Alemannia hat die Fäden in der Hand
In der Augsburger Puppenkiste tanzte wider Erwarten alles nach der Pfeife der Schwarz-Gelben. Die verdorbene Party fand man am Ende auf der entgegengesetzten Seite wieder – Fardi und Kratz setzten den Grundstein für einen verdienten 2:1 Erfolg.
Sonnige 25 Grad maß das Thermometer vor der Augsburger impuls Arena am Sonntag vor der Partie gegen den Aufstiegsaspiranten. Bei schönstem Wetter hatten rund 200 Aachen er den Weg in den Süden Deutschlands gefunden. Nach der 1:5 Heimpleite gegen Aufsteiger Erzgebirge Aue in der vergangenen Woche forderten nicht nur die Fans auf den Rängen eine "Wiedergutmachung". Hinter geschlossenen Türen hatte es auch bei der Alemannia unter der Woche "gekracht", wie Trainer Hyballa berichtete. Zu dem Debakel am vergangenen Sonntag folgten unter der Woche zwei 'denkwürdige' Entscheidungen - Aimen Demai und Thorsten Stuckmann wurden, wie zuvor hier schon einmal berichtet, mit sofortiger Wirkung vom Profikader suspendiert, trainieren in der angebrochenen Wochen weiterhin bei den Amateuren mit.
Im Fokus am Sonntag stand jedoch hauptsächlich das Debakel gegen die Veilchen. Während man bis zur 69. Minute eigentlich relativ kompakt gestanden hatte, folgte innerhalb der folgenden 7 Minuten ein kompletter Einbruch. 4 Tore in verflixten Sieben Minuten - etwas, das man im deutschen Profifußball auch nicht täglich zu sehen bekommt.
Dementsprechend reagierte der Coach was die Startaufstellung gegen den designierten Aufsteiger betraf: Junglas, Arlsan und Feisthammel, von denen vor allem letzterer in der letzten Woche viel Kritik einstecken musste, weil er bei allen Gegentreffern nicht sonderlich gut aussah, mussten für Uludag, Casper und Olajengbesi das Feld räumen. Eine - abermals - veränderte Viererkette sollte es also richten. Viel defensiver als zuletzt begann man in dieser mit Oljajengbesi und Stehle, sowie Achenbach und Casper auf den Außenbahnen. In einem 4-3-3 agierten gleich drei Alemannen vor der Abwehr. Neben Kratz im zentralen Mittelfeld agierten daneben Höger auf Rechts, sowie Radjabali-Fardi auf Links. Im Sturm fand man neben Auer in der Mitte Stieber auf Rechtsaußen, sowie Uludag auf Linksaußen. Im Tor stand wie gewohnt David Hohs.
Von Anfang an hatte man sich vom potenziellen Aufsteiger wohl viel mehr erwartet. Mit 61 Punkten residierten die Schwaben auf dem zweiten Tabellen Platz, 5 Punkte auf Verfolger Bochum. Dazu lag die letzte Niederlage der Rot-Grün-Weißen eine halbe Ewigkeit zurück. 534 Minuten waren sie ohne Gegentreffer. Dementsprechend war man in den Anfangsminuten wohl von mehr ausgegangen. Auch wenn der FCA seinen klaren Spielzeugen weiterhin treu blieb, den Weg zum Tor suchten die Schwaben jedoch nicht. So waren es die Schwarz-Gelben, die nach etwas mehr als 10 Minuten den ersten Angriff starteten und direkt punkteten. Brillant hatte sich Marco Höger auf Rechts durchgesetzt, der Ball kam zu Radjabali-Fardi, der die Übersicht behielt und aus spitzem Winkel einnetzte (13').
Etwas schockiert vom frühen Gegentreffer trat der Favorit in den Folgeminuten auf. Es dauerte jedoch nur knappe fünf Minuten, bis sie wieder zurück ins Spiel fanden. Ein Schuss aus kurzer Distanz lenkte Hohs zur Ecke, ein erstes Signal vom Gastgeber (19').
Es bleibt die erste und einzige Empfehlung für die Bundesliga in den fortgeführten Anfangsminuten der ersten Hälfte. Während die Alemannia im Laufe der Saison gefühlte tausend Chancen für einen Treffer brauchte, schien es gegen die Bayern einfach besser zu laufen. Denn auch die zweite Chance der Gäste trug zum überraschenden Erfolg bei. In der Mitte kommt Kevin Kratz zum Ball, spielt den in der Defensive aushelfenden Oehrl gekonnt aus, fasst sich aus rund 20 Metern ein Herz und versenkt das Leder mit viel Fingerspitzengefühl in der linken unteren Ecke. Keine Chance für Keeper Jentzsch, 2:0 aus Sicht der Alemannia (24') - so konnte das doch weiter gehen.
Eiskalt in der Offensive, hinten ließ man nichts anbrennen. Die Alemannia spielte munter auf, zeigte ein komplett anderes Bild als in den vergangenen Wochen. Kratz hatte mit einem Freistoß wenige Minuten nach seinem zweiten Saisontor direkt die nächste dicke Chance, welche jedoch zur Ecke geklärt werden konnte. Die folgende Hereingaben köpften die Augsburger ohne Mühe aus dem eigenen Strafraum (29').
Auch die Augsburger kommen im Verlauf einmal bis an den gegnerischen Strafraum. Einen Schuss von Baiers kann Hohs parieren, die nachfolgende Ecke setzte Oehrl über das Gehäuse der Schwarz-Gelben (32').
Als Oehrl das nächste Mal im Strafraum der Schwarz-Gelben auf sich aufmerksam machte, hatte das jedoch einen weniger glimpflichen Ausgang. Der Stürmer wurde von Thomas Stehle vor dem Kasten Hohs' zu Fall gebracht, Schiri Dingert zeigte ohne mit der Wimper zu zucken auf den Punkt.
Für die Schwaben trat Stephan Hain an, der für seinen Club noch keinen Elfmeter verwandelt hatte. Doch es gab schließlich immer ein erstes Mal - Hain trat locker an, verwandelte eiskalt und ließ damit Keeper Hohs auf der Linie keine Chance - nur noch 2:1 (39').
Die Antwort der Schwarz-Gelben lässt nicht lange auf sich warten.Bei einen Stieber Freistoß geht Höger in die Luft, um Keeper Jentzsch zu täuschen, dieser lässt sich jedoch nicht beirren und kann das Leder gerade noch entschärfen, ehe es im langen Eck untergehen kann (42').
Es blieb die letzte Aktion in Hälfte Eins. Pünktlich pfiff Schiedsrichter Dingert zum Pausentee, mit einer Führung im Nacken traten die Alemannen den Weg zur Kabine an.
Verletzungsbedingt musste Trainer Hyballa zur Pause wechseln. Mirko Casper klagte mit Problemen an den Adduktoren, für ihn stand in Hälfte Zwei Babacar Gueye auf dem Platz. Und auch die Augsburger hatten in der Halbzeit gewechselt. Für Oehrl agierte im Augsburger Sturm nun Toptorjäger Michael Thurk.
Anders als in den ersten Minuten der vergangenen Halbzeit kam Augsburg deutlich frischer aus der Kabine. Die erste Aktion galt somit den Gastgebern, Olajengbesi kann jedoch klären, bevor Werner im Aachener Strafraum an den Ball kommen kann (47').
Eine weitere Änderung in der Aachener Viererkette stand schon wenige Minuten nach Wiederanpfiff auf dem Programm. Ebenfalls Verletzungsbedingt schied Thomas Stehle aus, für ihn stand nun Tobias Feisthammel in der Innenverteifigung (53').
Wenige Sekunden nach dem frühzeitigen Wechsel dann die dicke Chance zum nächsten Schwarz-Gelben Treffer: Der zuvor eingewechselte Feisthammel kam am nach einem Kratz-Freistoß am langen Pfosten zum Ball, köpft jedoch knappe 2 Meter neben den Kasten Jentzsch'.
Auf der Seite der Gastgeber folgte nun ein weiterer Wechsel. Traore sollte es statt Werner richten, die Augsburger wollten dem Aufstieg heute nun sichtbar näher kommen. 2 Siege fehlten dem FCA noch, im Ergebnis gegen den Tabellen 10. aus Aachen spiegelte sich der Wunsch der Erfüllung dieses Traumes jedoch nicht wieder.
Um dies zu ändern ist es der frische Mann Traore, der die ersten Weichen zu setzten versucht. Seinen Schuss aus 20 Metern konnte Hohs jedoch parieren (65').
Hüben wie drüben boten sich jetzt Chancen im Minutentakt. Alemannia hätte durch das Duett Auer/Stieber alles klar machen können, der Ungar setzte sich auf Rechts durch und ließ den Ball wie gewohnt in den Strafraum fliegen, wo Auer am langen Pfosten schon lauerte, den Ball jedoch nicht im Tor versenken konnte (67').
Leichtfertig ging man mit der Führung um. Die Alemannia scheinte es spannend machen zu wollen, schafft es nicht, die Führung zu erhöhen und alles klar zu machen. Stattdessen rückte man immer weiter in die Defensive. Der Sturm half hinten aus, teilweise war es nur der Linksaußen Gueye, von dem man in der kompletten zweiten Halbzeit überhaupt nichts sah, der irgendwo in der Gegnerischen Hälfe verweilte, ungedeckt, weil er zuvor schon öfters bewiesen hatte, dass wenn ein langer Ball Hohs ihn erreichte er den Ball sogar ungedeckt ins Seitenaus katapultierte.
Die Alemannia also nun komplett defensiv eingestellt, versuchte ihr Ergebnis nun über die Zeit zu drücken. Mit dem einläuten in die "verflixte siebzigste Minute" (wenn man nur einmal auf den vergangenen Spieltag zurückblickt) kam für die Augsburger der Ex-Alemanne Daniel Brinkmann ins Spiel. Am Zuge waren jetzt nur noch die Gastgeber: Nachdem Traore es mit einem Lupfer über Schlussmann Hohs versucht hatte (73'), hatte Augsburg die große Chance zum Ausgleich schon auf dem Fuß liegen. Eine Ecke der Schwaben rutschte Hohs durch die Finger, Hain kam ungedeckt zum Abschluss, zog jedoch deutlich über den Kasten der Schwarz-Gelben (74').
Keeper Hohs stand nun unter Dauerbeschuss. Erst parierte er gegen Thurk und Hain, dann musste er nach einer Hereingabe Brinkmanns nicht mehr eingreifen, weil Baier und Hain knapp über den Ball rutschten (78').
Die Alemannia verteidigte jetzt mit (fast) allen Spielern. Hohs sah (angeblich wegen Spielverzögerung) die gelbe Karte, Dingert hatte nicht gesehen, dass der Keeper der Schwarz-Gelben vom Balljungen den Ball in Mitten seines Gesichtes gekriegt hatte. Von der Bank griff nun auch noch einmal Hyballa ein. Er brachte den schnellen Radu für den ausgelaugten Auer, der im kompletten Spiel sehr wenig vor dem gegnerischen Kasten aufgetaucht war.
Die reguläre Spielzeit neigte sich dem Ende, Schiri Dingert setzte noch einmal drei Minuten drauf. Thurk versuchte es in diesen letzten Minuten noch einmal aus der Distanz, dies brachte jedoch auch nichts zählbares ein. Es war dann auch die letzte Aktion des Spiels. Augsburg spielte in Hälfte eins einfach nicht wie ein Aufsteiger, Alemannia hatte das Quäntchen Glück auf ihrer Seite. Die Aufstiegsfeier der Schwaben gesprengt waren es die Tivoli-Kicker, die nach dem Spiel überglücklich ihren Sieg feierten. 11 Mann auf dem Platz, die Trainer auf den Bänken und knapp 200 mitgereiste Fans erlebten einen überraschenden, jedoch verdienten Sieg in der impuls Arena.
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