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›Die Fans waren gigantisch.‹

Aus der Sicht eines Fans war das gestrige 'Heimspiel' in Bochum ein Highlight der Saison - und das obwohl zum Ende der Partie nur ein '1:1' auf der Videowand aufleuchtete. Die knapp 2.000 mitgereisten Aachener feierten das Remis wie einen Sieg. Ob Welle, Humba oder 'Wir woll'n den Trainer seh'n': die Stimmung war einzigartig und unbeschreiblich. Zurecht feierte man ein Team, was es zu Anfang nicht einmal so einfach hatte..

Mit Grönemeyers Hymne, dem Stadtlied zu Bochum mit gleichnamigem Titel, zogen beide Mannschaften vor rund 15.000 Zuschauern in das RewirPower-Stadion ein. Zum dritten mal in Folge schickte Trainer Hyballa damit die selbe Startelf ins Rennen. Vor Stammkeeper Hohs agierten um den Grippe geschwächten Abwehr-Chef Stehle die Viererkette mit Feisthammel, Müller und Achenbach. Die blutjunge Raute im Mittelfeld bildeten abermals Kevin Kratz auf der 6, Höger auf rechts, Uludag auf links, sowie Tolgay Arslan hinter den beiden Spitzen Benjamin Auer und Zoltán Stieber. Robert Hartmann, der Mann mit der Pfeife, führte beide Teams mit seinen Assistenten Zacher und Pflaum zum Anpfiff an den Mittelkreis.




Mit knapp 2.000 mitgereisten Aachener Fans im Nacken erwischte die Alemannia eigentlich den besseren Start: Sie zeigen den Gastgebern, dass mit ihnen nicht zu scherzen war; der entscheidende letzte Pass blieb jedoch häufig aus. Andererseit waren die ankommenden Bälle keine Gefahr für Keeper Luthe im Bochumer Kasten. Die Alemannia spielte sauber und ließ den Gastgeber wenig Chancen, sodass diese sich nach knapp 10 gespielten Minuten nur noch mit Fouls zu helfen wussten - nachdem Bochums Maric Kratz böse mit den Stollen am Knie erwischte, musste der Ex-Leverkusener minutenlang an der Außenlinie behandelt werden. Während sich Ersatz Zdebel schon warm lief, folgte direkt der nächste Schock für die Schwarz-Gelben Tivoli-Kicker: Mahir Saglik stand nach einer Flanke am langen Pfosten genau richtig und ließ Keeper Hohs keine Chance - Führung für die Gastgeber.




Die ungerechte Führung der Blau-Weißen brauchte nur kurz 'Sacken-Lass-Phase', bis die jung Spurte im Aachener Team darüber hinweg waren und die Augen wieder nach vorne richteten. Nachdem Kratz nach dem Zweikampf knapp fünf Minuten den Helden makierte, indem er auf die Zähne bis, kam nach knapp 20 Minuten Oldie Zdebel für ihn in die Partie. Nach der Führung der Gastgeber zogen diese sich dann noch weiter zurück. Die Alemannia hatte Platz, der Raum war breit - Uludag und Stieber scheiterten im Bochumer Sechzehner - Arslan hatte den Ball schon einmal ins Tor befördert, Schiedsrichter Hartmann entschied jedoch auf Abseits und ließ das Tor somit nicht gelten. Zum Ende der ersten Halbzeit ließ der zweite Wechsel dann auch nicht mehr länger auf sich warten: Der Grippe-Geschweächte Abwehrchef Stehle wank nach knapp vierzig Minuten ab - der Axt ging die Luft aus, für ihn kam Mirko Casper in die Partie (38.) Kurz danach war dann auch Schluss, Außenverteidiger Achenbach, ärgerlich über den frühen Abpfiff, erntete zum Gang in die Kabine den gelben Karton.



Die zweite Halbzeit blieb dann vom Verletzungspech nicht verschont: der junge Florian Müller verletzte sich im Zweikampf in Hälfte eins so stark, dass er direkt in der Kabine blieb; für ihn stand nun Aimen Demai auf dem Rasen. Mit dem schon nach 45 Minuten ausgeschöpften Wechselkontingent und dem Verletzungspech ließ sich der Rückstand nicht wirklich besser verkraften. Die Alemannia jedoch behielt die Nerven, ging ans Limit - und wurde belohnt! Der Ex-Bochumer und Alemannen-Kapitän Benjamin Auer glich nach Stieber-Flanke auf alter Wirkungstätte aus zum 1:1 (56.).

Die Stimmung bei den mitgereisten Aachenern stieg erneut an, die Fans tobten und pushten damit ihre Kicker weiter vor. So hatte es die Schlussphase noch mal richtig in sich. Torjäger Auer verpasste knapp das 2:1 (89.); sein Ball ging nur knapp über die Latte. Dann war auch Schluss im RewirPower Stadion. Die Spieler verabschiedeten sich in Richtung Gästekurve und ließen sich noch einmal richtig feiern. Die Fans nämlich feieren das Remis wie einen Sieg. Nach einer Welle baten sie die Spieler noch einmal an den Zaun, nachdem diese sich dann nach tobendem Beifall langsam entfernten, forderten die Fans einmal die Trainer auf - passend zu diesem fuliminanten Spiel etwas, was es zuvor vielleicht auch noch nicht gegeben hatte: Mit den Rufen 'Wir woll'n den Trainer seh'n.' bat man Eric van der Luer und Chefchoach Peter Hyballa ebenfalls an den Zaun - und das, obwohl man nicht einmal gewonnen hatte! Generalprobe bestanden, aufgewärmt für  Mainz 05, die am Mittwoch im Tivoli erwarten werden.




Die Polizei - Dein Freund und Helfer.

Viele der mit dem Auto angereisten Fans hatten nicht (mehr) mitbekommen, welch ein Polizeiaufgebot in ganz Bochum herschte, sowie was vor dem Einstieg in den Sonderzug in Bochum am Hauptbahnhof noch vorgefallen war. Man fühlte sich mal wieder 'wie im Knast' - wie ich ein Zitat beim durchqueren des Bahnhofes auf schnappte - da an allen Ecken die dick bewaffneten grünen Männchen lauerten. Nach einer 'friedlichen' Hinfahrt und nur einer Stunde Marsch zum Stadion verlief der Rückweg nicht mehr so ganz glimpflich: Nachdem es auf dem Heimmarsch von Stadion zum Bahnhof schon zu Krawall zwischen Aachener Fans und denen der Bochumer kam, verhinderten Fans auch noch das Abfahren des Zuges. Da einige Aachener beukotierten und sich weigerten in den Zug ein zu steigen, hatten diese schnell einige der schon im Zug feiernden Alemannen auf ihrer Seite, die in Partystimmung ihre Kleider aus den Wägen schmissen und eine Fensterscheibe zertrümerten, um zu verhindern, dass der Zug schon losfuhr, da man natürlich mit allen wieder zurück nach Aachen kehren wollte. Da sich die Fans mit Worten nicht beruhigen ließen, kam der Zug plötzlich ins Rollen - erreichte jedoch nicht einmal die 10 Meter Marke da, so schien es, hatte jemand die Notbremse gezogen. Der Lokführer sprang aus seinem Führerwagon, stürmte hinter den nun auf das Gleis spurtenden Polizisten her. Danach soll alles ausgeartet haben: Nachdem ein Aachener einen Polizisten nieder geschlagen hatte, wurden die Fans kurzer Hand mit Tränengas ruhig gestellt und in den Zug geführt, damit der Zug - mit einer halben Stunden Verspätung - endlich aus dem Bochumer Hauptbahnhof herausrollen konnte.

Übrigens: der Täter, der den Polizisten in Bochum eins' verpasst hatte äußerte sich auf die Frage, warum er das getan hätte mit den Worten 'Ich habe mich bedroht gefühlt' - auf ihn wartet nun eine Anzeige wegen Körperverletzung, eine Anzeige wegen dem Widerstand der Staatsgewalt, sowie ein halbjähriges Stadionverbot. Tränengas und Schlägerreien - Leute, das muss nicht sein! Die grünen Männer aus Bochum durften aus Aachen dann übrigens die nächste Euregio zurück nehmen: Nach den Ausartungen vor dem Zug verstärkten sie die aus Aachen angereisten Polieikräfte im weiteren Verlauf im Zug.




Santa Maria Krüppelheim.

Viel Verletzungspech zog die Alemannia aus der Generalprobe gegen den VfL Bochum zum Spiel am Mittwoch gegen Mainz O5. Nachdem zunächst Kratz in Hälfte eins unglücklich vom Gegenspieler erwischt wurde, musste der Ex-Leverkusener am heutigen Tag am Knie genäht werden. Florian Müller traf es da erheblich härter: Der junge Eisenhüttenstädter zog sich in einem Zweikampf am gestrigen Sonntag erneut einen Kreuzbandriss im vorderen Knie zu und fällt nun wieder 6 Monate aus. Ein Rückfall, ein schwerer Schlag für 'Flo' Müller, der sich in der letzten Saison - auf den Tag genau vor einem Jahr im Spiel gegen Union Berlin - schon einmal das Kreuzband gerissen hatte und somit bis zum Ende der Saison ausfiel. Gerade jetzt, wo er sich wieder in die Mannschaft integriert hatte und zurück in die Startelf gefunden hatte, sitzt der Schock tief bei Spieler und Verantwortlichen. ›Das ist schrecklich für Florian. Er ist gerade aus derselben Verletzung zurück und hat einige ordentliche Spiele gemacht. Jetzt fällt er wieder lange aus. Da musst du erstmal schlucken, wenn einem jungen Sportler so etwas passiert. Er ist ein Riesen-Talent, das uns jetzt wieder lange fehlen wird‹

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