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Willkommen im Tabellenkeller

Nach der Pleite gegen Babelsberg rutscht die Alemannia weiter ab




Als die Mannschaft nach Spielende noch einmal aus der Kabine kam, fand sie in der Gästekurve noch viel verstörtere Gesicher vor, als kurz nach dem Abpfiff. Es herrschte Fassungslosigkeit und es bestand ordentlich Redebedarf - dort, wo vereinzelt schon winzige Tränen flossen. Mehr als je in dieser Saison fühlte man sich zurückversetzt in die Letzte, in der es ähnlich harmlos angefangen dafür aber umso schlimmer geendet hatte.

Während den Fans auf den Rängen dieses Ende - dieser bittere Abstieg - noch sehr gut in Erinnerung ist, kennen viele Spieler und auch der Trainer dieses Szenario höchstens aus dem Fernsehen oder von Erzählungen. Damals wurde den Verantwortlichen der Ernst der Lage erst viel zu spät bewusst, heute - am zehnten Spieltag - liegt hinter uns bereits der erste Paukenschlag, die Beurlaubung des ehemaligen Cheftrainers.
Doch auch dieser Wechsel, der an der beklemmenden Situation etwas ändern sollte, trägt bis heute keine Früchte. Vielmehr rutscht die Alemannia immer weiter in das ab, was sich am Tivoli nach der letzten Saison niemand mehr zurück wünscht - nämlich in den Abstiegskampf, der nach der Partie in Babelsberg wieder bittere Realität geworden ist. 

Dabei hätte man annehmen können, aus dem Auftritt René van Ecks hätte das Team etwas lernen können. Denn nachdem man gegen Unterhaching in der letzten Woche vor heimischer Kulisse mit 1:3 verloren hatte, handelte der neue Übungsleiter rigoros. Der 46-Jährige Niederländer spannte nicht nur den Ton mächtig an - seinen Worten sollten auch direkt Taten folgen. Als Konsequenz für einen „Ego-Trip“ hatte er Oguzhan Kefkir kurzerhand zur U23 versetzt. Im Vergleich zum vergangenen Spieltag nahmen dann gegen Babelsberg weitere Startelfler der letzten Woche auf der Bank Platz.
Dafür setzte van Eck große Worte auf den wiedergenesenen Verteidiger Kristoffer Andersen. Der belgisch-dänische Neuzugang sollte neben Kai Schwertfeger den Platz von Timo Brauer  vor der Viererkette einnehmen, die mit Ausnahme von Seyi Olajengbesi unverändert aus Fabian Baumgärtel, Mario Erb und Christian Weber bestand. Dario Schumacher feierte zudem sein Startelf-Debüt und kam zusammen mit Heller über die Außen. Kapitän Streit bekam ebenso wie Angreifer Freddy Borg das Vertrauen des Trainers geschenkt und besetzte die Zehnerposition von Schwarz-Gelb. Tim Krumpen hütete wie gewohnt den Kasten.

Wer sich erhofft hatte, im Vergleich zur letzten Woche eine andere - eine bessere - Alemannia spielen zu sehen, der wurde wieder einmal bitter enttäuscht. Die rund dreihundert mitgereisten Fans, die für ihre sechshundert Kilometer-Tour durch ganz Deutschland mehrere Stunden unterwegs gewesen waren, sahen nichts, für das sie für all die Strapazen auch nur in geringster Weise entschädigt wurden.
Das Spiel im größten Stadtteil Potsdams lag auf unterstem Spielniveau, Alemannia zeigte rein gar nichts von dem, was sie so lang und breit angekündigt hatte. 
Dass man aus alledem, was in der Vergangenheit passiert war, gelernt hatte, war nicht im geringsten sichtbar. Vielmehr musste man sich weiter dem Abgrund entgegen spielen. Von leidiglich zwei Schüssen, die gefährlich auf das Tor von Tim Krumpen gingen, stammte der eine vom eigenen Mann - den anderen verwandelten die Babelsberger noch vor der Halbzeitpause zum 1:0 Zwischenstand.
Der Tabellenvorletzte hatte ebensowenig gezeigt wie die Alemannia, die mit Schumacher (bzw. Streit) und Heller zwei hunderprozentige Chancen besaßen, wurden jedoch durch ihre Effektivität belohnt. So lag der Gegner glücklich vorne, doch Alemannia schaute nur zu und reagierte nicht. 

Nach der Pause ließ man den Gegner weiter kommen, beinahe ununterbrochen hagelte das Leder jetzt auf Keeper Krumpen ein - daran konnte auch der eingewechselte Schumacher-Ersatz Timo Brauer nichts ändern.
Alemannia machte also nicht den Anschein, als wolle sie etwas am Ergebnis ändern. Trainer van Eck versuchte, die Gemüter mit den Wechseln von Leipertz für Andersen und Pozder für Borg noch einmal zu erhitzen, was jedoch vollkommen nach hinten los ging.
Fünf Minuten vor dem Ende sah Marcel Heller für unglückliches „Nachtreten“ glatt Rot. Nach Spielende zückte der Schiedsrichter dann noch einmal den roten Karton. Nachdem Streit während des Spiels für eine Beschwerde um nicht geahndeten Foulspiels Gelb gesehen hatte, wurde er zunächst mit Worten vom Schiedsrichter angegangen. Als er auf diese einging, wurde er sofort des Feldes verwiesen. Damit fehlen der Alemannia am nächsten Spieltag gleich zwei weitere Stammkräfte.

Die restlichen Neun mussten anschließend dann noch den Kopf für das Hinhalten, was sie verbockt hatten. Doch bis auf Mario Erb und Robert Leipertz - die ausgerechnet Jüngsten der Mannschaft - trat keiner bis an den Zaun vor. Nachdem man sich bereits verabschiedet hatte kam man jedoch noch einmal aus der Kabine zurück um sich gemeinsam den Fans zu stellen, die fassungslos auf den Rängen zurückgeblieben waren.
Denn nach dem zehnten Spieltag ist die Alemannia nun in den Tabellenkeller der dritten Liga abgerutscht. Mit gerade einmal zehn Punkten finden sie sich in der Tabelle auf den siebzehnten Rang wieder und markieren damit nun den schlechtesten Absteiger aus der zweiten Bundesliga.
Schon am Dienstag empfängt das Team auf dem Tivoli zur dritten englischen Woche nun Preußen Münster. Die Elf von Trainer Pavel Dotchev hat zur Zeit einen richtigen Lauf. Mit 21 Punkten stehen sie in der Tabelle auf Platz zwei, nachdem sie am gestrigen Tag Arminia Bielefeld mit 4:0 deklassierten.

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