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Von Hoffnung(strägern) und Glück(spatronen)

Alemannia und der erste Sieg der Saison.

 



1.047 Minuten war es her, dass Benjamin Auer den Kasten nicht mehr getroffen hatte. Zuletzt schoss er am 34. Spieltag der vergangenen Saison das entscheidene Tor zum 1:1 Remis gegen Absteiger Bielefeld - seitdem steht beim ehemaligen Torschützenkönig der Liga die "Null".
Doch in seinem 200. Zweitligaspiel sollte endlich der Knoten platzen. Zum Kellerduell empfingen seine  Schwarz-Gelben Tabellennachbarn FC Ingolstadt, der mit nur 3 Zählern Vorsprung auf dem 17. Tabellenplatz verweilte, welchen man selbst mit einem Sieg jedoch einnehmen konnte.
Obwohl man oftmals nah dran gewesen war, wartete man am Tivoli bislang vergebens auf den ersten Erfolg. Die Tatsache, dass der Gast aus Oberbayern die schlechteste Defensive der Liga besaß, brachte allerdings Hoffnung auf einen Sieg, sah man darüber hinweg, dass man selbst über die schwächste Offensive dieser verfügte.

Auf drei Zähler war die Elf von Trainer Funkel bislang erst gekommen - das war Negativrekord. Um diesen Rekord nicht länger zu halten, durfte Kapitän Auer im Sturm beweisen, dass er schon gut 200 Ligaspiele auf dem Puckel hat. An seiner Seite markierte Sergiu Radu dahingegen seinen etwas unerfahreneren Sturmpartner.
Nach seiner abgesessenen Rot-Sperre rückte Manuel Junglas wieder in die Startformation. Obwohl man angenommen hatte, dass er die Position des gelbgesperrten Sibums im zentralen Mittelfeld einnehmen wird, stürmte Junglas über Außen. Während David Odonkor die rechte Seite dicht machte, durfte Ray Yabo den "Sechser" spielen. Direkt daneben fand man Aimen Demai wieder, der im letzten Spiel gegen Dresden ein überzeugendes Bild von sich gegeben hat. Und auch Debütant Falkenberg hatte in seiner ersten Partie alles richtig gemacht und durfte sich deswegen erneut auf alter Position beweisen. Die Abwehrreihe setzte sich wie folgt aus Falkenberg, Olajengbesi, Feisthammel und Achenbach zusammen.
Auch wenn Funkel sich nicht vorgenommen hatte, folgenschwere Wechsel in der Startformation vorzunehmen, war er kurzfristig doch noch dazu gezwungen. David Hohs, der den angeschlagenen Stammkeeper Waterman ersetzen sollte, hatte sich im Aufwärmtraining das Syndesmoseband angerissen, womit sofort feststand, dass er für mehrere Wochen ausfallen wird.
Weil die holländische Nummer Eins noch nicht ganz fit war, durfte U23-Keeper Krumpen den Kasten hüten. Wenn auch angeschlagen nahm Waterman auf der Ersatzbank Platz.


Nicht nur als neutraler Zuschauer langweilten die ersten Minuten. Es lag eine gewisse Anspannung in der Luft; keines der beiden Teams kam überdurchschnittlich gut ins Spiel. Hohe Bälle und Fehlpässe prägten die ersten Minuten und man konnte nahezu an einer Hand aufzählen, wie oft die Alemannia das gegnerische Tor erreichte.
Doch auch Ingolstadt fand keinen Weg nach vorne, stand tief und ließ die Schwarz-Gelben so kommen. David Odokor hatte die erste Möglichkeit, als er auf der rechten Außenbahn durchstartete und den Ball gen Tor flankte, Keeper Kirchstein klärte vor Auer und Co.
In einer Phase, in der man dann überhaupt nicht damit gerechnet hatte, dass dieses Spiel überhaupt noch an Spannung gewann, jubelte die Aachener Hälfte und auf den Rängen gab es kein Halten mehr. Benjamin Auer köpfte nach einer Flanke den Ball an den Pfosten, dann sprang das Leder zurück und Innenverteidiger Olajengbesi hielt "die Nase" hin. Dem Senegalesen war die Kugel ins Gesicht gesprungen, weswegen er für seinen ersten Treffer nur bedingt verantwortlich war.

Der Tivoli hatte sich vom ersten Jubel noch gar nicht erholt, als die Hände plötzlich wieder hochgingen. Was war denn da los in der Aachener Offensive? Nach einem Freistoß Achenbachs traf Feisthammel erneut nur den Pfosten. Den Abpraller nahm Kapitän Auer dieses Mal selbst zur Brust, vollstreckte aus kurzer Distanz zum 2:0.
Ein Assists und ein eigener Treffer - in seinem 200. Zweitligaspiel war Benjamin Auer wieder komplett mit von der Partie. Der Kapitän hatte sein Team im Griff, welches vorne überraschte und hinten relativ sicher stand. Auch wenn sich die Schwarz-Gelben nicht auf ihrer Führung ausruhten, wurden die Gäste bis zur Pause aktiver. Krumpen musste verstärkt eingreifen, am starken Jungkeeper ging jedoch kein Ball vorbei.
So blieb es zur Pause beim deutlichen und auch verdienten Ergebnis, welches auf den Rängen für einen erneuten Beifall sorgte.

Trainer Funkel vertraute auch in Hälfte Zwei auf sein "Erfolgsteam" der ersten 45 Minuten, während die Gäste direkt einen Doppelwechsel vornahmen. Diese trugen scheinbar auch direkt Früchte, denn kurz nach seiner Einwechslung stand Buddle bei einer Flanke Hartmanns genau richtig und köpfte den Ball unhaltbar vorbei an Tim Krumpen. Der hilflose Keeper musste zusehen, wie sein Team nach hinten einzubrechen drohte. Die Lücken wurden größer, Ingolstadt kam - der Anschluss schien nur der Anfang zu sein, denn die Oberbayern hatten sich mit dem Rückstand noch lange nicht abgefunden.
Die Gastgeber kamen dahingegen nur noch selten bis an die gegnerische Strafraumgrenze. Einzig und allein Jubilar Auer brachte die Hintermannschaft der Oberbayern noch einmal zum zittern. Seinen Lattentreffer konnte, wie es bei den ersten beiden Treffern der Fall gewesen war, allerdings niemand verwandeln.

Nach dem missglückten Versuch des Kapitäns zogen sich die Schwarz-Gelben wieder zurück. Man stand nun fast komplett in der eigenen Hälfte, hatte die Offensivarbeit eingestellt und sich vollkommen auf die Defensivarbeit konzentriert. Der Wechsel von Stehle für Yabo verstärkte das Gefühl, dass die Aachener das Ergebnis über die Zeit retten wollten.
Doch dazu sollte es nicht kommen. Die Ereignisse der letzten Woche lag den Tivoli-Kickern noch in den Knochen, hatte man in Dresden schließlich bis kurz vor Schluss geführt und dann - in der Nachspielzeit - noch einen Treffer kassiert. So ging ein Zittern um, bei einem Blick auf die Uhr. Zwei Minuten ließ Schiedsrichter Tobias Christ nachspielen, in denen die Gäste noch einmal alles nach vorne warfen.
Bei der letzten Ecke entschied sich deswegen FC Keeper KirchsteinAachener vor ihm klären. Auer spielte Odonkor in den Lauf, der zwei zurück gebliebene Abwehrmänner gekonnt zurück ließ und dann auf den leeren Kasten zulief. Kirchstein hatte dem schnellen Flügelflitzer nicht folgen können, der Ex-Nationalspieler versenkte das Leder gekonnt im Kasten und ließ sich dann feiern - zurecht.

Die Schwarz-Gelben hatten den ersten Sieg der Saison eingefahren, in einer Partie so viele Tore geschossen, wie bislang in der gesamten Spielzeit. In seinem Jubiläumsspiel hatte Kapitän Auer wieder den Kasten getroffen und sich mit zwei Assists nicht nur an allen Toren sondern am ganzen Spielgeschehen beteiligt.
Schon am Freitag geht es nun zum VfL Bochum, welcher dem Coach der Alemannen noch gut bekannt sein müsste. An alter Wirkungstätte soll seinem Team der nächste Dreier gelingen, denn nur mit einer Serie schafft es die Alemannia schnellstmöglich aus dem dunklen Tabellenkeller zu entfliehen.
Ein Anfang dafür sei gemacht. Mit dem Sieg über Tabellennachbarn Ingolstadt überholt man diesen und findet sich nach dem 12. Spieltag nun auf dem 17. Tabellenplatz wieder. Auch wenn der Stand immer noch keine vollkommene Erleichterung schafft, lässt das Ergebnis jedoch wieder hoffen.
Die Alemannia hat das Gewinnen nicht verlernt - für die Zukunft ein gutes Omen.

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