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Mit Streit zum ersten Sieg

 Alemannia feiert 3:2 Erfolg im Auftakt vor heimischer Kulisse

 

Die Schlangen vor den Toren des Tivolis reichten fast bis zur Straße, ähnlich wie jene vor den Tageskassen, rund dreißig Minuten bevor auf dem Rasen des gelben Kastens zum ersten Mal in seiner Geschichte ein Drittligaspiel angepfiffen wurde. Denn bereits dreizehn Jahre ist es her, dass die Alemannia vor heimischen Publikum in eine Meisterschaftspartie ging, die nicht im Rahmen der ersten oder zweiten Bundesliga angepfiffen wurde. 
So war die Euphorie groß, schon bevor die Mannschaft das Grün überhaupt betreten hatte. Auf den Rängen feierten rund 15.500 Zuschauer ihr neuformatiertes Team, mit dem es für Alemannia in dieser Saison endlich wieder aufwärts gehen sollte. Einen klaren Startschuss für einen Aufwärtstrend hatte man schon in der vergangenen Woche gegeben, als man in einem starken Spiel in der Bielefelder Schüco-Arena nach einem Rückstand noch auf das 1:1 ausgleichen konnte. Am Samstag sollte gegen Burghausen dann der erste Heimsieg her. Am Tivoli standen alle Zeichen auf Sieg.


Bis zehn Minuten vor Anpfiff hatte sich Trainer Ralf Aussem nicht in die Karten gucken lassen und seine Aufstellung zur Heimpremiere am Tivoli geheim gehalten. Viele Überraschungen brachte die endgültige Formation dann allerdings nicht: Lediglich auf Aimen Demai und Thomas Stehle musste der Coach neben den bereits feststehenden Ausfällen von Herröder, Melka und Borg am Samstagvormittag verzichten. Den Tunesier plagten Knieprobleme, "die Axt" fiel mit einem Infekt aus. Für den erfahrenen Innenverteidiger rutschte Mario Erb in die Viererkette neben Olajengbesi, Baumgärtel und Schwertfeger. Timo Brauer ersetzte Demai auf der Sechserposition neben Kapitän Albert Streit. Der Rest blieb gleich; die Außenbahnen berannten Oguzhan Kefkir und Marcel Heller, während Timmy Thiele vor Sascha Rösler die einzige Spitze markierte. Wie in der letzten Woche hütete Keeper Tim Krumpen den Kasten von Schwarz-Gelb.

Hatte man sich in der abgelaufenen Spielzeit so viel vorgenommen wie an diesem Wochenende, dann war das meist kläglich in die Hose gegangen. Doch die vergangene Spielzeit ist passé. Von nun an soll am Tivoli nur noch nach vorne geschaut werden, wieder Siege gefeiert und Tränen nur vor Glück vergossen werden. 
So rackerte und malochte Alemannia schon in den frühen Anfangsminuten. "Ich will den Fans etwas zurückgeben" - das waren, Sinnesgemäß zusammengefasst, die Worte, die Kapitän Albert Streit vor wenigen Tagen in einem Interview über die Lippen gelassen hatte. Und dass der 32-Jährige diesen Worten gerecht werden wollte, stellte er gleich zum Heimauftakt unter Beweis. 

Denn gerade, als die letzten Fans aus der langen Eintrittsschlange den Weg ins Stadion gefunden hatten, war es Albert Streit, der sie erstmals an diesem Tag aufjubeln ließ. Alemannia hatte sich im Spiel einen kleinen Vorteil herausgespielt, hatte klar die Nase vorne. Das konnte der Kapitän mit seinem Tor aus der Distanz nur noch unterstreichen.
Doch der Sechser, der mit seinem Vertrag am Tivoli im Winter eine zweite Chance bekommen hatte, wollte noch mehr - und bekam mehr. Wenige Minuten vor der Pause setzte er einen Freistoß mit einem wunderschönen Schlenzer in den Winkel. Die Menge tobte, Alemannia führte mit 2:0 im Heimauftakt - viel besser hätte der Pausenstand in der Halbzeitpause nicht aussehen können.

Dennoch musste man keine zwanzig Minuten nach Wiederanpfiff einen kleinen Rückschlag einstecken. Alemannia war besser als die Gäste in die zweite Hälfte gegangen, hatte den Druck auf ebenjene nur erhöht. Trotz alledem waren es die Weiß-Schwarzen, die in den zweiten fünfundvierzig Minuten das Leder erstmals in die Maschen jagten. Auf den Rängen erinnerte man sich an den Fluch des letzten Jahres, bei einer Ein-Tor-Führung immer gegen Ende noch ein Tor hinten rein gekriegt zu haben. Doch Alemannia trotzte diesen Gedanken, erhöhte wenige Minuten später durch Oguzhan Kefkir auf 3:1. 
Wer dachte, dass hiermit - rund zehn Minuten vor dem Ende - der letzte Treffer an diesem Tag gefallen war, der irrte. Denn in der Schlussminute musste Keeper Tim Krumpen abermals hinter sich fassen. Die Hausherren fingen sich durch ihre Unkonzentriertheit ein weiteres Dusel-Gegentor, schlussendlich blieb es jedoch beim verdienten Heimsieg für die Gastgeber, die es zum Ende wieder unnötig spannend gemacht hatten.

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