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Der Blick zurück

Alemannia und das wohl schwärzeste Jahr der Vereinsgeschichte




2012 - das war ein Jahr voller Emotionen, voller Entscheidungen und Schicksalsschläge, die Anhänger des Traditionsvereins ereilten und 2012 zu einem Jahr machten, dem man nur zu gerne den Rücken zuwendet und das man am liebsten in die hinterste Schublade der Erinnerungen steckt.
Doch wollen wir vorne anfangen, am Anfang, an dem die Hoffnung noch nicht aufgegeben war, dass 2012 im Vergleich zu den letzten ein Gutes werden könnte.

Januar - Nach dem Abschluss der Liga vor der Winterpause hatte sich die Alemannia den 14. Tabellenplatz gesichert und zeigte sich im neuen Jahr gewillt, an dieser Situation schnellstmöglich etwas zu ändern. Von zwei Hallenturnieren in der Vorbereitung gewann Schwarz-Gelb Ersteres und bewies auch im nächsten ihre Fähigkeiten.
Beim Ligastart gegen den FC St. Pauli sollte an diese Erfolge angeknüpft werden - mit Erfolg. Doch die neugewonnene Motivation sollte nicht von langer Dauer sein. Schon in Cottbus reichte es wieder nicht für einen Dreier - Alemannia geriet abermals in einen Strudel, der sie nach unten zog; doch dieses Mal sollte es von dort aus nicht wieder nach oben gehen.

Anfang April wurde dann die Reißleine gezogen. Mit dem erst Ende September eingestellten Trainer Friedhelm Funkel schien man zu keinem Ergebnis zu kommen, für ihn sollte es der Mann richten, der schon im vergangenen Jhr vorübergehent funktioniert hatte. Und tatsächlich: Ralf Aussem schaffte es, das Team, das schon am Boden lag, noch einmal umzukrempeln, die letzten Kräfte zu mobilisieren, um den drohenden Abstieg im Schlussspurt doch noch abwenden zu können. Mit dem 3:3 Unendschieden, bei dem Schwarz-Gelb geich dreimal in Führung gegangen war, startete man eine Serie - gewann gegen Bochum und den KSC und schaffte es so, am letzten Spieltag noch Chancen auf den Klassenerhalt durch Relegation zu haben. Doch beim TSV 1860 München sollte es nicht reichen: Weil der KSC zeitgleich gegen die bereits aufgestiegene Eintracht aus Frankfurt gewann, blieb der Sieg bei den Bayern nutzlos. Zum ersten Mal nach dreizehn Jahren hatte die Alemannia damit am fünften Juni 2012 den Weg in die dritte Liga anzutreten.

Dem Schicksalsschlag, der mit als schwärzester Tag der Vereinsgeschichte eingehen sollte, folgte ein tiefer Schleier der Trauer, der jedoch nicht von allzu langer Dauer sein sollte. Denn auf die verkürzte Sommerpause folgte am Tivoli große Euphorie: Nach dem Abstieg in die Drittklassigkeit sollte es in der Kaiserstadt wieder aufwärts gehen - zahlreiche Neuverpflichtungen sollten über die Abschiede der Alten hinweg helfen.
Mit dem Auftaktspiel in Bielefeld Mitte Juli stieg die Vorfreude, eine vollkommen neue Alemannia endlich wieder siegen zu sehen. Doch unter der Leitung von Cheftrainer Ralf Aussem konnten die Ergebnisse den neuen Sportchef Uwe Scherr nicht zufrieden stellen. Kurzerhand beschloss der 46-Jährige, fortan getrennte Wege mit ihm zu gehen und entließ neben Aussem auch gleich den Rest des Trainerteams um Co-Trainer Burlet und Torwarttrainer Hans Spillmann am achten Spieltag. 
Eine Woche nach der verfrühten Trennung mit Aussem & Co. wurde am Tivoli ein neuer Mann vorgestellt, der es von dort an zu richten hatte. Unter René van Eck sollte die gestrauchelte Alemannia in Liga 3 Fuß fassen - doch so wirklich von Erfolg konnte man auch durch den Trainerwechsel nicht reden.
Durch die ständigen Niederlagen kehrte erneute Unruhe in der Kaiserstadt ein. Man war auf dem besten Wege, sich wieder dort einzunisten, wo man erst in der letzten Saison monatelang fest gesessen hatte, im Tabellenkeller der Liga - da, wo man sich vor der Saison überhaupt nicht gesehen hatte.
Denn der schwarz-gelbe Traditionsverein hatte nach dem Abstieg aus der zweiten Liga in der Unterklasse als Favorit gegalten und auf ganzer Linie enttäuscht.

Ende November sollte es dann noch dicker kommen: Die durch den Bau des neuen Stadions entstandenen Kosten konnten nicht länger gedeckt werden. Der Abstieg habe nun auch finanziellen Folgen hinterlassen, Alemannia trat mit ihren Schulden an die Öffentlichkeit und gab bekannt, zahlungsunfähig zu sein. Damit musste der Schritt in die Insolvenz vollzogen werden und Schwarz-Gelb stand als erster Absteiger der Saison in die Regionalliga fest.
Dieser Schicksalsschlag überschattete die immernoch desolat schlechten Ergebnisse in der Liga . Schwarz-Gelb gab bekannt, wie viel Geld schlussendlich fehle und startete sämtliche finanziellen Rettungsaktionen. Neben Rettungsfanartikeln und Spendenkonto soll im Januar des neuen Jahres auch ein Benefitzspiel gegen den FC Bayern München frisches Geld in die Kassen bringen, das dazu beiträgt, dass es die Alemannia auch im nächsten Jahr noch gibt.

Während bei anderen Vereinen die größten Pläne für's neue Jahr nicht größer ausfallen könnten, scheint es für Schwarz-Gelb ein Jahr zu werden, in dem es um das nackte Überleben geht. Das Jahr 2013, von dem wir noch nicht wissen, was es uns geben wird - von dem wir aber sicher sein können, dass es 2012 mit seinem negativ Trend unter keinen Umständen toppen kann!

Abschließend möchte ich mich mit TypischLinksAussen für ein mehr oder minder tolles Jahr bedanken. Auch wenn die Zeiten schlecht waren habe ich mit euch neuen Mut tanken können. Ich wünsche somit allen Lesern und Fans der Alemannia einen guten Rutsch ins neue Jahr, wo es mit TypischLinksAussen in eine neue Runde geht. Bis dann!

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Ein krönender Abschluss

Beim letzten Heimspiel diesen Jahres macht Leipertz den Sieg perfekt


Trotz gefühlter Minusgrade füllten sich die Ränge des Tivolis am Samstag gewaltig. Der Grund lag nahe: Wie es im kommenden Jahr am Tivoli weitergehen wird, liegt noch unbekannter Zukunft. Man nutzte die Gelegenheit, sich vom ein oder anderen bereits vorab zu verabschieden, obwohl um ihren Verbleib in der Soers noch kein Trubel gemacht wurde.

Vor der Partie gegen Arminia Bielefeld, welche die letzte Heimpartie der Schwarz-Gelben am Tivoli darstellen sollte, galt jegliche Aufmerksamkeit ohnehin der Drohung der Blau-Schwarzen, das Spiel vom DFB verschieben zu lassen. Grund hierfür war der Vorwurf sogenannter Wettbewerbsverzögerung, müsse der Aufstiegsaspirant aus Ostwestfalen schließlich noch vor der Winterpause (in denen der Kader von Schwarz-Gelb ja minimiert werden soll) ein zweites Mal gegen die "starke" Alemannia antreten, während Vereine, die erst nach der Pause auf den Verein trafen, gegen eine "schwächere" Alemannia.
Nach intensiven Gesprächen mit dem Deutschenfußballbund sah man von solch einem Antrag jedoch ab, der Austragung der Partie an diesem Wochenende stand demnach nichts mehr im Wege.


Die Alemannia, die im Gegensatz zur vorherigen Woche mit einer kleinen Änderung in die Partie startete, dominierte das Spiel von vornherein. Der satte Unterschied beider Mannschaften wurde nur in der Tabelle sichtbar, auf dem Platz dahingegen standen sie sich in nichts nach. Denn das Team von René van Eck machte Druck, vor dem gegnerischen Kasten blieb man jedoch der gewohnte Chancentod.
In Persona Thiele hatte die Alemannia in der Anfangsphase die größten Chancen, vergab diese jedoch auch am großzügisten. Neben dem Neuzugang vom FC Schalke 04 waren die Chancen von Leipertz oder auch Kollege Drevina präziser, zum Torerfolg führten sie jedoch nicht.

So plätscherte die Partie vor sich hin. Die Gäste zogen sich in die eigene Hälfte zurück und nutzten ihre Gelegenheiten zum Kontern. Schwarz-Gelb machte das Spiel dahingegen breit, nutzte die Flügel und hatte - alles in allem - mehr vom Spiel.

Nach einer jedoch torlosen ersten Hälfte lud Schiedsrichter Unger nach fünfundvierzig Minuten zum Pausentee. Trainer van Eck entschied sich, nicht zu wechseln, und behielt die Anfangsformation somit bei. Wie auch zu Beginn dieses Spiels kamen beide Mannschaften ähnlich gut zurück ins Spiel. Auch wenn die erste Szene den Gästen galt, Alemannia hielt dem Druck stand und schien genau dort weiter machen zu wollen, wo sie in der ersten Halbzeit aufgehört hatten, als plötzlich der herbe Rückschlag folgte: Aus der Entfernung flog der Ball auf den Kasten Melkas zu, Hille tauchte plötzlich am Elfmeterpunkt auf und lenkte die Kugel unhaltbar in die Maschen. Die Aachener reklamierten - auf dem Platz und auf den Rängen - hatten sie den Torschützen schließlich alle im Abseits gesehen, dabei jedoch Wilschrey vergessen, der mit einem Sturz das Abseits aufgehoben hatte.

Dem Frust über den unverdienten Gegentreffer folgte etwas, das man am Tivoli lange nicht mehr gesehen hatte. Wie ausgewechselt erhöhte Schwarz-Gelb sogleich den Druck, den Siegeswillen jedes einzelnen hätte man gefühlt noch kilometerweit spüren können.
Und der Kampf des Team, das in dieser Saison so viel gegeben doch beinahe alles verloren hat, sollte sich ausgezahlt haben: Schon im direkten Gegenzug brachte Youngster Robert Leipertz den alten Spielstand zurück auf die Anzeigetafel. Doch damit nicht genug: Wenige Minuten später kam der Ball nach einem Traumdoppelpass zwischen Baumgärtel und Kefkir erneut zu Leipertz, der mit einem Schuss aus naher Entfernung zum 2:1 Siegtreffer einnetzte.

Denn wenige Minuten später war Schluss. Die Fans auf den Rängen tobten, riefen den doppelten Torschützen zum "HUMBA" auf den Zaun und feierten ihr Team, dass nach all dem Kämpfen endlich das erreicht hatte, wonach sie sich schon so lange gesehnt hatten: Dem Dreier vor heimischen Publikum.

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