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Der nächste Schritt

Nach Insolvenzanmeldung richtet die Alemannia den Blick nach vorn


Auch zwei Wochen nach der Ankündigung des Vereins, dass dieser die drohende Insolvenz nicht mehr abwenden konnte, ist am Tivoli längst keine Ruhe eingekehrt. Anfang der Woche verkündete der DFB, Ermittlungen gegen den Traditionsverein in die Wege zu leiten, um zu prüfen, inwiefern vor der Saison falsche Angaben gemacht wurden, um nach dem Abstieg aus der zweiten eine Lizenz für dritte Liga zu erhalten. Stößt man dabei auf rechtswidriges Verhalten droht dem Verein neben einer Geldstrafe zusätzlich ein Punktabzug von drei Punkten.
Neben all den Hiobsbotschaften der letzten Wochen klang die Vermeldung am Dienstag dann schon positiver: Die Arminia aus Bielefeld hat von einem Antrag auf Spielverlegung nach intensiven Gesprächen mit dem DFB abgesehen. Damit kann sowohl die Partie am Samstag als auch alle weiteren diesen Jahres unbesorgt durchgeführt werden. Der Klub aus Ostwestfalen hatte der Alemannia Wettbewerbsverzerrung vorgeworfen, spiele er durch die Ausmistung in der Winterpause ja noch in der Rückrunde (Start: Dieses Wochenende) gegen die "starke" Alemannia, alle Vereine, die auf den insolventen Klub erst nach der Ausmistung treffen, gegen die "Schwächere".
Und auch die Nachricht vom gestrigen Mittwoch, dass dem Sanierungskonzept der Alemannia durch das Amtsgericht Aachen zugestimmt wurde, lässt am Tivoli hoffen. Demnach kann - sollten genügend weitere Sponsoren gefunden werden - der Spielbetrieb bis zum Ende der Saison fortgesetzt werden. Im Anschluss werde das Insolvenzverfahren eröffnet, der Verein steige in die Regionaliga ab und könnte dort ohne finanzielle Altlasten neu starten. Ein „Krönchen“ wurde dieser Verkündigung durch den Rücktritt des Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Meino Heyen aufgesetzt. Bevor der Verein dies am heutigen Morgen bekannt gab, hatte sich Heyen schon am gestrigen Abend bei den Gremienmitgliedern verabschiedet.

Damit kann der Blick am Tivoli wieder nach vorne gerichtet werden. Schon am gestrigen Abend machte die Alemannia die Bankverbindung des Rettungskontos öffentlich, auf das nun eingezahlt werden kann, um die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs zu sichern. Jeder Cent komme laut Verein lediglich dieser Maßnahme zu Gute.

Wenn am Samstag dann gegen vierzehn Uhr die Tore des Schwarz-Gelben Kastens geöffnet werden, hat jeder Fan noch einmal die Chance, den Verein mit dem Kauf des sogenannten Rettungsshirts zu unterstützen, das im Fanshop für 20 € zu haben ist.
Sportlich gesehen interessiert die Partie wenig. Lediglich für den möglichen Aufstieg Bielefelds könnte das Handhaben der Gäste interessant sein. Trainer René van Eck, der sich unter der Woche ein weiteres Mal zur Alemannia bekannte, stehen neben den Langzeitverletzten alle Spieler des Kaders zur Verfügung. Zum Jahresabschluss auf dem Tivoli erhofft sich die Alemannia ein volles Haus.

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Eine Partie mit Testspielcharakter

Sascha Herröder: "Für unsere Fans müssen wir weiterhin kämpfen."


Wo noch vor wenigen Monaten große Euphorie herrschte was den Neustart der Alemannia in Liga 3 betraf, werden nun nur noch die Köpfe hängen gelassen. Kurz nachdem die Shirts mit dem Aufdruck "Gemeinsam zum Klassenerhalt" in den Schrank gehängt wurden, werden nun jene getragen, die den Schriftzug "Rettung - mit mir" enthalten.
Denn nach dem Schritt in die Insolvenz fehlt dem Schwarz-Gelben Kultklub Geld an allen Ecken. Während die letzten beiden Heimspiele diesen Jahres bereits gerettet seien, bange man noch darum, den Spielbetrieb am Tivoli auch im nächsten Jahr aufrecht erhalten zu können. Gelingt dies nicht, so schreiben die Statuten des DFB eine Liquidierung des Vereins vor.

So wenig wie möglich sollte das Geschehen in den oberen Etagen des Vereins allerdings jene irritieren, die auf dem Platz jetzt nur noch um die Ehre spielen. Auch wenn es noch möglich ist, den Insolvenzantrag bis zum 30. Juni zurück zu ziehen, ist es unwahrscheinlich, die nötige Menge an Geld in so kurzer Zeit aufzutreiben.
Doch dieses Rettungsmanöver brächte ohnehin nur dann Erfolg, stände die Mannschaft zum Saisonende auch sportlich überm Strich - angesichts der Tatsache, dass ein Großteil des Kaders wohl zum Winter hin abdanken wird, ist jedoch auch dies nicht anzunehmen.
 
Jedes nun folgende Spiel gewinnt daher Testspielcharakter - der einzige Unterschied: Bei einem Testspiel ist der Rückhalt der Fans selten so groß, wie er es beispielsweise am Samstag war, als Schwarz-Gelb am heimischen Tivoli auf den Tabellenführer aus Osnabrück traf.


Knapp 12.000 Zuschauer fanden bei eisigen Temperaturen den Weg an die Stätte, von der man noch nicht genau weiß, wie es in Zukunft bei ihr weitergeht. Trainer René van Eck, der abgesehen von den Langzeitverletzten um Rösler, Demai & Co. auf den gesamten Kader zurückgreifen konnte, veränderte seine Elf im Vergleich zur Partie in Stuttgart nur auf wenigen Positionen. Der ehemals Gelb-Rot gesperrte Kapitän Streit kehrte dabei in die Startformation zurück und ersetzte Thiele auf seiner gewohnten Zehnerposition. Zudem bekam U19-Talent Drevina die Chance, sich zu profilieren. Für ihn nahm Andersen auf der Bank Platz.
Der Rest blieb unverändert: Die Viererkette vor Torhüter Melka bildete sich aus Baumgärtel, Olajengbesi, Herröder und U23-Außenverteidiger Robert Wilschrey. Zusammen mit Drevina bildete Schwertfeger die Doppelsechs, während  Heller zusammen mit Leipertz und Müller den offensiven Teil markierten.

Von den Hiobsbotschaften, die das Team in den letzten Wochen ereilte, ließ sich die Elf auf dem Platz nichts anmerken und kam viel besser als der Tabellenführer aus Osnabrück ins Spiel. Selbstbewusst und offensiv trat man auf - jetzt, wo man schließlich nichts mehr zu verlieren hatte -, bot dem Publikum den Fußball, den man sich alle Wochen zuvor so gewünscht hatte.
Schwarz-Gelb hatte klar mehr vom Spiel, kam viel häufiger als die Veilchen vor das Tor von Keeper Riemann. Der zwingende Abschluss jedoch fehlte, weswegen die Überlegenheit keinen Weg auf die Anzeigetafel fand.
In den Folgeminuten bekamen dann auch die Gäste einen größeren Anteil am Spielgeschehen. Indem sie sich in die eigene Hälfte stellten und auf Konter warteten, machten sie den Hausherren ein Durchkommen schwer, die schwachen Hereingaben aus der zweiten Reihe waren dann keine Probleme mehr für den gestandenen Torhüter der Osnabrücker.
Es dauerte lange, bis die Überlegenheit von Schwarz-Gelb in Ausgeglichenheit überschwang. Der klar stärkere Part zeigte nicht viel von dem, das ihn dazu berechtigte, seit Wochen an Tabellenspitze zu stehen. Schwarz-Gelb dahingegen kämpfte, wollte Zuschauern und Fans beweisen, dass man sich nun nicht hängen lassen wollte. Die magere Chancenverwertung und der nun erhöhte Druck der Gäste trug jedoch mit dazu bei, dass es auch zur Halbzeitpause mit einem 0:0 Unentschieden in die Kabinen ging.

Als Schiedsrichter Wolfgang Stark die Partie wieder anpfiff, starteten beide Teams ohne personelle Wechsel vorgenommen zu haben. Obwohl man durch die vielversprechende Anfangsphase der Gäste den Eindruck bekam, ihr Zug zum Tor würde sich in den Folgeminuten noch verschärfen, schien Alemannias Anfangszurückgezogenheit nur die Ruhe vor dem Sturm zu markieren. Schwarz-Gelb drängte die dominanten Osnabrücker zurück in ihre Hälfte, waren nun wieder klar überlegen und suchten stets den Weg zum Tor. Doch wo einst kein Glück war, kam nun auch noch Pech dazu: Gefühlte tausend Mal traf man Alluminum statt die weißen Maschen, blieb im Duell mit Torhüter Riemann stets Verlierer.
Dass man auch am Ende dieses Spiels als Verlierer vom Platz gehen sollte, war eine gute Viertelstunde vor Spielende noch nicht auszudenken. Als die Kräfte der Hausherren nachließen, begannen die Osnabrücker wieder Druck aufzubauen. Ein Schuss genügte, um das Ergebnis auf der Videowand in die Höhe schießen zu lassen. So sehr sich die Alemannia auch noch bemühte, dieses in den Schlussminuten wieder auszugleichen, musste sie sich nach neunzig Minuten mit einer erneuten Niederlage zufrieden geben. Trotz fabelhafter Unterstützung der Fanschaft tritt man nun schon am kommenden Samstag als Tabellenvorletzter erneut vor heimischen Publikum gegen die Arminia aus Bielefeld an.

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Der Kampf um das nackte Überleben

Vor der Partie gegen den VfL Osnabrück zählt am Tivoli nur eins


Zur Zeit kann kein Auge zugetan werden, ohne am nächsten Morgen aus der Zeitung wieder etwas Neues vom Tivoli zu erfahren. Nach der Vermeldung am letzten Freitag, dass der Traditionsverein nun doch Insolvenz anmelden muss, geht es in der Soers drunter und drüber und die Alemannia ist aus den Hauptmeldungen des Tages kaum mehr wegzudenken.
Denn auf den ersten Schock, dass man aufgrund dieses Insolvenzantrages nun als erster Absteiger in die Regionalliga feststeht, folgte die herbe 1:2 Niederlage bei der Zweitvertretung des VfB Stuttgart. Gegenüber dieser Hiobsbotschaften war die Nachricht, dass zumindest die nächsten Heimspiele - gegen den VfL Osnabrück (diesen Samstag, 14 Uhr) und Arminia Bielefeld (Samstag, 1.12., 14 Uhr) - gesichert seien, eine positive. Doch auf diese folgte sogleich der nächste Rückschlag: Schon für die weiteren Partien fehle Geld, um sie überhaupt am Tivoli austragen zu können. Werde der Spielbetrieb nicht fortgesetzt drohe dem Verein die Liquidierung, was mit einem Neustart in der Kreisklasse verbunden wäre. 

Ob die Alemannia ihre restlichen Spiele vor der Winterpause überhaupt so wie geplant austragen kann, liege jedoch nicht nur am Verein selbst. Weil dem Klub unter der Woche sogenannte "Wettbewerbsverzerrung" vorgeworfen wurde, weil man in der Winterpause ja einige Spieler verkaufe, die Rückrunde jedoch noch zuvor starte, forderten unteranderem Klubs wie Arminia Bielefeld (die im letzten Jahr in ähnlich prekärer Situation waren) eine Verlegung der Spiele. Der DFB werde nun in den kommenden Tagen im Interesse aller Vereine handeln, wobei auch ein kompletter Ausschluss der Alemannia aus dem Spielgeschehendaher möglich, jedoch sehr unwahrscheinlich wäre.


Vor der Partie gegen den VfL Osnabrück, der nun ebenfalls gefährdet ist, Insolvenz anmelden zu müssen, liegt der Fokus nicht im geringsten auf sportlicher Ebene. Viel mehr interessiert, was drumherum geschieht. Um die Alemannia am Leben zu erhalten, hat der Verein gewisse Rettungsmaßnahmen entwickelt: Zum einen ist ab Samstag ein sogenanntes Rettungsshirt zum Preis von 20 € zu erwerben, was ausschließlich der Zukunft des Vereins zugute kommt, zum anderen soll zum gleichen Zwecke in den kommenden Tagen ein Spendenkonto angelegt werden. Zudem fordern die Schwarz-Gelben dazu auf, die Ränge des Tivolis zu den Heimspielen zu füllen. Denn unklar ist, wie lange es wirklich noch dazu kommt, dass auf dem Rasen im schwarz-gelben Kasten Profifußball gespielt wird. In so einer schweren Zeit benötigt der Verein jegliche Unterstützung - denn nur gemeinsam sind wir stark!

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Das „Ende“ einer Ära?

Alemannia muss nun doch Insolvenz anmelden
und blickt in ungewisse Zukunft

 

Es waren Worte, die gesprochen, aber nicht so schnell realisiert werden konnten. Als die Alemannia am Donnerstagabend eine Pressekonferenz für den kommenden Morgen ins Leben rief, konnte man sich bereits denken, was auf dieser zu Tage kommen sollte. Wie bereits befürchtet kann sich die Alemannia aufgrund ihrer finanziellen Schieflage nicht länger über Wasser halten. Geld fehle an allen Ecken und Kanten, wie der Verein offenlegte sollen es bislang mehr als vier Millionen Euro sein.
Der Weg zum Amtsgericht Aachen, bei dem der Insolvenzantrag vorgelegt werden muss, scheint nun also unumgänglich. Damit steht der schwarz-gelbe Traditionsverein als erster Absteiger in die Regionalliga fest, alle bisher absolvierten sowie die noch kommenden Spiele sollen zwar ausgetragen, jedoch am Ende nicht in die Wertung mit einbezogen werden, wie es die DFB-Statuten besagen. Kann der Spielbetrieb nicht fortgesetzt werden droht dem Verein die Liquidierung und die damit verbundene Streichung aus dem Vereinsregister, was mit einem Neustart in der Kreisklasse verbunden wäre.

Doch soweit soll es am Tivoli gar nicht erst kommen. Mit Hilfe von bislang unbekannten Investoren soll der Spielbetrieb in der Soers beibehalten und Sparmaßnahmen in allen Etagen vollzogen werden. Nach dem hoffentlich erfolgreich durchgeführten Insolvenzverfahren möchte es der Verein am Ende schaffen, schon in der kommenden Saison schuldenfrei in der vierten Liga neuzustarten. Mit welchem Aufgebot diese Mission allerdings durchgeführt werden soll, ist bislang ungewiss. In der Winterpause soll über die Zukunft der Kicker sowie allen Beteiligten entschieden werden, Trainer van Eck gab jedoch schon vorab bekannt, er würde den Verein in die Viertklassigkeit begleiten.


Auf die Ereignisse am Freitag folgte schon am Samstag der normale Ligaaltag, bei der Zweitvertretung des VfB Stuttgart ging es jedoch um nichts mehr. Die Elf, die im GAZI-Stadion nach neunzig Minuten eine bittere 2:1 Niederlage eintstecken musste, schritt mit gesenkten Köpfen in Richtung Gästetribüne. Was sie dort empfing, "tat weh" - 300 mitgereiste Aachener hingen weinend auf den Rängen; monatelang sahen sie ihr Team kämpfen, ackern und schufften. Im Endeffekt soll es nicht gereicht haben. Die Fehler fanden in der obersten Etage statt, auf dem Platz und daneben müssen sie nun ausgebadet werden.

Schließlich sehen wir jedoch zurück auf alte Tage, auf große Erfolge und im Vergleich zur jetzigen total harmlose Niederlagen. Auf Tage, an denen noch alles gut lief; auf Tage, die unseren persönlichen Anfang markierten und auf Tage, die schienen, ein Ende zu bedeuten. Doch et hät noch emmer joot jejange - und auch wenn diese Tage wohl als die schwärzesten in die Geschichte des Turn- und Sportvereins Alemannia Aachen eingehen werden, sollen auch sie kein finales Ende bedeuten. Denn Sieger stehen dort auf, wo Verlierer liegen bleiben. Getreu dem Motto:
Ich bliev dich treu, ming Alemannia - ejal wat och könt, woe och ömmer vür stönt:
Vür weäde niemols ongerjoe!

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Streit sucht Streit

Nach Pleite gegen Halle nimmt Alemannia Kurs auf die Abstiegsränge

 

Der Kapitän der Schwarz-Gelben riss sich wutentbrannt die Binde vom Leib und schmiss sie zu Boden, schlug dann noch ein paar Mal um sich, ehe er - nach der dritten Aufforderung des Unparteiischen - den Weg in Richtung Kabinentrakt antrat. Albert Streit, der sich über siebzig Minuten mehr oder minder hatte beherrschen können, verlor verständlicher Weise die Kontrolle, als ihm der Schiedsrichter nun schon zum zweiten Mal in dieser Saison den roten Karton zeigte.

Denn der 32-Jährige schien nahezu der einzige gewesen zu sein, der hundertprozent in dieses Spiel investierte. Der Mannschaftsführer ging als Beispiel voran und machte seinen Kollegen vor, wie man mit breiter Brust - gewillt, die Punkte in der Heimat zu behalten - in solch eine Partie ging.
Das gute Vorbild fand jedoch niemanden, der sich seiner annahm, es ihm gleich tat und sich reinzuhängen schien. Das Team, das ähnlich wie beim Remis in Heidenheim aufgestellt war und ebenso schwach agierte, sollte nach neunzig Minuten den Paukenschlag erhalten. Und er sollte sich so bitter anfühlen, wie schon lange nicht mehr.


Keine 11.000 Anhänger füllten am Samstag die Ränge des Tivolis, als dieser für die Partie gegen den Halleschen FC seine Tore öffnete. Mit beinahe fünftausend Fans weniger im Rücken als noch zum Saisonstart begann das Team von Trainer van Eck wie folgt: Trotz muskulären Problemen wollte Christian Weber auf seinen Einsatz nicht verzichten. Dadurch ergab sich in der Viererkette neben Sascha Herröder, Seyi Olajengbesi und Fabian Baumgärtel keine Lücke und der Coach konnte seine Elf damit unverändert zur vorherigen Partie aufstellen. Als einziger Sechser agierte abermals Kai Schwertfeger, während Marcel Heller und Oguzhan Kefkir über die Außen kamen. Trotz des wiederverfügbaren Angreifers Thiele blieb auch das Offensivpaket von Schwarz-Gelb unverändert; es bildete sich wie in der vergangenen Woche aus Florian Müller, Robert Leipertz und Kapitän Albert Streit. Den Kasten der Hausherren hütete Michael Melka, auf der Bank nahmen neben Ersatzkeeper Flekken zunächst Mario Erb, Robert Wilschrey, Brauer, Schumacher, Borg und Thiele Platz.

Die Alemannia startete deutlich besser in die Partie als der Gegner aus Halle, hatte schon in den ersten Sekunden des Spiels die größte Möglichkeit, gleich einzunetzen. Doch Marcel Heller vergab nach einer Hereingabe Müllers wenige Meter vor dem Kasten Horvats. Es hätte gleich zu Beginn der wichtige Führungstreffer fallen können, doch es hatte nicht sollen sein. Nachdem Robert Leipertz ebenfalls am Schlussmann der Hallener gescheitert war, sah Albert Streit nach einem Foul an Sautner seine erste gelbe Karte dieses Spiels. Doch noch ahnte ja niemand, dass diese dazu führen könnte, dass die Aachener gegen Ende nur noch zu zehnt auf dem Platz standen - und auch in den kommenden Wochen auf einen wichtigen Akteur verzichten mussten. 
So machte Alemannia ihr Ding, preschte gewillt auf's Tor von Horvat zu, doch es sollte nicht sollen sein. Wenige Minuten vor dem Pausenpfiff war es erneut Heller, der im Sechzehner der Gäste eine Großchance vergab. Der Flügelstürmer hatte anschließend eine Viertelstunde zeit, um über seine glorreiche Chancenverwertung nach zu denken, weil Schiedsrichter Jablonski zum Pausentee pfiff.

Schon eine gute Viertelstunde vor der Pause hatte Trainer van Eck verletzungsbedingt wechseln müssen und U23-Talent Robert Wilschrey für den angeschlagenen Weber gebracht. In Halbzeit Zwei sollte nun auch Timmy Thiele das Team unterstützen, der nach seiner zwei-Spiele-Rot-Sperre zurück in den Kader gerutscht war. Der 21-Jährige ersetzte den schwachen Oguzhan Kefkir auf der rechten Außenbahn.
Doch der personelle Wechsel sollte nicht die gewünschten Früchte tragen - nämlich in Hälfte Zwei mehr Zug zum Tor zu finden; ganz im Gegenteil: Es waren keine zehn Minuten gespielt, da musste Keeper Melka erstmals hinter sich greifen. Nach einer scharfen Hereingabe war Preuß im Sechszehner der Aachener zur Stelle und netzte sicher zur 1:0 Führung der Gäste ein.
Die miese Chancenverwertung der Hausherren schien sich gerächt zu haben. Nicht nur den Anhängern auf den Rängen, nein auch den Spielern auf dem Platz schien förmlich der Kragen zu platzen - allen voran Kapitän Streit, der rund zehn Minuten später als Konsequenz wie bereits angesprochen das Feld verlassen musste. Nach einem angeblichen Foul an Alemannias "Zehn" griff dieser zum Ball, weil er von einem gepfiffenen Freistoß ausging. Doch der Schiedsrichter griff nicht zur Pfeife, wegen Handspiels jedoch zunächst zur gelben, anschließend dann zur roten Karte. Aachens Kapitän redete sich um Kopf und Kragen, wurde aufbrausend und beinahe handgreiflich, doch an Jablonskis Entscheidung, den Offensivmann der Schwarz-Gelben vom Platz zu stellen, änderte dies nichts.

Mit einem letzten Tritt gegen die Werbebanden des übertragenden Fernsehsenders zog sich Streit in die Kabine zurück und hinterließ auf dem Platz ein Team, dass ohne ihn total überfordert schien. Alemannia bekam nichts mehr gebacken, der Trainer reagierte und brachte Borg für Heller, doch an der auswegslosen Situation änderte dies nichts mehr. Elf Hallener schienen zehn Aachener völlig zu überrennen, die Konsequenz: Durch vermeidbare Konter zog man sich Treffer Zwei und Drei zu und beendete das Spiel nach neunzig Minuten mit einem Ergebnis, das nicht vermuten ließ, dass man eigentlich selbst in Halbzeit Eins die bessere Mannschaft gewesen war.

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Vorwärtsgang auf Eis gelegt

Geht man am Tivoli bald wieder auf Trainersuche?


Die Alemannia scheint sich auf der Stelle zu bewegen, sich im unteren Tabellendrittel festgefahren zu haben. Seit nun mehr als acht Spielen - seit dem Start der Ära van Eck - hat sein Team einen Platz zwischen dem dreizehnten und siebzehnten Rang inne und markiert damit das schlechteste, aus der zweiten Bundesliga abgestiegene Team der Liga.
Nach dem vorzeitigen Rausschmiss von Trainer Ralf Aussem sowie seines gesamten Trainerstabs sollte es der holländische Übungsleiter in der Soers richten; am Tivoli sollte es endlich wieder bergauf gehen - doch der Berg schien zu steil.

Denn die Alemannia rutschte immer tiefer ab, verlor das eine nach dem anderen Spiel. Und auch finanziell brach man zwischenzeitig ein, schien dem Abgrund näher als je zuvor.
Doch finanziell schaffte es der Klub wieder, mit Hilfen anderer wieder aufrecht zu stehen. Sportlich wollte man in Heidenheim nachziehen - doch wieder herrschte Enttäuschung.
Im achten Spiel unter René van Eck konnte sein Team wieder nur einen Punkt mit nach Hause bringen, womit seine Bilanz sich weiter in eine negative Richtung entwickelt. Denn gerade einmal sechs Punkte konnten die Schwarz-Gelben unter der Leitung des Niederländers einfahren; siegten einmal, holten dreimal einen Punkt und mussten viermal auf Punkte sogar komplett verzichten. Das Geholte deckt sich nicht im geringsten mit den Erwartungen und Vorderungen aller, zufrieden kann man am Tivoli schon lange nicht mehr sein. Im Vergleich zu Trainer Aussem, der nach acht Spielen seine Koffer zu packen hatte, weil er eine "zu magere" Ausbeute von "gerade einmal" 10 Punkten vermelden konnte, schneidet van Eck sogar noch schlechter ab. 

Geht man am Tivoli bald also wieder auf Trainersuche? Vorerst nicht. Wenn die Tore des Tivolis am morgigen Samstag für die Partie gegen den ebenso geschwächten Gegner aus Heidenheim öffnen, wird der holländische Chefcoach am Spielfeldrand Platz nehmen und darauf hoffen, endlich vor heimischer Kulisse dreifach punkten zu können. Umstellen wird der Trainer seine Elf, die seine Vorstellungen in Halle seiner Meinung nach "sehr gut" umgesetzt hat, aller Wahrscheinlichkeit nach nur verletzungsbedingt. Denn Christian Weber wird aufgrund von muskulären Problemen morgen wohl nur die Bank erwärmen. Für den Rechtsaussen könnte Timo Brauer in die Viererkette rutschen; Timmy Thiele dahingegen, der seine Rot-Sperre erfolgreich abgesessen hat, wird wohl noch nicht in der Startformation stehen. Der Angreifer wird aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls auf der Bank Platz nehmen.

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Kein sportlicher Befreiungsschlag

Alemannia mit Glück im Unglück - ein Punkt in Heidenheim


Am Tivoli konnte in der vergangenen Woche endlich aufgeatmet werden, als die Alemannia bekannt gab,  zumindest vorübergehend die bevorstehende Insolvenz abgewendet zu haben. Damit wurde sichergestellt, dass in der Kaiserstadt auch zukünftig Profifußball gespielt werden darf.
Nach der Sicherung der Finanzlage muss die Alemannia nun jedoch sportlich so schnell wie nur eben möglich wieder in die Spur finden. Denn bleibt der Erfolg aus - und das tut er seit mehreren Wochen - rutscht das Team von Trainer van Eck immer weiter ab, verliert den Anschluss nach oben und muss allmählich mitansehen, wie es für Schwarz-Gelb immer weiter in Richtung Amateurfußball geht.
Um den komplett-Absturz zu verhindern muss schnellstmöglich der Kopf aus der Schlinge gezogen werden und endlich wieder dreifach gepunktet werden.

Doch das Ziel, diese Vorgabe schon in Heidenheim zu erfüllen, verfehlten die Alemannen am Freitagabend kolossal. Nach einer Führung konnte Schwarz-Gelb das Ergebnis nicht über die Zeit retten, fing sich zwanzig Minuten vor Ende den Ausgleichstreffer und hätte zum Schluss schließlich noch alle Punkte verlieren können, doch Alemannia behielt Glück im Unglück.

Denn schon vor der Partie war die Ausgangslage für das Team von Trainer René van Eck alles andere als glücklich. Auf gleich vier (Stamm)-Akteure musste der Holländer neben den Langzeitverletzten verzichten und musste sein Team dafür auf gleich mehreren Positionen verändern.
Für den verletzten Stehle rückte Sascha Herröder in die Viererkette neben Chrisitan Weber, Seyi Olajengbesi und Fabian Baumgärtel. Kai Schwertfeger markierte den einzigen Sechser, während Oguzhan Kefkir und Marcel Heller über die Außen kamen. Kapitän Albert Streit bildete zusammen mit Robert Leipertz und Florian Müller das Trio in der Offensive der Kaiserstädter.

Und letzteres nahm auch gleich von Beginn an Fahrt auf. Vor allem Robert Leipertz zeigte sich aggressiv im Angriffspiel, der jüngste im Alemannen-Kader war der erste, der das Leder auf den gegnerischen Kasten preschte.
Doch der unerfahrene Stürmer war in den ersten Minuten noch zu hektisch, verfehlte den Kasten von Keeper Sabanov meist nur um wenige Zentimeter.

Insgesamt hatte sich die Alemannia einen Vorteil in dieser Partie herausgespielt, kam wesentlich öfter bis an die gegnerische Strafraumgrenze als die Heidenheimer, die sich in Halbzeit Eins zurückzuziehen schienen. Doch Schwarz-Gelb schien vom Pech verfolgt zu werden: Nach gut einer halben Stunde musste Christian Weber verletzungsbedingt das Feld verlassen, für den Abwehrmann rückte Kai Schwertfeger in die Abwehrreihe, die Position des Sechsers nahm Timo Brauer ein.
Doch Alemannias Pechsträhne sollte noch vor der Pause ein scheinbar jähes Ende nehmen. Denn nachdem nun bereits das gesamte Offensivaufgebot mindestens einmal an Keeper Sabanov gescheitert war, war es der jüngste - Robert Leipertz - der den 38-Jährigen Keeper der Blau-Roten überlistete und mit einem schönen Distanzschuss zum 1:0 Pausenstand einnetzte.

Nach dem Seitenwechsel knüpften die Aachener sogleich an die guten Leistungen der ersten Hälfte an, schafften es jedoch nicht, den erfahrenen Schlussmann der Heidenheimer noch einmal zu überlisten. Nachdem wieder gut zwanzig Minuten gespielt worden waren, griff Übungsleiter van Eck erneut in das Spielgeschehen ein und brachte Mario Erb für Florian Müller.
Und sogleich gab es einen Bruch im Spiel.

Die Gäste, die das Spiel bislang dominiert hatten, zogen sich gemäß der Anweisungen des Trainers (Abwehrmann für Stürmer) in die eigene Hälfte zurück und machten dicht. Dass der Angriff der Hausherren dennoch einen Weg durch die nun immer schwächeren Kaiserstädter finden könnten, damit schien der emotionale Holländer nicht gerechnet zu haben. Verärgert musste er hinnehmen, wie sein Team die Führung vergab und sich gut zwanzig Minuten vor Schluss den Ausgleichstreffer fing.
Mit einer Punkteteilung sollten sich die Jungs vom Tivoli nicht zufrieden geben, fand van Eck und änderte spontan wieder seine Taktik - brachte nun Sascha Marquet für Oguzhan Kefkir, einen Offensivmann für einen Flügelspieler, der zuvor die Aufgabe bekommen hatte, sich zurück zu ziehen.
Doch der Plan des niederländischen Chefcoachs, in den Schlussminuten mit einem weiteren Treffer nachzulegen, ging vollends in die Hose. Zum Schluss hatte Alemannia Glück im Unglück, dass es die Heidenheimer nicht noch zu einem weiteren Treffer brachten, obwohl dieser angesichts der Schlussviertelstunde durchaus verdient gewesen wäre.

Im Endeffekt ist es wieder nur ein Punkt, der auf das Konto des Tabellenvierzehnten geht und den Stand der Dinge auf Sechzehn erhöht. Auf das Konto des niederländischen Übungsleiters gehen dahingegen gerade einmal sechs Punkte - und das in acht Partien (Zum Vergleich: Ralf Aussem holte in der gleichen Anzahl an Partien zehn Punkte und wurde entlassen). Eine ziemlich magere Ausbeute.
Am Samstag empfängt die Alemannia nun den Halleschen FC auf dem Tivoli, gegen den das Ziel, endlich wieder dreifach zu punkten, dann auch endlich erreicht werden soll.

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Finanziell stabil, sportlich labil

Nach Rettung in letzter Sekunde: Alemannia will wieder nach oben


Es waren nur wenige Worte, die Alemannias Anhängerschaft am gestrigen Vormittag dazu verleiteten, endlich aufatmen zu können. Trotz Finanzloch von nun mehr als 3,9 Millionen Euro hat es der Verein geschafft, durch private Zugaben der Vorstandsmitglieder den Kopf abermals aus der Schlinge zu ziehen. Um den Klub nachhaltig über Wasser zu halten gab man zudem die sofortige Trennung von Geschäftsführer Frithjof Kraemer bekannt. Damit kann man sich am Tivoli nun wieder voll und ganz auf die sportlichen Geschehnisse konzentrieren, die in den letzten Wochen häufiger zur Nebensache wurden.

Dabei sieht es dort, wo der Ball rollt, ebenfalls düster aus für das Team von Schwarz-Gelb, dass nun seit mehr als zwei Monaten die unteren Tabellenregionen nicht mehr verlassen hat. Mit gerade einmal fünfzehn Punkten belegt die Truppe von Cheftrainer van Eck immer noch den vierzehnten Tabellenplatz, obwohl man schon vor Wochen Besserung versprochen hatte. Was seitdem passiert ist? Nicht wirklich viel. Fünf Punkte konnte der Holländer seit seiner Ankunft bei der Alemannia einfahren - und das in sieben Partien. Eine magere Ausbeute.

Spieltag für Spieltag verspricht Alemannias neuer Übungsleiter, dass der Knoten nun platze, sein Team perfekt eingestellt und ein Dreier nur noch Formsache wäre - doch bis heute gab es nur leere Versprechungen.
Denn zur schlechten Chancenverwertung, die das Team von jenem aus der letzten Saison übernommen zu haben scheint, kommt in der Kaiserstadt das enorm hohe Verletzungspech hinzu. Schon seit Saisonanfang muss man ohne die gesetzten Routines Demai und Rösler auskommen. Stammkeeper Krumpen fällt zudem mit muskulären Problemen schon seit Wochen aus und nun hat es auch noch zwei weitere Stammspieler erwischt. Während Thomas Stehle mit einer gebrochen Elle bis zum Jahresende ausfällt, muss auch auf Denis Pozder mindestens vier Wochen verzichtet werden. Der Youngster zog sich in der Partie gegen den SV Wehen Wiesbaden eine Innenbandzerrung zu und kann sich nun zu Sturmpartner Thiele gesellen, der seine Rot-Sperre an diesem Spieltag zum letzten Mal absitzen muss.

Weil die Alemannia ausnahmsweise nicht samstags sondern schon am morgigen Freitag beim 1. FC Heidenheim gastiert, wird der WDR die Partie nicht live übertragen. Eine Zusammenfassung wird es erst am Samstag geben, wenn der Sender gegen 16.50 Uhr zur Sportsendung "Fußball im Westen" läd.