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Ein gelungener Einstieg

Alemannia siegt im wichtigen Pokalspiel - Matchwinner: Mark Flekken




Es war ein Schritt, von dem niemand gehofft hatte, dass er ihn wirklich gehen wird. Albert Streit, Kapitän von Schwarz-Gelb und derjenige, der im Kader der Kaiserstädter bislang die größte Wertschätzung genoss, unterschrieb in der vergangenen Woche seinen Auflösungsvertrag. Der 32-Jährige, der stets plädierte, dass er die Alemannia in solch einer schweren Zeit unterstützen möchte, verlässt den Verein nun in Richtung Viktoria Köln, dem Regionalligisten, zu welchem die Tivoli-Kicker an diesem Wochenende zur zweiten Runde des FVM-Pokals geladen waren.

Eine Voraussetzung dafür, dass Streits Vertrag bei Schwarz-Gelb frühzeitig aufgehoben wurde, war die Einigung beider Vereine, ihn im Pokalspiel gegen seinen Ex-Klub nicht einzusetzen. So konnte der alte Kapitän am Samstagvormittag nur auf den kalten Plastiksitzen im Sportpark Höhenberg Platz nehmen und das Spiel von der Tribüne aus verfolgen.

Die Lücke, die Albert Streit in der Mannschaft hinterlassen hatte, sollte mit vereinten Kräften geschlossen werden. Kai Schwertfeger sollte das Amt des alten Kapitäns übernehmen und die Binde tragen. Der 24-Jährige, der im Sommer von der Zweitvertretung der Fortuna aus Düsseldorf gekommen war, rückte auf seine ursprüngliche Position in der Viererkette zurück, die von Wilschrey, Herröder und Baumgärtel komplettiert wurde. Timo Brauer bildete zusammen mit Armand Drevina die Doppelsechs, während Robert Leipertz den ehemaligen Kapitän auf der Zehnerposition ersetzte. Während Sascha Marquet und Oguzhan Kefkir über die Flügel kamen, markierte Marcel Heller die zentrale Spitze im Aachener Aufgebot. Weil Trainer René van Eck sowohl Tim Krumpen als auch Michael Melka nicht zur Verfügung standen, feierte Keeper Mark Flekken sein Debüt zwischen den Pfosten der Schwarz-Gelben.

Es war fast wie ein Heimspiel vor anderer Kulisse: Mit rund 2.000 mitgereisten Fans war die Anhängerschaft der Kaiserstädter rund doppelt so groß wie die der Heimmannschaft - möglicherweise mit ein Grund dafür, dass die Gäste im Sportpark Höhenberg besser als die Hausherren ins Spiel fanden. Alemannia spielte offensiv nach vorne und zeigte sich schon in den Anfangsminuten gewillt, im rund achtzig Kilometer entfernten Köln Merheim heute einen Erfolg zu erzielen. Doch den Schwarz-Gelben fehlte das Glück im Abschluss. Auch wenn bis zum Sechzehner guter und überzeugender Fußball gespielt wurde - zum Torerfolg kam man nicht.
Auf der gegenüberliegenden Seite hatte Mark Flekken ebenfalls nicht sonderlich viel zu tun. Die Gastgeber kamen selten bis vor das Tor des Holländers, da das Spiel hauptsächlich auf der anderen Seite stattfand. Sowohl auf das Konto von Nachwuchstalent Drevina, als auf jenes von Leipertz und Heller gingen in Hälfte eins die größten und vor allem gefährlichsten Torchancen, die allerdings nicht den herbeigesehnten Treffer versprachen.

So verabschiedete sich Schwarz-Gelb nach fünfundvierzig Minuten mit einem 0:0 Unendschieden in die Halbzeitpause. Nach dem Seitenwechsel starteten beide Mannschaften unverändert in die zweite Spielzeit, in der die Alemannia dort weitermachte, wo sie aufgehört hatte.
Mit forschem Pressing drückte man die Hausherren zurück in die eigene Hälfte, machte das Spiel schnell und nutzte den sich ergebenden Raum - mit Erfolg! Es waren keine zehn Minuten gespielt, da musste der Keeper der Kölner erstmals hinter sich greifen. Ein schöner Pass von Baumgärtel erreichte in der Mitte Sascha Marquet, der Poremba aus naher Distanz keine Chance ließ.
Schwarz-Gelb jubelte - sowohl auf dem Platz als auch auf den Rängen - doch die überschwängliche Freude sollte nicht von allzu langer Dauer sein. Denn schon im direkten Gegenzug herrschte in der Aachener Abwehr Uneinigkeit. Diese fehlendene Konzentration nutzte Gastgeber Viktoria kaltblütig aus und verwandelte Sekunden später zum 1:1 Zwischenstand.
Mit dem Tor von Bouhaddouz war der alte Abstand zwischen beiden Mannschaften wieder hergestellt und auch wenn sich Schwarz-Gelb bemühte, mit erneutem Torerfolg alles klar zu machen - es half nichts.

Zwanzig Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit reagierte Trainer van Eck und brachte Thiele für Heller. Doch auch die Einwechslung des Ex-Schalkers brachte nicht den gewünschten Erfolg: Weil auch nach neunzig Minuten das Remis stand, musste Schwarz-Gelb in die Verlängerung. 

Mit dem Anpfiff der weiteren dreißig Minuten schienen sich beide Mannschaften bereits darauf geeinigt zu haben, die verbleibenden Restkräfte für ein mögliches Elfmeterschießen aufzuheben. Noch in der ersten Hälfte brachte van Eck den endlich spielberechtigten Japaner Murakami für den platten Drevina, doch auch die Übermotivation des Asiaten änderte nichts am beständigen Spielstand, der sich bis zur 120. Minute nicht mehr verändern sollte.
Erstmals seit der erfolgreichen Pokalpartie gegen die Eintracht aus Frankfurt vor über zwei Jahren sollte der Ausgang dieses Spiels beim Elfmeterschießen geklärt werden. Doch anders als damals, als zwischen den Pfosten des Schwarz-Gelben Kastens der Stammkeeper der Kaiserstädter gestanden hatte, sollte der Mann zwischen den weißen Pfosten ein Debüt feiern, dass er so schnell wohl nicht vergisst - der neunzehnjährige Ersatzmann Mark Flekken, der in diesem Spiel zum Helden werden konnte - und sollte. 
Denn es sollte das Spiel seines Lebens werden. Während seine Teamkollegen um Brauer, Schwertfeger, Kefkir und Baumgärtel alle Strafstöße erfolgreich verwandelten, hatte sich der Schlussmann von Schwarz-Gelb gleich zwei Mal die richtige Ecke ausgesucht - und wurde damit zum Matchwinner. Begraben unter seinen Teamkollegen bekam Flekken kaum mit, wie ausschweifend auf den Rängen gefeiert wurde.

Denn mit dem Sieg über Viktoria Köln zieht die Alemannia in die dritte Runde des FVM-Pokals ein, die aller Wahrscheinlichkeit nach am zweiten Februarwochenende ausgetragen wird. Doch zunächst trifft man am nächsten Wochenende im Rettungsspiel auf den Rekordmeister Bayern München, bei dem sich Flekken den Platz zwischen den Pfosten mehr als nur verdient hat.

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