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Marmor, Stein und Eisen bricht!



Es waren die Bilder des Spiels, als sich Friedhelm Funkel nach der Partie gegen seinen Ex-Klub am Mittelkreis von jedem einzelnen Spieler verabschiedete. Die Rückkehr des erfahrenen Fußballlehrers überschattete das eigentliche Derby, was bei der Alemannia so auch noch nie vorgefallen war.
Ein Meisterschaftsspiel gegen den VfL Bochum bedeutete vor allem für die Schwarz-Gelben stets pralle Derbystimmung. Mit rund 2.000 Mann waren die Anhänger der Tivoli-Kicker nach Bochum gereist, um nach dem vielversprechen, ersten Sieg ihrer Elf vom vergangenen Spieltag auf den nächsten zu hoffen.
Personell gesehen standen die Zeichen vor dem Flutlichtspiel nämlich  noch besser als bei der Begegnung gegen Ingolstadt: Bas Sibum konnte nach abgesessener Gelb-Sperre auf seine alte Position zurück kehren, womit er Manuel Junglas wieder zurück auf die Ersatzbank kickte. Die Doppelsechs stellte sich daher aus dem Holländer und Aimen Demai zusammen, während David Odonkor und Ray Yabo über Außen kamen. Unverändert durfte Radu abermals neben Auer ran, die Abwehrreihe setzte sich wie in der letzten Woche aus den bekannten Gesichtern zusammen. Lediglich im Kasten der Schwarz-Gelben sollte der nächste Wechsel vollzogen werden: Der wiedergenesene Stammkeeper Waterman ersetzte den starken Krumpen der letzten Woche. Weil sich David Hohs zuvor das Syndesmoseband angerissen hatte, durfte der Schlussmann der zweiten Mannschaft seinen Ersatz markieren.

Nicht geschwächt von der Pokalpartie, welche die Blau-Weißen unter der Woche noch austragen mussten (4:1 gegen Unterhaching), kam die Elf von Andreas Bergmann besser in die Partie. Die Gäste standen sehr tief, was den Kickern aus dem Ruhrpott kaum entgegen kam. 
Durch Standards allerdings waren die Blau-Weißen gefährlich, gewannen die Mehrheit an Zweikämpfen und bereiteten Aachens Schlussmann mit ihren häufigen Abschlüssen aus der Entfernung schon früh Probleme. Doch Waterman ließ sich von den Angriffen der Gastgeber nicht beirren und pushte seine Jungs nach vorne, was mitunter auch zum Erfolg hätte führen können. Denn die erste Möglichkeit der Tivoli-Kicker hatte sich direkt sehen lassen können: Nach einer Ecke durch Timo Achenbach kam plötzlich Olanjengbesi, der Überraschungs-Torschütze der letzten Woche, ans Leder, zog allerdings unglücklich am Tor vorbei.
Auch wenn die Aachener alles ins Spiel warfen - viel kam bei dem Ganzen nicht heraus. Eine ganze Weile lang prägten Fehlpässe im Mittelfeld die Partie, vorne war Alemannia nicht aggressiv genug und hinten stand man neuerlich viel zu offen. Somit war es nur eine Frage der Zeit, bis die Bochumer die Defizite ihrer Gegner zu ihrem eigenen Vorteil verwendeten. Die Alemannen ließen den Gastgebern Raum zu Spielen - und wurden damit kurz vor Ende der ersten Halbzeit dann selbst bestraft: Inui kam aus rund 20 Metern völlig frei zum Ball und ließ mit seinem nur leicht plazierten Schuss Keeper Waterman ziemlich alt aussehenen.

Die 1:0 Pausenführung der Bochumer hinderte die mitgereisten Fans in ihrer Kurve nicht daran, ihr Team weiter mit guter Stimmung zu versorgen. Nach 45 Minuten wurden die Kicker mit dem Spruch "Kämpfen, Aachen, Kämpfen und Siegen!" in die Kabine verabschiedet, was neben der harten Ansprache des Trainers zum Erfolg in der zweiten Halbzeit führen sollte.
Und als hätte man es herbei geschworen: Die Alemannen kamen in Hälfte Zwei tatsächlich besser ins Spiel als die Hausherren. Trainer Funkel hatte einen ungewohnt frühen Wechsel vollzogen, indem er für den schwachen, gelb-vorbelasteten Odonkor Manuel Junglas gebracht hatte. Weil Junglas wieder über Rechts kommen sollte, rückte Ray Yabo zurück auf Linksaußen, was der Köln-Leihgabe deutlich entgegen kam: Auf alter Position startete Yabo schon wenige Minuten nach Wiederanpfiff durch, umkurvte einige Bochumer Abwehrmänner und zog dann schlussendlich auch noch selber ab. Luthe kam im Kasten der Blau-Weißen gerade noch an's Leder.
Der Schlussmann aus dem Ruhrgebiet wurde in den kommenden Minuten immer wieder in Szene gesetzt, weil die Aachener Offensivmannschaft jetzt die Führung übernahm. Immer wieder kreuzte der eingewechselte Manuel Junglas im gegnerischen Sechszehner auf, konnte allerdings nicht einmal kaltblütig vollstrecken.

Alemannia hatte die größeren Spielanteile, doch dass man vor'm Tor generell nicht gerade die größte Gefahr ausstrahlt, wird schon dann sichtbar, wenn man einen Blick auf die Tabelle wirft. Mit dem Remis des FC Ingolstadt beim Tabellenzweiten aus Frankfurt ist die Alemannia Tabellenletzter. Gerade einmal sechs geschossene Tore zieren die Statistik, das ist - immer noch - ein absoluter Negativrekord.
Dass man die schlechteste Offensivmannschaft im bezahlten Profifußball besaß, sollte selbst bis in den Ruhrpott langsam vorgedrungen sein, was im Laufe der zweiten Halbzeit dazu führte, dass sich die Bochumer immer weiter in die eigene Hälfte drängen ließen. Nun stand der VfL tief, sodass die Alemannia nur noch aus der Distanz zu einem Abschluss kam. Bas Sibum hatte eine Viertelstunde vor Schluss die größte Möglichkeit aus rund 30 Metern, sein Schuss ging jedoch knapp am Tor vorbei.
Es sah mal wieder danach aus, als würde die Alemannia ein Spiel aus der Hand geben, dass man in der zweiten Halbzeit vielleicht sogar noch hätte drehen können. Die eingewechselten, neuen Kräfte, wie Stiepermann und Uludag, konnten in den letzten Minuten auch nicht mehr die Akzente setzen, die man sich gewünscht hatte, sodass der Coach nur noch einen Apell an sein Team hatte: "Schmeißt jetzt alles nach vorne!"
Diese Ansprache schien Früchte zu tragen; ein Mann, den man - wenn überhaupt - nur bei Standards vor dem gegnerischen Tor vorfand, wurde in der 90. Minute von Torhüter Luthe zu Fall gebracht. Es war wieder einmal Tobias Feisthammel, seines Zeichens Torschützenkönig der Alemannia (und das als Innenverteidiger!), der einen Elfmeter für sein Team rausholte. Mit der gelben Karte war Luthe gut bedient, hätte es für den Schlussmann der Blau-Weißen schließlich auch glatt Rot geben können. Doch der Stammkeeper hatte noch einmal Glück gehabt und sollte somit wenigstens die Chance bekommen, seinen Fehler wieder glatt zu bügeln. Der bereits aussortiert gewesene Aimen Demai sollte den späten Erfolg der Aachener garantieren - doch er scheiterte. Der sichere Elfmeterschütze der letzten Wochen hatte sich die falsche Ecke ausgesucht, mit seinem schwach geschossenen, unplatzierten Schuss hatte er es Luthe dazu noch umso leichter gemacht.

Mit dem Strafstoß ertönte der Schlusspfiff im alten Ruhrstadion. Nach dem vielversprechenden Sieg über den FC Ingolstadt folgte in Trainer Funkels alter Heimat der nächste, herbe Rückschlag. Nach der Niederlage im Bochumderby sanken die Köpfe der 2.000 mitgereisten Fans gen Boden - dahin, wo sich die Alemannia momentan befindet. Als Tabellenschlusslicht, ganz unten - trotzalledem ertönten weder Pfiffe noch böse Worte, während die Heimfans ihr Gewinnerteam feierten. "Marmor, Stein und Eisen bricht!", hallte es aus der Gästekurve. "Aber Alemannia nicht. Alles, alles geht vorbei, doch wir bleiben treu - treu!"
Und vielleicht gab wenigstens das Kraft, zu Hause - vor voller Hütte - den nächsten Erfolg einzufahren.

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Die Pappenheimer sind wieder da

Alle nach Bochum, gegen den Abstieg! 


Nur 44 Tage nach seiner Beurlaubung kehrt Friedhelm Funkel an alte Wirkungstätte zurück. Über Jahre hatte der ehemalige Trainer der Blau-Weißen an der Seitenlinie getobt, Niederlagen über sich ergehen lassen und Siege gefeiert. Am Freitag würde der 57-Jährige allerdings lieber mit seinen Schwarz-Gelben den nächsten Erfolg einfahren, wenn diese zur 13. Meisterschaftspartie in das rewirPOWER-Stadion geladen werden. 
Es wird voll werden in der Arena, nicht weit entfernt vom heimischen Tivoli. Der alte Hase im Geschäft hat seinen neuen Kasten bestückt mit über 30.000 der Schwarz-Gelben Anhänger noch nicht einmal zu Gesicht bekommen - jedenfalls nicht dann, wenn er selbst für sie auf der Trainerbank Platz nahm.
Doch dies solle sich ändern, schnellst möglich, fordert der Coach. Man will den Tivoli wieder besucht sehen, von jung und alt, ob gegen den FC Bayern München oder Wegberg Beek. Sicher ist, dass nur eine entsprechende Leistung ein "volles Haus" nach sich zieht. Wie oft ist einem in den letzten Wochen zu Ohren gekommen, wie man denn nur "Fan" von so einer "schlechten Mannschaft" sein kann. Sie würden ja eh "immer nur verlieren, die Pappenheimer". 
Wer diesen Worten trotzte und am Sonntag dennoch den Kasten der Schwarz-Gelben aufsuchte, konnte diesen Leuten schon am nächsten Tag mit breitem Grinsen gegenüber sitzen. Die Alemannia hatte nämlich einen Anfang gemacht. Auf gut Deutsch: Die Pappenheimer sind sind wieder da.

Nach einer beachtlichen Reihe an sieglosen Partien konnte die Alemannia am Sonntag das Eis brechen und die ersten 3-Punkte der Saison am Tivoli behalten. Wo zuvor magere fünf Punkte aufleuchteten strahlen jetzt immerhin acht - gleich wie Tabellennachbar Ingolstadt, mit welchem direkt nach der Partie die Plätze getauscht wurden. Die Alemannia markiert demnach nicht mehr das Tabellenschlusslicht, hat es erstmals seit dem achten Spieltag geschafft, sich nicht nur auf der Stelle zu bewegen.
Um in der Tabelle auch noch weiter anzusteigen und an den Erfolg vom vergangenen Sonntag auch in Bochum anzuknüpfen, fehlen dem Coach jedoch wichtige Stammkräfte der letzten Wochen.
David Hohs hatte sich in der Vorbereitung auf das Spiel gegen Ingolstadt das Syndesmoseband angerissen, Kevin Kratz fehlt weiterhin nach erfolgreich überstandenen Leisten-OP. Und auch bei Namensvetter Kevin Maek stehen die Zeichen auf ein Comeback eher schlecht. Der 22-Jährige hat sich neben seinem Syndesmosebandriss noch einen Meniskusriss zugezogen; Lennart Hartmann und Anouar Hadouir plagen sich weiterhin mit altbekannten Problemen herum.
Schon öfter hatte der Coach aufgrund von personellen Engpässen in die Trickkiste gegriffen, ob er sein Erfolgsteam auf gleich mehreren Positionen umstellen wird bleibt jedoch zweifelhaft. Bislang steht lediglich fest, dass Stammkeeper Boy Waterman nach Verletzungspause wieder zwischen die weißen Pfosten zurückkehren wird. Tim Krumpen, der Schlussmann der zweiten Mannschaft, wird für David Hohs auf der Ersatzbank Platz nehmen.

Seitens der Fans steht bereits fest, wer morgen den Weg ins Ruhrgebiet antreten wird. Über 1250 Karten wurden bereits im Vorverkauf an den Mann gebracht - vor Ort werden noch einige folgen. Denn der Auftritt bei den Blau-Weissen steht unter einem besonderen Motto. Alle nach Bochum, gegen den Abstieg! - Hieß es noch am Sonntag.
Und um dies zu versichern ist ein Sieg von Bedeutung.

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Von Hoffnung(strägern) und Glück(spatronen)

Alemannia und der erste Sieg der Saison.

 



1.047 Minuten war es her, dass Benjamin Auer den Kasten nicht mehr getroffen hatte. Zuletzt schoss er am 34. Spieltag der vergangenen Saison das entscheidene Tor zum 1:1 Remis gegen Absteiger Bielefeld - seitdem steht beim ehemaligen Torschützenkönig der Liga die "Null".
Doch in seinem 200. Zweitligaspiel sollte endlich der Knoten platzen. Zum Kellerduell empfingen seine  Schwarz-Gelben Tabellennachbarn FC Ingolstadt, der mit nur 3 Zählern Vorsprung auf dem 17. Tabellenplatz verweilte, welchen man selbst mit einem Sieg jedoch einnehmen konnte.
Obwohl man oftmals nah dran gewesen war, wartete man am Tivoli bislang vergebens auf den ersten Erfolg. Die Tatsache, dass der Gast aus Oberbayern die schlechteste Defensive der Liga besaß, brachte allerdings Hoffnung auf einen Sieg, sah man darüber hinweg, dass man selbst über die schwächste Offensive dieser verfügte.

Auf drei Zähler war die Elf von Trainer Funkel bislang erst gekommen - das war Negativrekord. Um diesen Rekord nicht länger zu halten, durfte Kapitän Auer im Sturm beweisen, dass er schon gut 200 Ligaspiele auf dem Puckel hat. An seiner Seite markierte Sergiu Radu dahingegen seinen etwas unerfahreneren Sturmpartner.
Nach seiner abgesessenen Rot-Sperre rückte Manuel Junglas wieder in die Startformation. Obwohl man angenommen hatte, dass er die Position des gelbgesperrten Sibums im zentralen Mittelfeld einnehmen wird, stürmte Junglas über Außen. Während David Odonkor die rechte Seite dicht machte, durfte Ray Yabo den "Sechser" spielen. Direkt daneben fand man Aimen Demai wieder, der im letzten Spiel gegen Dresden ein überzeugendes Bild von sich gegeben hat. Und auch Debütant Falkenberg hatte in seiner ersten Partie alles richtig gemacht und durfte sich deswegen erneut auf alter Position beweisen. Die Abwehrreihe setzte sich wie folgt aus Falkenberg, Olajengbesi, Feisthammel und Achenbach zusammen.
Auch wenn Funkel sich nicht vorgenommen hatte, folgenschwere Wechsel in der Startformation vorzunehmen, war er kurzfristig doch noch dazu gezwungen. David Hohs, der den angeschlagenen Stammkeeper Waterman ersetzen sollte, hatte sich im Aufwärmtraining das Syndesmoseband angerissen, womit sofort feststand, dass er für mehrere Wochen ausfallen wird.
Weil die holländische Nummer Eins noch nicht ganz fit war, durfte U23-Keeper Krumpen den Kasten hüten. Wenn auch angeschlagen nahm Waterman auf der Ersatzbank Platz.


Nicht nur als neutraler Zuschauer langweilten die ersten Minuten. Es lag eine gewisse Anspannung in der Luft; keines der beiden Teams kam überdurchschnittlich gut ins Spiel. Hohe Bälle und Fehlpässe prägten die ersten Minuten und man konnte nahezu an einer Hand aufzählen, wie oft die Alemannia das gegnerische Tor erreichte.
Doch auch Ingolstadt fand keinen Weg nach vorne, stand tief und ließ die Schwarz-Gelben so kommen. David Odokor hatte die erste Möglichkeit, als er auf der rechten Außenbahn durchstartete und den Ball gen Tor flankte, Keeper Kirchstein klärte vor Auer und Co.
In einer Phase, in der man dann überhaupt nicht damit gerechnet hatte, dass dieses Spiel überhaupt noch an Spannung gewann, jubelte die Aachener Hälfte und auf den Rängen gab es kein Halten mehr. Benjamin Auer köpfte nach einer Flanke den Ball an den Pfosten, dann sprang das Leder zurück und Innenverteidiger Olajengbesi hielt "die Nase" hin. Dem Senegalesen war die Kugel ins Gesicht gesprungen, weswegen er für seinen ersten Treffer nur bedingt verantwortlich war.

Der Tivoli hatte sich vom ersten Jubel noch gar nicht erholt, als die Hände plötzlich wieder hochgingen. Was war denn da los in der Aachener Offensive? Nach einem Freistoß Achenbachs traf Feisthammel erneut nur den Pfosten. Den Abpraller nahm Kapitän Auer dieses Mal selbst zur Brust, vollstreckte aus kurzer Distanz zum 2:0.
Ein Assists und ein eigener Treffer - in seinem 200. Zweitligaspiel war Benjamin Auer wieder komplett mit von der Partie. Der Kapitän hatte sein Team im Griff, welches vorne überraschte und hinten relativ sicher stand. Auch wenn sich die Schwarz-Gelben nicht auf ihrer Führung ausruhten, wurden die Gäste bis zur Pause aktiver. Krumpen musste verstärkt eingreifen, am starken Jungkeeper ging jedoch kein Ball vorbei.
So blieb es zur Pause beim deutlichen und auch verdienten Ergebnis, welches auf den Rängen für einen erneuten Beifall sorgte.

Trainer Funkel vertraute auch in Hälfte Zwei auf sein "Erfolgsteam" der ersten 45 Minuten, während die Gäste direkt einen Doppelwechsel vornahmen. Diese trugen scheinbar auch direkt Früchte, denn kurz nach seiner Einwechslung stand Buddle bei einer Flanke Hartmanns genau richtig und köpfte den Ball unhaltbar vorbei an Tim Krumpen. Der hilflose Keeper musste zusehen, wie sein Team nach hinten einzubrechen drohte. Die Lücken wurden größer, Ingolstadt kam - der Anschluss schien nur der Anfang zu sein, denn die Oberbayern hatten sich mit dem Rückstand noch lange nicht abgefunden.
Die Gastgeber kamen dahingegen nur noch selten bis an die gegnerische Strafraumgrenze. Einzig und allein Jubilar Auer brachte die Hintermannschaft der Oberbayern noch einmal zum zittern. Seinen Lattentreffer konnte, wie es bei den ersten beiden Treffern der Fall gewesen war, allerdings niemand verwandeln.

Nach dem missglückten Versuch des Kapitäns zogen sich die Schwarz-Gelben wieder zurück. Man stand nun fast komplett in der eigenen Hälfte, hatte die Offensivarbeit eingestellt und sich vollkommen auf die Defensivarbeit konzentriert. Der Wechsel von Stehle für Yabo verstärkte das Gefühl, dass die Aachener das Ergebnis über die Zeit retten wollten.
Doch dazu sollte es nicht kommen. Die Ereignisse der letzten Woche lag den Tivoli-Kickern noch in den Knochen, hatte man in Dresden schließlich bis kurz vor Schluss geführt und dann - in der Nachspielzeit - noch einen Treffer kassiert. So ging ein Zittern um, bei einem Blick auf die Uhr. Zwei Minuten ließ Schiedsrichter Tobias Christ nachspielen, in denen die Gäste noch einmal alles nach vorne warfen.
Bei der letzten Ecke entschied sich deswegen FC Keeper KirchsteinAachener vor ihm klären. Auer spielte Odonkor in den Lauf, der zwei zurück gebliebene Abwehrmänner gekonnt zurück ließ und dann auf den leeren Kasten zulief. Kirchstein hatte dem schnellen Flügelflitzer nicht folgen können, der Ex-Nationalspieler versenkte das Leder gekonnt im Kasten und ließ sich dann feiern - zurecht.

Die Schwarz-Gelben hatten den ersten Sieg der Saison eingefahren, in einer Partie so viele Tore geschossen, wie bislang in der gesamten Spielzeit. In seinem Jubiläumsspiel hatte Kapitän Auer wieder den Kasten getroffen und sich mit zwei Assists nicht nur an allen Toren sondern am ganzen Spielgeschehen beteiligt.
Schon am Freitag geht es nun zum VfL Bochum, welcher dem Coach der Alemannen noch gut bekannt sein müsste. An alter Wirkungstätte soll seinem Team der nächste Dreier gelingen, denn nur mit einer Serie schafft es die Alemannia schnellstmöglich aus dem dunklen Tabellenkeller zu entfliehen.
Ein Anfang dafür sei gemacht. Mit dem Sieg über Tabellennachbarn Ingolstadt überholt man diesen und findet sich nach dem 12. Spieltag nun auf dem 17. Tabellenplatz wieder. Auch wenn der Stand immer noch keine vollkommene Erleichterung schafft, lässt das Ergebnis jedoch wieder hoffen.
Die Alemannia hat das Gewinnen nicht verlernt - für die Zukunft ein gutes Omen.

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Ein Engel ohne Flügel



Um nur noch an ein Wunder glauben zu können, ist es in dieser Spielzeit noch ein wenig zu früh. Wir schreiben den zwölften Spieltag, die Alemannia ist mit mageren fünf Punkten weiterhin im Tabellenkeller gefangen. Markiert nahezu ohne Pause seit der ersten Begegnung das Tabellenschlusslicht der zweiten Bundesliga.
Ein bitterer Start mit Folgeschäden, "Alemannia so schlecht wie nie!" kann man vielen Stellungnahmen entnehmen - und leider muss man sich eingestehen, dass diese Zeile die momentane Situation ziemlich gut beschreibt.

Auch wenn die Funkel-Elf in der letzten Partie gegen Aufsteiger Dresden ein um Längen besseres Bild als in den Wochen zuvor von sich gab, sprach das Ergebnis wieder einmal für sich. Trotz guter Leistung hatte man in der Landeshauptstadt Sachsens nur einen Punkt geholt, war ganz knapp an einem Dreier vorbei geschrappt - dem ersten Dreier der Saison, auf den man am Tivoli so sehnlich wartet.
Ohne die dafür notwendigen Tore zu schießen sollte es der Alemannia allerdings umso schwerer fallen, ihren Fans endlich das erste Erfolgserlebnis zu bereiten. Drei Tore gehen aus elf bereits absolvierten Partien hervor - das ist absoluter Negativrekord in allen drei Profiligen.
Auch wenn es der Alemannia nicht um Rekorde-Sammeln geht, scheint sie wenigstens in dieser Hinsicht ein "Spitzenreiter" zu sein. Keine Siege, keine Tore und der Torschützenkönig ein Innenverteidiger, bei der Alemannia läuft momentan einfach so ziemlich alles falsch, was auch nur falsch laufen kann. 
Um alles wieder in ein angenehmes Gleichgewicht zu bringen fehlt vor'm Tor ein kaltblütiger Vollstrecker. Ein Angreifer, der die Buden macht, der stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort steht.

In den vergangenen Jahren verband man mit Kaptän Auer immer denjenigen, der folgerichtig all diese Kriterien erfüllte. Noch vor zwei Jahren teilte sich dieser mit zwei seiner Kollegen aus der Liga den Platz des Torschützenkönigs, in seinen elf Partien der laufenden Saison hat Auer allerdings nur minimal den Anschein gemacht, als würde er jemals wieder an Vergangenes anknüpfen, traf bislang nicht einmal selbst für sein Team. Beim erfahrenen Stürmer ist scheinbar die Luft raus - und das obwohl er mit seinem Einsatz morgen sein 200. Zweitligaspiel bestreiten wird.
Alternativen, die halten, was sie versprechen, müssen also her. Mit dem wenigen Etat, was der Alemannia zur Verfügung stand, konnte in der Sommerpause allerdings nicht korrekt aufgestockt werden. Man holte die falschen Leute, von denen man schlichtweg mehr erhofft hatte. 
Dahingegen ließ man Leute außen vor, die sehrwohl ihre Leistung erbrachten, auch wenn nicht auf einer mit der zweiten Liga vergleichbaren Ebene. Konkret ist die Rede von Daniel Engelbrecht, dem Toptorschützen der zweiten Mannschaft.

Schon im letzten Jahr durfte Engelbrecht immer wieder einmal Profiluft schnuppern. Der 20-Jährige sollte an die Mannschaft herangeführt werden, trainiert seither fast regelmäßig mit dem A-Kader - doch wirklich einbezogen wurde das Aachener Urgewächs nie. Häufiger hatte der beidfüßige Mittelstürmer unter Hyballa die Bank wärmen dürfen, doch auf einen Einsatz wartete das Talent vergeblich. 
Seit Wochen nun ist Engelbrecht im Aachener Profikader nicht aufzufinden. Nur mit ansehen darf er, wie es für die Alemannia sportlich immer weiter bergab geht, während er selbst nur für die Amateure seine Schuhe schnüren darf.
Für viele Anhänger der Schwarz-Gelben markiert Engelbrecht schon lange jemanden, der in das oben genannte Register fällt. Während ihn die Verantwortlichen noch für zu unentwickelt halten, was sie angeblich bislang davon abhielt, dem Jungen eine Chance zu geben, spricht die Statistik eine Tatsache an: In 10 Partien der NRW-Liga traf der Stürmer bislang 9 Mal; im letzten Jahr kam er auf rund 21 Zähler bei  rund 30 absolvierten Spielen. Würde er für die Profis auch nur halb so viele Treffer machen, würde er der Alemannia schon immens unter die Arme greifen.

Zum "Kellerduell" gegen Tabellennachbarn Ingolstadt könnte Engelbrecht erstmals die Chance bekommen, sich vor dem heimischen Publikum zu beweisen: Trainer Funkel hatte ihn in den Kader berufen, seine Position allerdings erstmal mit der Ersatzbank verbunden.
Ersetzen wird der mögliche Debütant Kevin Kratz, der am vergangenen Freitag erneut an der Leiste operiert worden war. Mit dem Eschweiler fällt ein weiterer, gesetzter Sechser aus, da sich Bas Sibumin in der Partie gegen Dresden zum fünften Mal den gelben Karton abholte. Der Holländer wird seine Sperre aussitzen müssen und schlüpft somit in die Rolle von Manuel Junglas, der nach einer roten Karte im Spiel gegen Fürth drei Spiele pausieren müsste.
Der junge Mittelfeldmann könnte schon morgen wieder in die Startelf rücken und zusammen mit Aimen Demai die Doppelsechs bilden. Der vor der Dresden-Partie bereits abgeschobene Defensivmann überzeugte ähnlich wie Abwehrkollege Kim Falkenberg. Beide sollten für morgen bereits gesetzt sein.

Und auch zwischen den weißen Pfosten wird es zu keiner Veränderung kommen. Da Boy Waterman weiterhin mit Hüftproblemen hantiert, wird David Hohs den Stammtorhüter ersetzen. Anouar Hadouir und Lennart Hartmann fallen zudem mit Knie- und Rückenproblemen aus.

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Alle guten Dinge sind drei

Ein Mutmacher der besonderen Art



Rudolf Harbig ist der Namensgeber des Stadions, das in seiner Gesamtheit dem Tivoli wohl am ähnlichsten sieht. Harbig war ein großer Leichtathlet seiner Zeit, hielt seine Rekorde im Lauf über 400 und 800 und 1000 Meter. Und auch der Dynamo gelang im gleichnamigen Stadion schon der ein oder andere Erfolg. Erst zu dieser Saison stiegen die Schwarz-Gelben mit ihrem Hexenkessel in die zweite Bundesliga auf, feierten in dieser bislang schon zwei Mal einen Erfolg vor heimischer Kulisse.
Auf ein Erfolgserlebnis warten die Tivoli-Kicker nach wie vor. Durch den Trainerwechsel erhoffte man eine Leistungssteigerung - die Tatsache, dass Trainer Funkel in seinen Partien gegen Union Berlin und den FSV Frankfurt allerdings keine Punkte einfahren konnte, spricht nicht gerade dafür.

Getreu dem Motto "Alle guten Dinge sind drei" sollte es in der dritten Begegnung unter Trainer Funkel endlich gelingen, die fälligen drei Punkte mit nach Hause zu bringen. Um für den Dreier zu garantieren stellte der Coach sein Team neuerlich um: Der wiedergenesene Abwehrmann Kim Falkenberg durfte in der rund 666 Kilometer entfernten Landeshauptstadt Sachsens sein Debüt feiern, nachdem er in den letzten Partien immer nur die Bank gewärmt hatte. Nicht einmal bis auf die Reservebank hatte es dahingegen Aimen Demai in den letzten Wochen und Monaten geschafft. Der Franzose war Mitte April mit sofortiger Wirkung vom Profikader suspendiert worden, genaue Gründe waren nie gefallen. Fakt war, dass der Mittelfeldmann unter Hyballa keine Chance mehr bekam, man hatte ihm sogar ans Herz gelegt, sich einen neuen Verein zu suchen, obwohl sein Vertrag noch längst nicht ausgelaufen war.
Trainer Funkel holte den abgeschobenen und längst abgeschriebenen Defensivmann nicht nur wieder zurück ins Boot, indem er ihn aktiv am Training Teil haben ließ; auch saß Demai am Samstag mit im Flieger in den Osten, stand dann, einen Tag später, überraschender Weise sogar in der Startaufstellung.
Weil Kevin Kratz kurzfristig aufgrund von Leistenproblemen passen musste, markierte Demai zusammen mit Bas Sibum die Doppelsechs vor der Abwehr. Diese bestand, neben dem Debütanten Falkenberg, aus Feisthammel, Olajengbesi und Achenbach. Während David Hohs im Kasten der Schwarz-Gelben erneut Boy Waterman vertrat, stürmten David Odonkor und Ray Yabo über die Flügel. Das erfahrene Sturmduo setzte sich aus Kapitän Auer und Sergiu Radu zusammen.


Dass die Alemannen in einer tiefen Krise stecken, sollte auch den Spielern auf dem Platz allmählich bekannt sein. Dennoch zeugte das Auftreten dieser nicht gerade davon, dass sie diese Tatsache in irgendeiner Hinsicht verunsicherte - ganz im Gegenteil. Die Alemannia bestimmte das Spiel der ersten Minunten, trat sicher und souverän auf und spielte sogar vor'm Tor ziemlich attraktiven Fußball. Die erste große Gelegenheit wurde durch Ray Yabo eingeleitet, der fast frei auf Keeper Hesl zu lief und das Leder dann knapp davor zu Odonkor querlegte. Der Ex-Nationalspieler verpasste die steile Hereingabe jedoch knapp.
Die Anfangsüberlegenheit legte sich jedoch wieder, als die Gastgeber von sich aus wieder mehr Wind in die Partie brachten. David Hohs musste jetzt häufiger eingreifen, hielt seinen Kasten jedoch stetig sauber und somit die "Null".
Eine unterhaltsame Partie, bei der eigentlich nur noch die Tore fehlten - so, wie bei eigentlich fast jeder der kürzlich absolvierten. Die Tivoli-Kicker brachte es in der aktuellen Spielzeit gerade einmal auf zwei Zähler! Das war nicht nur Rekordverdächtig sondern auch ausbaufähig.
Ein Treffer also sollte her, möglichst noch vor der Pause - und wer dafür bei der Alemannia zuständig war, wusste man ja: Tobias Feisthammel, der Innenverteidiger mit der wohl schlechtesten Trefferquote des gesamten Teams (wenn man das Training und die Erfahrungen der letzten Jahre mit einbezieht), war ausgerechnet derjenige, der bisher für alle Treffer der Schwarz-Gelben verantwortlich war. Und sogar, als die Anzeigetafel am Sonntag zum ersten Mal an diesem Tag ihr Ergebnis änderte und das dritte Saisontor der Gäste fiel, hatte der Blondschopf seine Finger mit im Spiel.
Ein eigentlich nicht gerade vielversprechender Freistoß aus rund 30 Metern hatte für die Euphorie gesorgt, denn kurz nach der Ausführung wurde im Sechszehner niemand geringeres als Tobias Feisthammel von einem Gegenspieler zu Boden gebracht. Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus zögerte nicht lange, "Klammern" hieß es, dann zeigte sie auf den Punkt.
Ein Schütze für den fälligen Strafstoß war schnell gefunden. Nach langer Pause durfte Aimen Demai antreten; der Franzose verwandelte sicher zum 1:0 Pausenstand, denn bis zum nächsten Pfiff passierte nichts mehr.

Der Trainer beließ es auch in Hälfte zwei bei seiner Anfangself, hatten durch den kurzfristigen Ausfall Kratz' schließlich nur fünf Feldspieler auf der Ersatzbank Platz genommen.
Wie im ersten Durchgang bestimmte Alemannia das Spiel nach der Pause. Bis an die Strafraumgrenze spielte man guten Fußball, doch darüberhinaus landete der Abschluss nie dort, wo er sollte: Und zwar hinter Keeper Hesl, in dessen Kasten. Die magere Torausbeute der Schwarz-Gelben war ihnen schon häufiger in dieser Saison zum Verhängnis geworden, beide Male zum Beispiel, als man selbst in Führung gegangen war.
Doch diesmal sollte es gar nicht erst dazu kommen, dass der Gegner das Spiel zu drehen bekam. Die glückliche Führung also galt es auszubauen, doch Yabo und auch "Tormaschine" Auer fehlte das Glück im Abschluss. Stiepermann sollte die Aachener Offensive noch einmal wachrütteln, kam rund 15 Minuten vor Schluss für den überzeugenden Aimen Demai.
Doch die Aachener ließen sich zu leicht hinten rein drängen, sodass Dynamo wieder ins Spiel fand. Keeper Hohs musste sich das ein oder andere Mal richtig lang machen, um das Leder noch mindestens mit den Fingerspitzen zu touchieren.

Und auch Kapitän Auer legte in den letzten Minuten des Spiels noch mal "Hand an" - im wahrsten Sinne des Wortes. Nach einem langen Ball in den Aachener Sechszehner war AuerDresdener reklamierten vergeblich, Bibiana Steinhaus schien den Alemannen drei Minuten vor Schluss den Sieg nicht mehr streitig machen zu wollen.
Die Anhänger hatten sich auf das Erfolgserlebnis eingestellt, auch wenn die Unparteiische noch einmal drei Minuten drauf packte. Der erste Sieg, in einem Stadion, dass dem eigenen so ähnlich sieht; bei einem Verein, der die gleichen Farben im Herzen trägt ... es wäre alles so schön gewesen, würde die Geschichte hier enden. Doch leider ist das Ende dieser Geschichte um einiges bitterer, denn die angesprochenen drei Minuten Nachspielzeit hatten es noch einmal in sich: Die erste Hereingabe der Dresdener konnten die Alemannen nur schwer aus dem Sechszehner klären. Nach langem Gewusel am Punkt gelang Yabo an das Leder, der damit an der Torauslinie durchstartete, den Ball allerdings ebenfalls nicht aus der Gefahrenzone schlug. Im Gegenteil, die Köln Leihgabe verlor den Ball an Bregerie, dessen Hereingabe erreichte Fort am langen Pfosten - die Nummer 9 musste nur noch hinhalten.


Niedergeschlagen und frustriert gingen die Tivoli-Kicker zu Boden, als Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus das Spiel daraufhin abpfiff. Sie hatten gekämpft, die Null gehalten - 93 Minuten lang - und wurden doch nicht belohnt.
Rudolf Harbig, der "Jahrhundert-Läufer" aus Dresden, hatte in seinem Leben als Leichtathlet wohl auch die ein oder andere Hürde zu meistern, obwohl er vielleicht kein Hürdenläufer war. Erst im Alter von 21 Jahren hatte Harbig mit dem Laufen angefangen - wenige Jahre später schon hielt er seinen ersten Weltrekord, der bei weitem nicht der einzige blieb. Als einziger Leichtathlet hielt Harbig gleichzeitig alle drei Weltrekorde über 400, 800 und 1.000 Meter, wurde Deutscher- und sogar Europa-Meister. Harbig hatte das erreicht, was ein jeder erlangen will: Erfolg. Die Alemannia wartet in dieser Spielzeit weiterhin vergeblich darauf.

Doch die Geschichte des jungen Sportlers zeigt, zu was ein Mensch im Stande sein kann. Auf gut Deutsch hatte Harbig erst spät den Arsch hoch gekriegt, hätte er schließlich viel eher schon anfangen können, zu trainieren. Doch die Tatsache, dass er, obwohl er vielleicht ein Spätzünder war, doch noch so viel aus seinem Leben gemacht hat, könnte möglicherweise ein bisschen Mut machen. 
Gut ein Drittel der laufenden Spielzeit ist nach diesem Spieltag erst absolviert, womit dem Team von Trainer Funkel ein Großteil aller Spiele noch bevorsteht. Rein rechnerisch gesehen sind noch 69 Punkte im Topf, von denen es jetzt gilt, so viele wie möglich auf's eigene Konto zu schaufeln. Mit den ersten drei Punkten könnte man bereits am Sonntag beginnen, indem man gegen Ligarivale FC Ingolstadt den ersten Dreier der Saison einfährt.

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Traumwandler Alemannia

Es hört sich wie ein schlechter Alptraum an, wenn man von der Entwicklung der sportlichen Lage der Alemannia erzählt. Mit vier Punkten Tabellenschlusslicht, auch zum 11. Spieltag noch ohne Sieg. Was noch vor wenigen Wochen als undenkbar erschien, ist jetzt bittere Realität. Neben der sportlichen Misere droht zudem der komplette, finanzielle Absturz, findet man nicht schnellstmöglich einen Ausweg aus den dunklen Tiefen des Tabellenkellers.
Es ist, als hätte man das Licht ausgemacht, im Traum Alemannia. Man hat sich mehr als nur einmal verschätzt, vertan und falsch spekuliert; machte viel zu häufig eine gute Miene zum bösen Spiel.

Im Prinzip ist es nicht schwer, den Ablauf der laufenden Saison in Worte zu fassen, stößt man allerdings auf Widrigkeiten, wenn man versucht, sich nicht stetig dabei zu wiederholen. Vielleicht liegt der Schlüssel zum Erfolg - der einfachst gehaltenen Beschreibung - ja einfach in der Darstellung. Einen Traum zumindest kann man mit Bildern ja auch besser beschreiben, als mit ausdruckslosen Worten:


Vergeblich wartet man am Tivoli jedoch auf ein "Erwachen". Das Erfolgserlebnis fehlt der Truppe, die schon nahezu mit einem Bein über'm Abgrund hängt. Nur zwei Treffer erzielte das Team mit der schlechtesten Offensive im bezahlten Fußball - am 11. Spieltag schon Rekordverdächtig.
Doch der Alemannia geht es nicht um Rekorde und Einträge in irgendwelchen Büchern, die diese auflisten: Punkte, Erfolge - SIEGE - sollen her', in Dresden soll abermals versucht werden, einen Grundstein zu setzen.

Ein Grundstein zum Erfolg, einer Serie, die der Alemannia garantiert, aus dem Dunkeln zu kommen, nicht mehr länger Schwarz zu sehen. Doch um diesen zu setzen muss Ruhe einkehren, die allerdings nur dann gesichert ist, wenn die Tivoli-Kicker endlich ihre Tore machen.
Personell gesehen ist von "Ruhe einkehren" keine Spur. Es finden ständig Rotationen statt, die das Spielgeschehen lockern sollen. Konstanz auf dieser Ebene ist nicht in Sicht.
An diesem Spieltag bekam Aimen Demai erstmals nach seiner Suspendierung im Frühjahr das Vetrauen des Trainers geschenkt und wird demnach morgen zumindest auf der Bank Platz nehmen. Und auch Kim Falkenberg steht vor seinem Debüt nach langer Verletztenpause, er saß, im Gegensatz zu Stammtorhüter Waterman und Landesgenosse Anouar Hadouir, die weiterhin verletzungsbedingt pausieren müssen, im Flieger Richtung Osten.

Dort wird gegen 13:30 Uhr eine Partie angepfiffen, die seitens der Alemannia von großer Bedeutung ist. Mittlerweile hat man begriffen, dass es in diesem Jahr um den Abstieg, um die eigene Existenz geht. Die Lizenz steht auf dem Spiel, geht es weiterhin finanziell bergab, während der ganze Klub ruiniert wäre, würde man sportlich den Sprung über die Klippe nicht schaffen.
Um über diese Klippe eine Brücke zu bauen fehlt es an Steinen, die im übertragenen Sinne für Tore und Punkte stehen. Dass ein Traumwandler solch eine Brücke nicht passieren kann, ist wohl allgemein bekannt. Die Alemannia also muss erst aufwachen, bevor sie einen Erfolg landen kann. Dass die Uhren im Osten gleich ticken, wie hier im Westen, sollte zumindest schon einmal dafür garantieren, dass die Wecker für morgen alle richtig eingestellt sind.

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Noch 12 Siege

Einst hatte man der 40-Punkte-Marke nur wenig Beachtung geschenkt und immer nur spaßeshalber, mitten in der Saison, von Klassenerhalt geredet. Doch jetzt, nur wenige Monate später, markiert dies das bittere Saisonziel. Als Schlusslicht der zweiten Bundesliga hat die Alemannia den schlechtesten Saisonstart aller Zeiten hingelegt, mit dem mageren Tor in Pauli einen neuen Negativrekord aufgestellt.
Während sich der Optimist an die Tatsache klammert, dass nicht einmal ein Drittel der laufenden Spielzeit schon verstrichen ist, hat der Pessimist die Alemannia längst abgeschrieben, sie als den ersten der zwei direkten Absteiger festgemacht. Und der Realist? - "Wir brauchen nur noch 12 Siege."

Der erste Dreier wäre ein Anfang, um die Fans wieder an eine Alemannia mit Zukunftsperspektive glauben lassen zu können - das wusste auch Trainer Funkel, der bei seinem Debüt gegen Union Berlin ziemlich alt ausgesehen hatte, als er ohne Punkte wieder zurück in die neue Heimat reisen musste.
Um wenigstens die Premiere vor heimischem Publikum glücken zu lassen, stellte der erfahrene Fußballlehrer sein Team neuerlich auf diversen Positionen um. Erneut durfte Hohs für den verletzten Waterman ran, der sich die Länderspielpause über aus zu kurieren hat. Wie in der letzten Woche startete die Abwehrreihe dahingegen unverändert. Jonas Strifler ersetzte fortführend Fardi, der nach seiner verletzungsbedingten Pause unter der Woche wieder ins Training eingestiegen war und zudem die Ersatzbank zierte. Neben dem Neuzugang von Dynamo Dresden bestand die Viererkette aus Olajengbesi, Feisthammel und Achenbach. Im 4-4-2 markierten Bas Sibum und Kevin Kratz die Doppelsechs, während über die Außen Ray Yabo und Alper Uludag stürmten. Wie sein Kapitän feierte der Türke sein Comeback in der Startelf, Benny Auer bildete zusammen mit Sergiu Radu ein erfahrenes Sturmduo.

Marco Stiepermann hatte die Neuerungen am schmerzlichsten zu spüren bekommen, denn die Dortmundleihgabe durfte zusammen mit dem weiterhin gesperrten Manuel Junglas nur von der Tribüne aus zugucken. Dafür hatte Funkel weiterhin Namen im Hinterkopf, die am Tivoli nicht einmal vom Stadionsprecher genannt worden waren. Neben bekannten Namen wie Odonkor, Stehle und Fardi saßen Kim Falkenberg, Fabian Bäcker und Lennart Hartmann auf der Ersatzbank.
Diese Umstellungen schienen ihre Früchte zu tragen, denn die Alemannia präsentierte sich in den Anfangsminuten grundlegend anders, als in den vergangenen Partien. Schwarz-Gelb war Spielbestimmend und gab den Hessen nur selten die Gelegenheit, überhaupt bis vor's Tor von David Hohs zu kommen. Wenn dem allerdings so war, dann machte man dem Begriff Torgefährlichkeit aber auch alle Ehre. Hauptakteur Chrisantus scheiterte in den Anfangsminuten jedoch häufig an Keeper Hohs.
Auf der Gegenseite fehlten dahingegen wieder die entschiedenen Zentimeter: Eine genaue Hereingabe von Uludag verpasste Abwehrrekke Olajengbesi nur knapp, das Leder ging Zentimeter am rechten Pfosten vorbei.

Wie man es von der Alemannia kannte stand man hinten zwar weitesgehend kompakt, doch auch vorne ließ man nichts anbrennen. Wenn der Ball einmal in den Strafraum der Gäste flog, dann fand er nur selten einen Abnehmer. Benjamin Auer hatte häufiger die Chance, vorne endlich alles klar zu machen, scheiterte dabei allerdings meist an sich selbst.
Weil man es vorne wieder zu nichts brachte, hatte man sich am Tivoli schon wieder auf einen torlosen Halbzeitstand eingestellt, als Stark an der Strafraumgrenze zu Boden ging. Auf Handspiel plädierend musste der von Strifler gefoulte Angreifer allerdings sofort weiter spielen, da Schiedsrichter Willenborg die Tätigkeit des Aacheners ungeahndet ließ.
Auch wenn es für die Frankfurter in Halbzeit Eins nichts mehr wurde, mussten sich die Anhänger der Schwarz-Gelben nicht mit einem torlosen Pausenstand zufrieden geben.

Tobias Feisthammel konnte sich noch vor dem Pausentee ordentlich feiern lassen. Der Innenverteidiger sorgte dafür, dass der Tivoli endgültig Kopf stand. Nach einer präzisen Flanke Uludags ging der Abwehrmann zum Kopfball hoch, traf das Leder genau und erziehlte damit nicht nur das zweite Saisontor der Alemannen, sondern auch von sich selbst. Erstaunlicherweise hatte man noch im letzten Jahr zu hören gekriegt, dass der ehemalige Zuwachs vom VfB Stuttgart "nichtmal im Training Tore schießen kann", als er in der vergangenen Saison sein erstes und einziges Tor erziehlte. In der laufenden ist er am 10. Spieltag jetzt sogar "Torschützenkönig".

Obwohl die Alemannen vom eigenen Treffer gestärkt nach vorne spielten, blieb es bis zur Pause beim erfreulichen Stand von 1:0.
Nach ordentlicher Kabinenansprache schickte Funkel sein Team ohne einen Wechsel vorgenommen zu haben zurück auf's Feld, während sich beim Gegner ein bekanntes Gesicht warm machte: Babacar Gueye sollte es in den verbleibenden 45 Minuten für Hofmeier richten, fand, wie bekannt, allerdings nur mäßig ins Spiel, obwohl er Hohs schon ab dem ersten Ballkontakt zu prüfen begann.
Die Alemannen kamen insgesamt noch viel schwerer zurück ins Spiel als der ausgeliehene Senegalese. Es dauerte nicht lange, da musste die Funkel-Elf daraus Konsequenzen ziehen: Chrisantus überlief Feisthammel nach einem Konter total und vollstreckte präzise ins linke, untere Eck.

Weil durch den Gegentreffer in Alemannias Offensive nun entgültig die Luft raus war, reagierte Funkel prompt. Er brachte Geheimwaffe Odonkor für Yabo, der schon in seiner ersten Aktion hätte glänzen können: Nachdem Kratz im Strafraum der Ball versprang und dieser postwendend zu Auer gelang, legte dieser für den WM-Helden ab, der sofort abzog und Klandt somit zu einer Parade zwang.
Es blieb bei einem kleinen Windstoß, der sozusagen die Ruhe vor dem Sturm markierte. Denn im direkten Anschluss zog der FSV davon - und schien fortan nicht wieder einholbar. Nach einem mageren Versuch Gueyes zeigte Mitspieler Chrisantus dem Sturmkollegen, wie man es besser zu machen hatte: Nach einem Freistoß gelangte das Leder zum Nigerianer, der Hohs mit dem Kopf keine Chance ließ.

Der FSV hatte das Spiel gedreht und Chrisantus der Alemannia die Laune vermasselt. Im direkten Anschluss brachte Funkel Fardi für Uludag, der noch einmal frischen Wind in die Partie bringen sollte, doch der große Sturm hatte den Tivoli-Kickern längst den Boden unter den Füßen weggerissen.
Wie ausgewechselt konnten sie nur zugucken, wie Chrisantus auch noch seinen dritten Streich hinterherschob, der damit nicht nur seinen Hattrick sondern auch das finale Endergebnis besiegelte.

Dicke Luft auf den Rängen, bei Fans, die am Freitag alle nach einander die Köpfe hängen ließen. "Wir sind Aaachener und ihr nicht!" durften sich die Spieler von den eigenen Anhängern anhören, die mehr als gefrustet rund 20 Minuten auf das gesamte Team einredeten und ihnen versuchte weis zu machen: "Wir ham' die Schnauze voll!"
Die Mannschaft harrte aus, begab sich - wohl ebenso gefrustet - zu denen, die ihren Unmut lautstark äußerten. Man starrte in ratlose Gesichter, egal welchen Blick die eigenen Augen fanden. Man konnte Benjamin Auer beobachten, der sich neben seinen Mitspielern und sogar Erik Meijer in die Menge begeben hatte, wie er häufiger die Schultern nach oben zog, als wolle er sagen: "Ich weiß doch auch nicht, was wir jetzt noch machen sollen."
Der Realist würde sich jetzt wieder zu Wort melden und einschieben "Gewinnen müssen wir!" - doch das ist bei der Alemannia halt zur Zeit leichter gesagt als getan.
Alemannia steckt in einer Krise, das sollte am Tivoli jetzt so langsam selbst der Letzte begriffen haben. Was für einen Ausgang diese finden wird - und vor allem wann - bleibt ungewiss. Fest steht, dass die Alemannia alleinig den Weg daraus finden kann, wenn alle an einem Strang ziehen. Wenn alle wieder "als Einheit auftreten.", wie Kapitän Benjamin Auer es in seine eigenen Worte fasst. "Wichtig ist jetzt aber, dass wir zusammen halten, und zwar Fans und Mannschaft!"