Ein Engel ohne Flügel
Um nur noch an ein Wunder glauben zu können, ist es in dieser Spielzeit noch ein wenig zu früh. Wir schreiben den zwölften Spieltag, die Alemannia ist mit mageren fünf Punkten weiterhin im Tabellenkeller gefangen. Markiert nahezu ohne Pause seit der ersten Begegnung das Tabellenschlusslicht der zweiten Bundesliga.
Ein bitterer Start mit Folgeschäden, "Alemannia so schlecht wie nie!" kann man vielen Stellungnahmen entnehmen - und leider muss man sich eingestehen, dass diese Zeile die momentane Situation ziemlich gut beschreibt.
Auch wenn die Funkel-Elf in der letzten Partie gegen Aufsteiger Dresden ein um Längen besseres Bild als in den Wochen zuvor von sich gab, sprach das Ergebnis wieder einmal für sich. Trotz guter Leistung hatte man in der Landeshauptstadt Sachsens nur einen Punkt geholt, war ganz knapp an einem Dreier vorbei geschrappt - dem ersten Dreier der Saison, auf den man am Tivoli so sehnlich wartet.
Ohne die dafür notwendigen Tore zu schießen sollte es der Alemannia allerdings umso schwerer fallen, ihren Fans endlich das erste Erfolgserlebnis zu bereiten. Drei Tore gehen aus elf bereits absolvierten Partien hervor - das ist absoluter Negativrekord in allen drei Profiligen.
Auch wenn es der Alemannia nicht um Rekorde-Sammeln geht, scheint sie wenigstens in dieser Hinsicht ein "Spitzenreiter" zu sein. Keine Siege, keine Tore und der Torschützenkönig ein Innenverteidiger, bei der Alemannia läuft momentan einfach so ziemlich alles falsch, was auch nur falsch laufen kann.
Um alles wieder in ein angenehmes Gleichgewicht zu bringen fehlt vor'm Tor ein kaltblütiger Vollstrecker. Ein Angreifer, der die Buden macht, der stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort steht.
In den vergangenen Jahren verband man mit Kaptän Auer immer denjenigen, der folgerichtig all diese Kriterien erfüllte. Noch vor zwei Jahren teilte sich dieser mit zwei seiner Kollegen aus der Liga den Platz des Torschützenkönigs, in seinen elf Partien der laufenden Saison hat Auer allerdings nur minimal den Anschein gemacht, als würde er jemals wieder an Vergangenes anknüpfen, traf bislang nicht einmal selbst für sein Team. Beim erfahrenen Stürmer ist scheinbar die Luft raus - und das obwohl er mit seinem Einsatz morgen sein 200. Zweitligaspiel bestreiten wird.
Alternativen, die halten, was sie versprechen, müssen also her. Mit dem wenigen Etat, was der Alemannia zur Verfügung stand, konnte in der Sommerpause allerdings nicht korrekt aufgestockt werden. Man holte die falschen Leute, von denen man schlichtweg mehr erhofft hatte.
Dahingegen ließ man Leute außen vor, die sehrwohl ihre Leistung erbrachten, auch wenn nicht auf einer mit der zweiten Liga vergleichbaren Ebene. Konkret ist die Rede von Daniel Engelbrecht, dem Toptorschützen der zweiten Mannschaft.
Schon im letzten Jahr durfte Engelbrecht immer wieder einmal Profiluft schnuppern. Der 20-Jährige sollte an die Mannschaft herangeführt werden, trainiert seither fast regelmäßig mit dem A-Kader - doch wirklich einbezogen wurde das Aachener Urgewächs nie. Häufiger hatte der beidfüßige Mittelstürmer unter Hyballa die Bank wärmen dürfen, doch auf einen Einsatz wartete das Talent vergeblich.
Seit Wochen nun ist Engelbrecht im Aachener Profikader nicht aufzufinden. Nur mit ansehen darf er, wie es für die Alemannia sportlich immer weiter bergab geht, während er selbst nur für die Amateure seine Schuhe schnüren darf.
Für viele Anhänger der Schwarz-Gelben markiert Engelbrecht schon lange jemanden, der in das oben genannte Register fällt. Während ihn die Verantwortlichen noch für zu unentwickelt halten, was sie angeblich bislang davon abhielt, dem Jungen eine Chance zu geben, spricht die Statistik eine Tatsache an: In 10 Partien der NRW-Liga traf der Stürmer bislang 9 Mal; im letzten Jahr kam er auf rund 21 Zähler bei rund 30 absolvierten Spielen. Würde er für die Profis auch nur halb so viele Treffer machen, würde er der Alemannia schon immens unter die Arme greifen.
Zum "Kellerduell" gegen Tabellennachbarn Ingolstadt könnte Engelbrecht erstmals die Chance bekommen, sich vor dem heimischen Publikum zu beweisen: Trainer Funkel hatte ihn in den Kader berufen, seine Position allerdings erstmal mit der Ersatzbank verbunden.
Ersetzen wird der mögliche Debütant Kevin Kratz, der am vergangenen Freitag erneut an der Leiste operiert worden war. Mit dem Eschweiler fällt ein weiterer, gesetzter Sechser aus, da sich Bas Sibumin in der Partie gegen Dresden zum fünften Mal den gelben Karton abholte. Der Holländer wird seine Sperre aussitzen müssen und schlüpft somit in die Rolle von Manuel Junglas, der nach einer roten Karte im Spiel gegen Fürth drei Spiele pausieren müsste.
Der junge Mittelfeldmann könnte schon morgen wieder in die Startelf rücken und zusammen mit Aimen Demai die Doppelsechs bilden. Der vor der Dresden-Partie bereits abgeschobene Defensivmann überzeugte ähnlich wie Abwehrkollege Kim Falkenberg. Beide sollten für morgen bereits gesetzt sein.
Und auch zwischen den weißen Pfosten wird es zu keiner Veränderung kommen. Da Boy Waterman weiterhin mit Hüftproblemen hantiert, wird David Hohs den Stammtorhüter ersetzen. Anouar Hadouir und Lennart Hartmann fallen zudem mit Knie- und Rückenproblemen aus.
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