Hyballa gibt die Leine ab
Alemannia und Trainergespann gehen fortan getrennte Wege!
Nach 449 Tagen, in denen Peter Hyballa als Cheftrainer am Tivoli tätig war, endete seine Ära gestern unerwartet und abrupt. Die Alemannia ist mit gerade einmal 3 Punkten auf dem Konto auch nach 7 Spieltagen Tabellenletzter, verliert langsam aber sicher den Anschluss.
Das solche Miserien einen Trainerwechsel nach sich ziehen, ist im Profifußball Gang und Gebe. Doch trotzalledem hätte man in Aachen einfach nicht damit gerechnet, dass man diese Bindung lösen wollte – die zu Hyballa und Trainer van der Luer!
Peter Hyballa hatte es im Sommer des letzten Jahres an den Tivoli getrieben, als man mit der Alemannia einen kompletten Umbruch vollzog. Ein traditionelles Wappen und eine neue Kampagne sollten dafür sorgen, dass die neue Alemannia wieder zur Alten wurde. Doch ein knappes Jahr später ist von alledem nicht mehr viel zu sehen.
In der letzten Saison ging das Hyballa-Projekt wunderbar auf. In der Liga war man zwar noch Durchschnitt, doch vorallem im Pokal hatte man den Fans etwas bieten wollen, erreichte mit dieser Einstellung sogar erstmals wieder das Viertelfinale. In der neuen Saison sollte an alte Taten angeknüpft werden: Die Alemannia wollte noch höher, noch weiter – doch dieses Vorhaben scheiterte auf ganzer Linie.
Ohne Namen wie Stieber, Höger und Arslan, dafür mit neuen unbeschriebenen Blättern aus dem Amateurbereich (Stiepermann, Yabo, Erb..) wollte man in diesem Jahr einen draufsetzten. Doch es gestaltete sich enorm schwierig, beispielsweise aus einem Stiepermann einen neuen Stieber zu machen. Die Jungs kamen ohne viel Erfahrung an den Tivoli und wurden dann ähnlich wie einst Peter Hyballa ins kalte Wasser geworfen.
Jetzt, wo das Wasser in der Soers langsam überkocht, müssen die Fische lernen, ohne ihren Trainer zu schwimmen. Der nämlich wurde, aus heiterem Himmel, von seinem Schwarm getrennt und aus dem Wasser gefischt.
Ob es die richtige Entscheidung war, weiß momentan noch niemand so genau. Nur, dass es eine schwere Entscheidung war, kann Meijer schon jetzt mit Bestimmtheit sagen. "Peter Hyballa ist immernoch ein guter, junger und selbstbewusster Trainer.", weiß der Mann, der selbst Jahre lang die Schuhe für die Alemannia schnürte und dabei zu einem Trainer hatte aufschauen müssen. "Wir haben enorm viel mit ihm erreicht. Es tut mir unheimlich weh, denn es ist ein riesen Verlust für uns alle – nicht nur für mich als Manager."
Die sportliche Situation ist natürlich einer der größten Gründe, warum Peter Hyballa fortan nicht mehr an der Seitenlinie stehen wird. Zudem soll es interne Ungereimtheiten gegeben haben, die Mannschaft soll nicht mehr mit ihm hätte komunizieren können, es soll ein Vertrauensbruch entstanden sein, den man anscheinend nicht anders wieder hätte wiederherstellen können, als das man die drastischste Maßnahme in die Wege leitet, indem man sich komplett vom Trainergespann trennt.
Als Fan blickt man mit Wehmut auf diese Trennung, hätte man vor ein paar Wochen schließlich nicht im Entferntesten daran gedacht, dass man sich im Laufe der Woche mit einem komplett neuen Cheftrainer anfreunden muss. Es bleibt schwer zu verstehen, warum dieser Schritt gerade jetzt in die Wege geleitet wurde, ist man schließlich schon seit dem ersten Spieltag das Schlusslicht der Zweiten Bundesliga und hätte somit also viel eher reagieren können. "Warum nicht in der Länderspielpause?", fragte ein Journalist während der Pressekonferenz am Dienstag – warum jetzt, warum ohne jegliche Andeutung?
Natürlich ist immer damit zu rechnen, dass der Trainer in Frage gestellt wird, wenn es in einem Verein nicht mehr so läuft, wie man sich das wünscht – wenn der sportliche Erfolg ausbleibt. Dennoch hätte man nicht damit gerechnet, dass es auch bei der Alemannia der logische Rückschluss ist, hatten die Verantwortlichen schließlich immer "einen auf heile Welt gemacht".
Es ist schade, dass es jetzt trotzdem so endete. Nachdem Manager Meijer vor sowie nach dem Paderbornspiel (0:0) mit dem Mannschaftsrat sowie dem kompletten Team gesprochen hatte, musste Hyballa noch am Montagabend dem Aufsichtsrat Rede und Antwort stehen. Am Dienstagvormittag wurde es dann in einer kurzfristig ins Leben gerufenen Pressekonferenz amtlich: Fortan stehen Alemannias Straßenköter wieder ohne Trainer da; Hyballa musste die Leine abgeben.
Nach einem Ersatz für Peter Hyballa habe sich Meijer am gestrigen Tag noch nicht auf die Suche gemacht. "Das hat etwas mit Respekt gegenüber dem Trainer zu tun.", fand der Holländer. In der angebrochenen Woche soll U23-Trainer Ralf Aussem die Elf übernehmen – ob dieser dann auch bei der Partie gegen Fürth (Sonntag, 18. September – 13:30 Uhr) auf der Trainerbank Platz nehmen wird, bleibt abzuwarten.
TypischLinksAussen dankt an dieser Stelle Peter Hyballa und Erik van der Luer für ein tolles Jahr am Tivoli. Gerne bleiben einem unter anderem die DFB-Pokal-Fights gegen Mainz 05 (damals Spitzenreiter der Ersten Fußballbundesliga) und Eintracht Frankfurt in Erinnerung. Es war ein tolles Jahr mit dem wohl spaßigsten und sympathischsten Trainergespann der Zweiten Bundesliga. Es ist schade, solche Gesichter am Tivoli zu verlieren. Macht et jut!
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