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Ein trauriger Einstand

Auch unter neuem Trainer kann Alemannia den Bann nicht brechen


Nach neunzig Minuten mit leeren Händen dazustehen - damit kennt sich Schwarz-Gelb wohl am besten aus. Fünfzehn Mal musste man allein in der vergangenen Saison eine bittere Niederlage einstecken, stieg dann, am vierunddreißigsten Spieltag, mit nur zwei Punkten Rückstand auf den Karlsruher SC auf direkte Weise in die dritte Liga ab.
Damals dachte man, am Tivoli hätte man gelernt, dass jeder Punkt am Ende zählt, dass jeder kleine Fehler zum Verhängnis werden und ein jeder noch so kleine Ausrutscher dem Verein das Genick brechen kann. Doch mittlerweile täuscht man sich stetig, stellt man Vermutungen über diesen so unberechenbaren Klub auf. So musste man beispielsweise schon vor gut zwei Wochen überraschender Weise den ersten Trainer der Saison verabschieden, auch wenn damit zu diesem Zeitpunkt niemand gerechnet hatte. Auf das Konto von Ralf Aussem gingen zehn Punkte und zwei Niederlagen, mit dem neuen Trainer summiert sich die Anzahl dieser Pleiten nun auf drei auf. Denn im ersten Pflichtspiel unter René van Eck musste die Elf vom Tivoli den nächsten Rückschlag in der unbrechenbarsten Liga des deutschen Profifußballs einstecken. Dabei hatte sich der Neue gleich zu Beginn so viel vorgenommen...

Die Alemannia aus ihrem Tief holen, aggressiver spielen, Vollgas geben und gewinnen - so oder so ähnlich gestaltete sich wohl das Vorhaben des Holländers, als dieser zur Partie gegen die Spielvereinigung Unterhaching erstmals für Schwarz-Gelb auf der Bank Platz nahm. Personell veränderte er sein Team auf gleich vier Positionen, obwohl er zuvor angekündigt hatte, es nicht komplett umzustrukturieren.
Doch mit Thomas Stehle, Robert Leipertz, Freddy Borg und Neuzugang Christian Weber waren gleich vier Alemannia-Akteure in die Startformation gerutscht. Während Borg den verletzten Thiele ersetzte, verdrängten die anderen einsatzbereite Profis auf die Reserve-Bank. Für Leipertz nahm dort der zuletzt starke Florian Müller Platz, Seyi Olajengbesi musste für den gleichaltrigen Innenverteidiger Stehle Platz machen und für "den Neuen" spielte Sascha Herröder den Bankwärmer. Der Rest blieb wie gehabt: Die Abwehrreihe um Weber und Stehle wurde von Erb und Baumgärtel ergänzt. Kai Schwertfeger rutschte neben Timo Brauer auf die Doppelsechs. Die Zehnerposition besetzte wie gewohnt Kapitän Albert Streit, während Heller und Leipertz über die Außen kamen. Den Kasten bewachte unverändert Tim Krumpen.

Der Abstieg in der letzten Saison, der wohl als größte Ernüchterung der letzten Jahre gilt, steckt allen Anhängern von Schwarz-Gelb immer noch tief in den Knochen. Mehr als präsent ist die Erinnerung an diese ernüchternde Zeit, die mit ebenso - vergleichbar kleinen - Dämpfern begonnen hatte, wie zur Zeit. Denn einst waren es nur wenige Punkte, die nicht eingefahren werden konnten und mit denen man anschließend mehr und mehr in die Versenkung geriet.
Allzu schlimm ist die Situation zur Zeit noch nicht, trotz alledem: Was zuletzt am Tivoli geschah, will dort so schnell niemand ein zweites Mal erleben. So war das harmlose Agieren des Teams den Anhängern auf den Rängen schon vor der Halbzeitpause ein Dorn im Auge. Nicht eine nennenswerte Aktion, keine gefährliche Situation war aus dem Spiel hervorgegangen, die ein Unentschieden zu dieser Zeit rechtfertigte. Vereinzelt hatten die Offensivkräfte der Alemannia ein "Schüsschen" auf das gegnerische Tor abgegeben, doch Ambitionen, dieses Spiel damit zu gewinnen, hatten sie bei weitem nicht.
Doch das Team von Neucoach van Eck machte ohnehin nicht den Anschein, als wäre dies die vorgegebene Zielsetzung. Vielmehr ließ man den Gegner kommen, ihr eigenes Spiel abziehen - mit schweren Folgen. Nicht ganz eine Stunde war gespielt, da musste Keeper Tim Krumpen das Leder erstmals aus dem Netz fischen. Traurig musste man sich nicht nur auf den Rängen eingestehen, dass dieser Paukenschlag mehr als nur verdient gekommen war.
Mit einem Aufbäumen - einem Wachrütteln - rechnete man am Tivoli schon gar nicht mehr, viel zu groß war die Befürchtung, nur wieder enttäuscht zu werden. Man war es ja nicht anders gewohnt.
Umso überraschender gelang den Kickern aus der Kaiserstadt dann - gut sieben Minuten später - der Ausgleich durch Marcel Heller. Alemannia schien doch einen Sieg zu wollen, Blut geleckt zu haben. Mit Kefkir für Leipertz sollte der Wunsch nach dem nächsten Treffer umso schneller realisiert werden - doch es dauerte keine fünf Minuten, da zerplatzte auch dieser Traum wie eine Seifenblase.
Denn die Bemühungen des Teams hielten nicht lange an, da machte man es dem Gegner wieder kinderleicht, die größtmögliche Anzahl an Punkten mit in die Heimat zu nehmen. Ein ruhender Ball, eine Unachtsamkeit der Viererkette - schon war es passiert. Ein erneutes Aufbäumen der Gastgeber? Nicht in Sicht. Da konnten auch die Wechsel von Müller für Brauer und U19 Talent Maciej Szewczyk für Schwertfeger nichts mehr rütteln. Die Gäste konnten vielmehr noch einen draufsetzen und machten mit dem 3:1 rund vier Minuten vor Schluss noch alles klar.

So blieb bei einer - unter'm Strich absolut verdienten - Niederlage für Schwarz-Gelb, die sich nahtlos an die letzte anfügt. Auch mit neuem Trainer kann der Bann nicht gebrochen werden; Alemannia macht sich weiter selbst kaputt - einfach nur traurig.

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