschaften fast auf den Tag genau vor zwei Jahren zuletzt aufeinander trafen. Denn während es beim letzten Mal um den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals ging, muss die Alemannia nun erst darum kämpfen, zu jenem in den nächsten Jahren überhaupt zugelassen zu werden.
Doch mit dem Abstieg in Liga 3 vor rund einem halben Jahr kam es für Traditionsklub aus der Kaiserstadt noch dicker. Am Tivoli brach eine Zeit an, die man zwar schnell vergessen möchte, aber wohl nie vergessen kann. Denn im November des vergangenen Jahres gab die Leitung des Vereins bekannt, sich finanziell übernommen zu haben. Der Weg in die Insolvenz schien der Letzte zu sein, den der Klub noch anzutreten hatte.
Doch die Hoffnung sollte bekanntlich zuletzt sterben und so erfuhr man schon wenige Stunden nach dem Schicksalsschlag, dass der Verein einer Liquidierung entgegenwirken konnte, indem er den Spielbetrieb aufrecht erhielt - doch selbst das schien einfacher gesagt als getan.
Doch die Hoffnung sollte bekanntlich zuletzt sterben und so erfuhr man schon wenige Stunden nach dem Schicksalsschlag, dass der Verein einer Liquidierung entgegenwirken konnte, indem er den Spielbetrieb aufrecht erhielt - doch selbst das schien einfacher gesagt als getan.
Denn trotz sämtlicher Rettungsaktionen wurde das Geld in der Kasse von Schwarz-Gelb immer knapper. Man mistete an allen Ecken aus, führte Vertragsgespräche und kürzte das Geld aller Funktionäre am Tivoli um ein Vielfaches.
Ohne fremde Hilfe jedoch sollte sich der Verein nicht über Wasser halten können. Mitte Dezember war es der FC Bayern München, der als Erster sein Beileid bekundete und Hilfe anbot. Zu einem so genannten Rettungsspiel würde der Rekordmeister Mitte Januar am Tivoli gastieren, die Einnahmen aus dieser Partie sollten lediglich der Rettung des Vereins zugute kommen.
Was so salopp daher gesagt schien, sollte sich am heutigen Sonntagvormittag tatsächlich in die Tat umsetzen. Über 31.000 Zuschauer im Stadion und weitere tausende vor den heimischen Fernsehern sahen eine Partie, die sich wirklich sehen lassen konnte.
Während der FC Bayern München trotz Ligaspiel am gestrigen Samstag mit Topstars wie Robben, Dante und Gómez auflief, war man auf Aachener Seiten bemüht, die Lücken all jener zu stopfen, die den Verein in dieser Notlage verlassen hatten. Denn neben Kapitän Albert Streit sahen auch Fabian Baumgärtel, Kristoffer Andersen und Christian Weber sich nicht dazu verpflichtet, den Verein in schweren Zeiten zu unterstützen.
So bot sich den Akteure aus der U23-Mannschaft der Alemannia erstmals die Gelegenheit, sich im Profigeschäft zu etablieren. Neben Keeper Mark Flekken, der sich seinen Einsatz mit seiner Leistung bei Viktoria Köln in der vergangenen Woche redlich verdient hatte, schaffte es auch Sasa Strujic ins Anfangsaufgebot von Schwarz-Gelb. Der 21-Jährige, der für die erste Mannschaft der Tivoli-Kicker noch nie auf dem Platz gestanden hatte, ersetzte bei seinem Debüt Fabian Baumgärtel auf der Position des linken Außenverteidigers. Damit komplettierte er die Viererkette um Sascha Herröder, Ex-Münchener Mario Erb und Timo Brauer. Kapitän Kai Schwertfeger bildete zusammen mit Neuzugang Murakami die Doppelsechs, während Oguzhan Kefkir und Sascha Marquet über die Außen kamen. Timmy Thiele markierte Alemannias einzige Spitze im Match gegen den Rekordmeister.
Der Eisregen hatte pausiert, als am Tivoli der Startschuss zur Rettungspartie fiel, doch das Thermometer zeigte noch immer Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt an. Doch die klimatischen Verhältnisse hinderten das Team aus der Kaiserstadt nicht daran, von Anfang an Gas zu geben. So gehörten die Anfangsminuten klar ihnen, auch wenn der FC Bayern ihnen es schwer machte, den Weg durch ihre gutbesetzte Abwehrreihe zu finden.
Von Erfurcht vor dem großen Gegner war in keinem Fall die Rede. Frech, wie sie war, fand die Alemannia in Persona Murakami und Leipertz immer wieder den Zug zum Tor, bis dieser nach rund vierzehn Minuten endlich seine Endstation in ihm haben sollte. Nach einem Traumpass von Leipertz auf Thiele konnten die weit aufgerückten Bayern nur zusehen, wie der Ex-Schalker frei auf Keeper Starke zu sprintete - und das Leder mit einem feinen Lupfer schlussendlich hinter ihm im Tor versenkte.
Den frühen Gegentreffer wollte der Rekordmeister nicht auf sich sitzen lassen und trat sofort zum direkten Gegenzug an, doch sowohl Mario Gómez als auch Arjen Robben fanden im Strafraum der Gastgeber in Schlussmann Flekken ihren Meister.
Der Neunzehnjährige Niederländer im Kasten von Schwarz-Gelb machte seine Sache gut, hielt hinten die Null, während sich vorne um den zweiten Treffer bemüht wurde. Doch seine Mannschaftkollegen sollten das Glück nicht auf ihrer Seite haben. Im Mittelfeld ging das Leder verloren und landete auf direktem Wege bei Mario Gomez, der 20 Meter vor dem Kasten frei zum Schuss kam - und gnadenlos versenkte.
Während sich die Alemannia bemühte, mit vielen Chancen zum Torerfolg zu kommen, genügten den Weltstars auf der anderen Seite gerade einmal ein paar wenige. Doch trotz des Klassenunterschiedes wollte Schwarz-Gelb sich nicht einfach kampflos geschlagen geben. Immer wieder tauchten sie deswegen brandgefährlich in Persona Kefkir und Leipertz vor dem gegnerischen Kasten auf, doch Keeper Starke blieb ein jedes Mal Sieger - ganz im Gegensatz zu Jungtalent Flekken, der in den letzten Minuten vor der Halbzeit noch einmal hinter sich greifen musste. Nach einer Ecke von Arjen Robben kam Boateng in der Mitte zum Kopfball und versenkte das Leder gnadenlos zum 2:1 Pausenstand für die Bayern.
Trainer René van Eck hatte nicht viel zu meckern in der Halbzeitansprache, dennoch nahm er sich vor, sein Team auf einigen Positionen neu zu besetzen. So stand für Keeper Flekken im zweiten Durchgang Tim Krumpen zwischen den Pfosten. Für den Japaner Murakami kam Youngster Drevina, Robert Leipertz wurde durch Rafael Garcia aus der U23 ersetzt. Die beiden Flügel wurden in Halbzeit zwei von Marcel Heller und Florian Müller neu besetzt.
Trotz der vielen Wechsel konnte die Alemannia an ihre gute Leistung in Halbzeit Eins anknüpfen und machte dort weiter, wo sie aufgehört hatte. Das Team aus der Soers spielte munter nach vorne, während der Rekordmeister seine Antriebskraft in den ersten Minuten in der Kabine vergessen zu haben schien. Trotz alledem war es ein Wunder, dass Schwarz-Gelb, wie in Hälfte Eins, in den Anfangsminuten erneut ein Zeichen setzen konnte und die Gäste aus Bayern mit dem nächsten Treffer überraschen konnte. Nach einem schönen Zuspiel von Heller netzte Kai Schwertfeger eiskalt zum 2:2 ein.
Der Tivoli tobte, das Team aus der Kaiserstadt, das zwei reguläre Tore in einem Spiel vor dem Sieg gegen Bielefeld zuletzt Anfang Oktober geschossen hatte, schien wie ausgewechselt.
Auswechseln - das tat auch Trainer van Eck im direkten Gegenzug. Der Holländer ersetzte Timo Brauer durch Robert Wilschrey und den atemberaubenden Mario Erb durch Dario Schumacher. Timmy Thiele, der den Bayern den ersten Gegentreffer des Jahres 2013 beschert hatte, musste für Torjäger Denis Pozder weichen. Und auch Daniel Hofmann durfte wieder einmal die Schuhe für den A-Kader schnüren. Er ersetzte Debütant Strujic ab Minute 67.
Während die Kräfte auf Seiten der Alemannia zu schwächen begannen, schien der FC Bayern München erst richtig aufzudrehen. In bester Besetzung stürmten die Kicker aus München nun gegen Alemannias verstärkte Zweitbesetzung - und ließen diese gegen Ende gnadenlos unter gehen. Arjen Robben machte mit einem feinen Distanzschuss den Anfang und netzte Anfang der siebzigsten Minute zum 3:2 ein. Keine 180 Sekunden später war es ebenfalls Robben, der Tim Krumpen im Kasten der Alemannia ziemlich alt aussehen ließ. Mario Gomez machte den Schlussspurt der Bayern wenige Sekunden später perfekt, als er aus wenigen Metern zum 5:2 Endstand einschob.
Denn nach neunzig Minuten war Schluss. Der Rekordmeister ließ auch im Testspiel am Tivoli nichts anbrennen und siegte verdient, doch unter'm Strich bleibt das Ergebnis nur zweitrangig. Denn der Hauptgrund, warum der Tabellenführer der Bundesliga in der Kaiserstadt gastierte, war, den Traditionsklub am Leben zu erhalten.
So gibt es schlussendlich nur noch eins zu sagen: Danke, danke FC Bayern! Für Einnahmen im geschätzten Wert von 600.000 Euro, ein klasse Spiel am Tivoli und ein solch großes Maß an Solidarität!
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