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Die nächsten Puzzleteile

Alemannia begrüßt in der kommenden Saison sowohl alte als auch neue Gesichter am Tivoli

 

Bevor man mit dem Innenteil eines Puzzles beginnt, muss man sich zunächst den Eckteilen widmen. Aus ihnen baut man eine Art Grundgerüst, aus dem dann alles andere wie von alleine zueinander findet.
Der Versuch, am Tivoli einen konkurrenzfähigen Kader für die anstehende Spielzeit in der dritten Liga zusammen zu stellen ähnelt dieser Art von Puzzle. 
Um sich an Eckpfeilern zu orientieren müssen diese allerdings erst einmal vorhanden sein. Nachdem Aimen Demai in der vergangenen Woche den Startschuss gegeben hatte, kann man gut eine Woche später eine positive Bilanz ziehen: Vier Ecken sind gefunden! Und auch im Mittelfeld tut sich bereits einiges.

Nach Demai verlängerten unter der Woche nämlich auch Thomas Stehle und Seyi Olajengbesi ihre Verträge am Tivoli. Winterneuzugang Albert Streit, der sich mit seiner Überlegung mächtig viel Zeit gelassen hatte, verkündete Mitte der Woche, dass auch er der Alemannia helfen möchte, wieder auf die Beine zu finden. Zwei Jahre soll Streit noch mindestens seine Schuhe für Schwarz-Gelb schnüren, er unterschrieb wie "Ola" und "die Axt" in Aachen einen neuen Zweijahresvertrag.
Neben Eckpfeilern aus der alten Stammelf konnte die Alemannia auch mit Youngstern einig werden. Sascha Marquet, der unter Ralf Aussem schon in der vergangenen Saison Profiluft schnuppern durfte, schaffte mit seiner Vertragsunterschrift den letzten Sprung. Und auch Denis Pozder, Torschützenkönig der schwarz-gelben Zweitvertretung wurde für seine erfolgreiche Saison glatt mit einer Beförderung belohnt. Während Marquet für zwei Jahre an den Tivoli gebunden werden konnte, bezieht sich Pozders Vertragsdauer nur auf ein Jahr. Ebenfalls ein weiteres Jahr wird Mario Erb bei den Kaiserstädtern unterwegs sein. Der junge Abwehrmann, der im letzten Sommer von Bayern München II gekommen war, wurde zuletzt durch zahlreiche Verletzungen aus der Bahn geworfen und konnte in den letzten Wochen nicht in's direkte Geschehen eingreifen. Um beim Trainingsauftakt am 10. Juni wieder fit zu sein trainiert der Bayer täglich am Tivoli.

Ob Florian Müller auch nach der Wiederaufnahme des Trainings noch Zukunft bei Alemannia hat, soll sich erst danach entscheiden. Der 25-Jährige, der in den letzten zweieinhalb Jahren durch seine beiden Kreuzbandrisse außer Gefecht gesetzt wurde, bekommt die Chance, sich für eine Vertragsverlängerung anzubieten.

Doch der Verein hat sich nicht nur bemüht, altbekannte Leistungsträger zu halten, sondern auch Neue zu verpflichten. Timo Brauer durfte sich am vergangenen Samstag als erster Neuzugang bezeichnen, als er am Tivoli seinen Zweijahresvertrag unterschrieb. Der 21-Jährige "Wunschspieler" kommt ablösefrei von Rot-Weiß Essen.
Nicht aus Essen, dafür von den gleichfarbigen Oberhausenern kommt der erfahrene Keeper Michael Melka an den Tivoli. Der 33-Jährige, der schon für Borussia Mönchengladbach und  Fortuna Düsseldorf (u.a. im Aufstiegsjahr) gespielt hat, unterschrieb zusammen mit Oguzhan Kefkir vom VfL Bochum einen Zweijahresvertrag. 

10 Plätze des Kaders für die bevorstehende Saison sind damit nun belegt. Keinen Platz darin finden werden neben den bereits feststehenden Abgängen um Kratz, Feisthammel & Co. nun die beiden Torhüter David Hohs und Boy Waterman, Manuel Junglas, Kevin Maek und Topspieler Kim Falkenberg. Während die Ziele für Falkenberg (SV Sandhausen) und Waterman (PSV Eindhoven) bereits feststehen, kann man nur vermuten, wohin es die anderen verschlagen wird. Es wird gemunkelt, dass David Hohs zu Erstligaabsteiger Kaiserslautern wechseln wird. Manuel Junglas soll angeblich bei Zweitligaaufsteiger Vfr Aalen im Gespräch sein. Über Kevin Maek sind genauere Details noch nicht vorhanden. Eine Zukunft bei Alemannia ist für sie alle allerdings ausgeschlossen. 

In diesem Sinne bedankt sich TypischLinksAussen bei allen, die den Verein mit dem Abstieg in Liga 3 verlassen, für ihr Engagement im Kampf um den Klassenerhalt und einer im Durchschnitt schönen Zeit am Tivoli. Viel Glück auf eurem weiteren Weg, macht et jut!

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Gerüstbauer Alemannia

Von Entscheidungen, Erfolgen und Verlusten



Zwei Wochen sind seid dem schwarzen Tag in der Vereinsgeschichte - dem Abstieg in die dritte Liga - nun schon vergangen und bei Alemannia hat sich, trotz anfänglichen Zweifeln, doch einiges getan.
Nachdem mit Trainer Ralf Aussem die erste Personalie geklärt war, sollte am Wochenende nun auf über die Nachfolge von Sportdirektor Meijer entschieden werden. In einer Sitzung des Aufsichtsrates legte sich jener für Uwe Scherr, den ehemaligen Profi sowie Chefscout und Leiter des Nachwuchsleistungszentrums bei Schalke 04, fest. In Aachen soll sich der 45-Jährige, neben der Planung der kommenden Saison ebenfalls mit dem Nachwuchsleistungszentrum befassen, dem es nach der "Beförderung" Ralf Aussems zum Cheftrainer ja nun an einem Leiter mangelt.

Neben den neu zu besetzenden Positionen im NLZ gleicht der Lizenzspielerkader der Alemannia zur Zeit noch einem Schweizerkäse. Von allen auslaufenden Verträgen konnte am Tivoli bislang erst einer verlängert werden: Aimen Demai gab am Dienstag bekannt, dass er für weitere drei Jahre seine Schuhe für die Schwarz-Gelben schnüren möchte. Der Franzose hat damit einen Startschuss gegeben, der auch andere Spieler dazu bewegen könnte, sich für die Alemannia zu entscheiden. Bislang sollen neben Albert Streit und David Odonkor auch noch weitere Leistungsträger der letzten Saison eine Vertragsverlängerung noch nicht zu hundert Prozent abgelehnt haben.

Über die Zukunft drei weiterer Kicker wurde unter der Woche ebenfalls entschieden. Sowohl Kevin Kratz als auch Alper Uludag und Marco Stiepermann konnte der Verein nicht halten. Der gebürtige Eschweiler wird in der kommenden Saison für Eintracht Braunschweig auflaufen, wohin es Uludag und Stiepermann verschlagen wird, ist noch ungewiss. Nach Mirko Casper (Bayer Leverkusen II), Tobias Feisthammel (SC Paderborn) und Timo Achenbach (SV Sandhausen) haben nun bereits sechs Stammspieler der vergangenen Saison abgedankt.
 
TypischLinksAussen bedankt sich bei allen, die den Verein mit dem Abstieg in Liga 3 verlassen, für ihr Engagement im Kampf um den Klassenerhalt und einer im Durchschnitt schönen Zeit am Tivoli. Viel Glück auf eurem weiteren Weg, macht et jut!

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Gewonnen und trotzdem verloren

 Alemannia kehrt nach 13 Jahren wieder in die dritte Liga zurück



Es sind Spieler, die vor der Kurve zu Boden gehen, angestrengt darin, nicht gleich in Tränen auszubrechen. Doch die wenigsten schaffen es tatsächlich. Das Schluchzen jener erwachsenen Männer, die 34 Spieltage lang vergeblich um den Klassenerhalt gekämpft haben, hört man hoch bis auf die Ränge - dort, wo man selbst Tränen überströmt immer noch nicht begreifen kann, was hier gerade vor sich geht.
In einem großen Stadion, wo man sich überhaupt nicht familiär fühlt und trotzdem das Gefühl vermittelt bekommen soll, dass hier große Emotionen auf der Tagesordnung stehen, war man gerade als Sieger vom Platz gegangen. Und doch hatte es nicht gereicht, einen Abstieg noch zu verhindern.

Schon vor der Partie gegen die Münchner Löwen hatte festgestanden, dass ein alleiniger Sieg über die Hausherren aus der bayrischen Landeshauptstadt nicht genügte, um dem direkten Abstieg doch noch zu umgehen. Am Tivoli war man nämlich auf Schützenhilfe vom Karlsruher SC angewiesen, der im Spiel vor heimischer Kulisse die katastrophale Saison nicht mit einem Sieg abschließen durfte.
Auch wenn man von Eintracht Frankfurt, dem zuvor bereits festehenden Aufsteiger in die Bundesliga, nicht mehr viel erwarten konnte, glaubte man nicht nur in der Heimat noch an das Wunder. Mit dem Anpfiff in der Allianz-Arena zückte jeder Zweite das Handy - und das nicht, um die ergreifenden Minuten im möglicherweise letzten Zweitligaspiel festzuhalten, sondern um mittels Liveticker die Partie in Karlsruhe zu verfolgen. Schiedsrichter Marco Fritz pfiff die Partie im Wildparkstadion mit wenigen Minuten Verspätung an.

Bevor man sich aber darüber Gedanken machen konnte, dass man im Anschluss an die Partie möglicherweise noch zittern könnte, weil in Karlsruhe noch gespielt wurde, während in München schon Schluss war, zählte zunächst, was Schwarz-Gelb in den finalen 90 Minuten noch für den Klassenerhalt tat. Nach seiner abgesessenen Gelbsperre war Albert Streit der einzige, der nach der erfolgreichen Partie gegen den Karlsruher SC neu ins Team kam. Der Winterneuzugang ersetzte Benjamin Auer und schnappte sich auch gleich die Binde. Der Rest blieb unverändert.

Doch die genauen Personalien wurden zur Nebensache, als das Leder zum ersten Mal auf's gegnerische Tor zu rollte. Nie zuvor in dieser Saison nahm man Torchancen so bewusst wahr, wartete gespannt auf die nächste und konnte sich vor Aufregung kaum auf den Beinen halten. Alemannia war klar überlegen, doch was zählte, war das Ergebnis. Und das blieb - sowohl in München als auch in Karlsruhe - in den Anfangsminuten weiterhin unverändert.
Doch dies sollte sich mit dem nächsten Angriff der Aachener ändern: Über Uludag und Odonkor kam das Leder zu Albert Streit, der sich wenige Meter vor Tor nicht anmerken ließ, wie stark sie alle unter Druck standen, und es mit voller Wucht zum 1:0 in die Maschen jagte. Doch die Freude über den Treffer hielt nicht lange - und das nicht nur, weil auch 1860 München ihren Fans zum Abschluss der Saison noch einmal einen Sieg schenken wollte. Denn zeitgleich mit dem Streit-Tor gingen auch in Karlsruhe die Gastgeber in Führung und machten somit die Hoffnungen der Schwarz-Gelben, mit der Relegation noch eine zwei-Spiele-Verlängerung zu bekommen, zunichte.

Und es sollte noch dicker kommen für die Tivoli-Kicker, die auf dem Rasen von der Tragödie im 290 Kilometer entfernten Karlsruhe noch gar nichts mitbekommen hatten. Denn den Münchener Löwen genügte eine Glanzszene, um die alte Ausgeglichenheit im Ergebnis wieder sichtbar zu machen.
Sportlich gesehen entsprach dieses jedoch nicht den Leistungen von Schwarz-Gelb: Alemannia war bemüht, doch dies sollte nicht alleine zum Klassenerhalt reichen. Was fehlten waren die Tore, Mangelware in dieser Saison, doch nicht in diesem Spiel.
Denn heute war alles - wie schon in den Spielen unter Aussem zuvor - gänzlich anders, als in den Spielen der Restsaison. Vorbereiter Alper Uludag hatte das Leder dieses Mal von Timo Achenbach aufgelegt bekommen und sich aus 20 Metern ein Herz gefasst. Ein Tor, möglicherweise Tor-des-Monats-reif, dass die Alemannen weiterhin im Rennen hielt. Doch um auch dieses Rennen zu gewinnen benötigte es einen weiteren Treffer im Karlsruher Wildparkstadion - und zwar dieses Mal von der gänzlich anderen Seite.

Doch der Treffer der Eintracht blieb aus - bis zur Halbzeitpause und dem Schlusspfiff durch Schiedsrichter Fritz, wenige Minuten nach dem in der Allianz Arena. Auch wenn die Alemannia ihre Führung über die Zeit rettete, brachte diese nicht den gewünschten Erfolg. Und so begannen die Sekunden, in dem sich das Schreckliche offenbarte: Alemannia war abgestiegen - und keiner wollte es so wirklich wahrhaben.
Es entstanden Bilder, die auch Tage danach noch unbeschreiblich schwer anzuschauen sind. Über 4.000 in Schwarz und Gelb gekleidete, die zurück auf die Sitze sinken, sich den Kopf stützen und Gefühlen freien Lauf lassen. Alle jene, die Kraft dazu finden, klatschen die Hände derer ab, die ebenfalls am Boden zerstört ihre letzten Kräfte auftreiben, um denen zu danken, monatelang hinter ihnen standen - und auch weiterhin hinter ihnen stehen werden.

Denn auch wenn die Alemannia durch den Abstieg in die dritte Liga vor einem riesengroßen Scherbenhaufen steht, wird dies die Fans nicht dazu bringen, jetzt einfach ohne weiteres das Feld zu räumen. Und obgleich alle Verträge der Kicker eine Klasse tiefer keine Wirkung mehr haben, ist auch ein Großteil dieser nicht gewillt, beim Neuaufbau nicht tatkräftig mitzuwirken. Nach der Bestätigung, dass zumindest Trainer Ralf Aussem den Weg in Liga 3 mitgehen wird, liegt es jetzt lediglich an den Spielern. Wer macht den ersten Schritt? Wer bekennt sich zur Alemannia?
All diese Fragen sollen in den nächsten Wochen geklärt werden, wo es schon am 20. Juli wieder zur Sache geht. Vorerst hatten am gestrigen Mittwoch alle Akteure der Schwarz-Gelben ihren letzten Arbeitstag. Wer dann am 10. Juni zum Trainingsauftakt wieder auf dem Platz stehen wird, ist ungewiss. Dass sowohl Mirko Casper als auch Tobias Feisthammel zu jenen nicht mehr gehören werden, die auch im nächsten Jahr ihre Schuhe für die Alemannia schnüren werden, steht schon jetzt fest. Casper wird in der nächsten Saison für Bayer Leverkusen II auflaufen, "Feisti" verschlägt es zum SC Paderborn, der in der abgelaufenen Spielzeit die Relegationsplätze zur ersten Bundesliga ankratzte. Denn der SCP will nach oben und hat sich damit ein ähnliches Ziel wie Schwarz-Gelb gesetzt!

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Showdown in München

 Rettung in letzter Sekunde? Alemannia will das Wunder!


Man hatte Schwarz-Gelb schon von dem Papier gestrichen und als ersten, direkten Absteiger tituliert, als die Elf von Trainer Ralf Aussem am Sonntag den Startschuss für eine fulminante Aufholjagd gab. Mit dem Sieg über Mitkonkurrent Karlsruhe, der sich dadurch nur noch mit zwei Punkten Abstand in erreichbarer Nähe befindet, hält sich die Alemannia weiterhin den Sprung auf den Relegationsplatz warm. Ein Sieg über die Münchener Löwen würde dann - sollte parallel die Eintracht aus Frankfurt nicht die zweite Niederlage in Folge kassieren - das Wunder perfekt machen: Schwarz-Gelb wäre wieder da, hätte sich mit dem Relegationsplatz eine zwei-Spiele-Verlängerung gesichert und würde somit dem Traum, auch in der nächsten Saison in Liga Zwei zu kicken, wieder ein Stückchen näher kommen.

Doch bevor man am Tivoli das Wort "Relegation" in den Mund nehmen darf, muss die am vergangenen Sonntag gestartete Serie in der bayrischen Landeshauptstadt fortgesetzt werden. Und wenn man allein der Statistik vertraut, sollte dies nicht allzu einfach werden.
Denn die Münchener Löwen haben noch nie ein Heimspiel gegen die Kicker aus der Kaiserstadt verloren und gingen in insgesamt dreiundzwanzig Partien fünf Mal als Sieger hervor. Schwarz-Gelb behielt acht Mal die Oberhand, die Hälfte der Begegnungen endeten Unentschieden. Außerdem ist Weiß-Blau zuletzt seit fünf Spielen ungeschlagen; die letzten, welche die Löwen bei der Mähne nahmen, waren die Rostocker, die damals gleich wie jetzt die Aachener noch um den Klassenerhalt kämpften. Jetzt steht der traditionelle Ostseeklub als erster Absteiger in Liga 3 fest.

Doch die Alemannia ist ja (vor allem in dieser Saison) bekannt dafür, sich vollkommen gegen die Statistik zu wenden und diese mit ihrem Handeln zu zerbrechen. So schaffte man schließlich in den wenigen Siegen (gerade einmal fünf an der Zahl), die man in dieser Saison verzeichnen konnte, Namen wie den FC St. Pauli mit auf die Liste zu bringen. Außerdem lieferte man immer dort gute Spiele ab, wo man es kaum erwartete. Mit München erwartet Schwarz-Gelb also eine harte Nuss, die aber durchaus zu knacken ist.

Bei vielen Spielen in der noch laufenden Spielzeit, die am Sonntag ihren Abschluss findet, war man im Vorfeld allerdings davon ausgegangen, dass der kommende Gegner durchaus zu schlagen sei. Fünfzehn Mal traf das genaue Gegenteil ein, dreizehn Mal teilte man sich die Punkte - und das obwohl Schwarz-Gelb so häufig sogar bis zum Ende in Führung gelegen hatte.
Ja, die Aachener hatten es nicht immer einfach gehabt diese Saison. Ganze drei Trainer versuchten ihr Glück am Tivoli - die einen mehr, die anderen weniger erfolgreich. Hinzu kam die unbelohnte gute Leistung, das Pech mit Fehlentscheidungen der Unparteiischen aber auch die fehlerhafte Zusammenstellung bzw. der falsche Umgang mit dem Etat für den Kader. 
Unter'm Strich bleibt diese Saison - wie auch immer sie in den nächsten Tagen enden - eine jene, die man schnell zu den Akten legen und wieder vergessen will.

Noch jedoch brennt man vor Vorfreude auf den kommenden Sonntag, an dem es dann in München um alles oder nichts geht. Bei Niederlage, einem Unentschieden oder sogar eigenem Sieg, während der Karlsruher SC zuhause ebenfalls als Sieger vom Platz geht, muss die Alemannia erstmals seit vierzehn Jahren den Weg ins Unterhaus antreten. Bei drei Punkte Gewinn und einer gleichzeitigen Niederlage des KSCs (oder einer Punkteteilung mit der Frankfurter Eintracht) würden zwei Spiele - in und gegen Drittligist Regensburg - über die Zukunft des Kultklubs entscheiden.

Bislang ist nur entschieden, wer den Weg in die südliche Region Deutschlands definitiv nicht antreten wird. Sowohl Anouar Hadouir (Innenbandreizung) als auch Landsmann Bas Sibum (Mittelfußprellung) fehlen Coach Aussem im wichtigsten Spiel des Jahres. Nach Gelbsperre wird Albert Streit zurück ins Aufgebot kehren, ob er Kevin Kratz, der im Spiel gegen den Karlsruher SC eine starke Leistung an den Tag gelegt hatte, allerdings aus der Startelf verdrängen wird, ist noch unklar.

Und auch nicht ganz klar ist, wie viele Anhänger die Schwarz-Gelben letztendlich zum Spiel der Spiele begleiten werden. Über 1.000 Karten konnte die Alemannia schon beim Verkauf in Aachen an den Mann bringen, gerechnet wird mit über 3.000 Fans. Ganze 15 gesponserte Busse werden zur Verfügung gestellt, um dafür zu garantieren, möglichst viele Aachener Anteil an diesem besonderen Spiel nehmen zu lassen. Denn jetzt geht es um alles, um die Existenz eines gesamten Vereins. Hier steht so viel auf dem Spiel, nie war der Zusammenhalt wichtiger als zuvor. Denn nur gemeinsam kommt man an's Ziel, nur gemeinsam ist man stark, kann gewinnen und die Klasse halten. Alle zusammen, nach München, für Aachen - und den verdammten Klassenerhalt!

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Endspiel? Verschoben!

Aussem: "Wir sind wieder da und glauben an das Wunder!"



Längst abgeschrieben, abgestiegen und nichts mehr zu verlieren - das waren die Vorzeichen der Alemannia vor der Partie gegen den Karlsruher SC, der am Wochenende noch mit fünf Punkten Vorsprung den Relegationsplatz belegte. Der Gegner aus Baden-Würtemberg dahingegen hatte sich bereits "gerettet" gesehen, hätte den Blau-Weißen schließlich ein Sieg gereicht, um den Sprung auf einen Nicht-Abstiegsplatz zu garantieren. Doch jetzt muss auch die Elf von Trainer Kauczinski wieder zittern, bangen und hoffen: Alemannia greift von hinten an - und hat am Sonntag den Startschuss dafür gegeben!


Ohne Albert Streit (Gelb-Sperre), Kim Falkenberg (Muskelbündelriss) und Anouar Hadouir, dafür mit Kevin Kratz, Mirko Casper und Kapitän Benjamin Auer gab Schwarz-Gelb schon in den Anfangsminuten sichtlich den Ton an. Der KSC hatte nichts zu melden in fremden Gebieten und machte auch nicht den Anschein, als wolle er daran in der nächsten Zeit etwas ändern. Das nutzte die Alemannia schamlos aus, war in den ersten Minuten vor dem Kasten von Keeper Orlishausen allerdings nicht konsequent genug.
Durch die Rückkehr von Kevin Kratz steigerte sich das Potenzial der Standardsituationen. Der Eschweiler schlug seine erste Ecke nach gut zehn Minuten gefährlich in den Strafraum, doch Orlishausen fasste vor einem Angreifer in Schwarz-Gelb.

Nicht so sicher trat der Schlussmann der Blau-Weißen rund zehn Minuten später auf, als erneut Kevin Kratz eine Ecke in den Sechszehner zirkelte - und zwar genau auf den Kopf von Aimen Demai! Der Defensivmann köpfte das Leder gekonnt zwischen den Armen des Tormanns hindurch in die Maschen. Alemannia führte, verdient. Und stand in der Tabelle immer noch auf Platz 18.
Denn zu dieser Zeit führte in Berlin der FC Hansa Rostock, mit einem Punkt auf Schwarz-Gelb und Blau-Weiß auf Tabellenplatz 17 liegend.

Doch wie es um den Klub von der Ostsee stand, wussten im Tivoli die wenigsten, wo man schließlich schon vor der Partie bekanntgegeben hatte, dass man den Zwischenstand aus Berlin nur dann auf die Videowand brachte, sobald Union in Führung ging.
So konnte sich Schwarz-Gelb also ungetrost auf ihr Spiel konzentrieren, in dem sie so wenig zu verlieren, soviel dahingegen zu gewinnen hatten. Denn mit einem Sieg würde man den Rückstand auf den Karlsruher SC, den rettenden Relegationsplatz, auf zwei Zähler verkürzen und hätte somit, bei Remis oder Niederlage der Blau-Weißen gegen Eintracht Frankfurt sowie einem Sieg gegen 1860 München noch die Chance auf eine Zwei-Spiele-Verlängerung im Kampf um den Klassenerhalt.

Doch bevor man mit der Relegation planen und Gedanken an einen möglichen Klassenerhalt verschwenden kann, muss man mit zwei Siegen in Folge zunächst zeigen, dass man einen jenen überhaupt verdient hat.
Also pushte Schwarz-Gelb weiter nach vorne, geleitet von den lauten Fans auf den Rängen, und war vor allem durch Standards immer wieder brandgefährlich. Der KSC dahingegen hatte sich nun vollkommen in die eigene Hälfte zurückgezogen und ließ die Schwarz-Gelben ihr Spiel machen. Bis zum Sechszehner wurde seitens der Tivoli-Kicker ein gutes Spiel gemacht, im Abschluss fehlte dann allerdings das nötige Quäntchen Glück.
Durch Schiedsrichter Peter Sippel war nicht nur Alper Uludag stark Gelb-Rot gefährdet, der Unparteiische aus Würzburg rette auch einige Anhänger des Kultklub vor einem drohenden Herzinfarkt, indem er pünktlich nach 45 Minuten die erste Halbzeit abpfiff. Zuvor hatte Aussem noch U23-Mann Sascha Marquet für den Deutsch-Türken Uludag auf den Platz geschickt.
Schwarz-Gelb führte also verdient und war nun auch in der Tabelle auf den vorletzten Tabellenplatz vorgerückt. Zwischen Rostock und Union hieß es zur Pause 3:3 - eine perfekte Ausgangslage für Halbzeit 2, in der Alemannia nun einen drauflegen musste.

Denn immer, wenn Alemannia mit 1:0 in Führung lag und diese nicht noch ausbauen konnte, schoss man sich im Nachhinein selbst ins Bein, weil man diese Führung dann in den letzten Minuten noch verspielte.
Während nicht nur Feisthammel nach Wiederanpfiff häufiger die Chance zur erhöhten Führung verpasste, wurde der KSC nun offensiver. Die Gäste spielten sich immer häufiger bis in den Strafraum der Hausherren vor, die schwachen Versuche landeten in ihren Anfängen allerdings größtenteils im Toraus. Keeper Waterman blieb unbeschäftigt.
Auf der anderen Seite hatte Orlishausen weiterhin viel zu tun. Vor allem nach Standards musste sich der Schlussmann immer wieder lang machen, jedoch keinen Ball mehr aus dem Netz fischen. Denn Schwarz-Gelb beschränkte sich in den letzten Minuten der Partie auf Defensivarbeit und Spielverzögerung, um das 1:0 gegen Mitkonkurrent Karlsruhe über die Zeit zu retten. Man ließ den Gegner nicht mehr allzu gefährlich kommen und brachte die Anhänger auf den Rängen einem Herzinfarkt trotzdem gefährlich nahe.

Nach neunzig Minuten war das Zittern dann allerdings vorbei. Als Schiedsrichter Sippel die Pfeife in den Mund nahm, war es geschafft: Der Startschuss für die Aufholjagd, die schon am Sonntag in die finale Endphase geht. Durch das Endergebnis von 5:4 für die Hausherren in Berlin muss man sich dann nur noch auf den Karlsruher SC konzentrieren, der zuhause gegen die Eintracht nicht gewinnen darf, um Schwarz-Gelb zu ermöglichen, mit einem Dreier in München den Sprung auf den Relegationsplatz doch noch zu schaffen.
Alemannia setzt auf möglichst viele mitreisende Fans in die Alianz-Arena, wo es am letzten Spieltag nun noch einmal um alles geht.

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