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Ein Derby der besonderen Art

Schließlich hatte sich Tim Krumpen sein Debüt auch ganz anders vorgestellt.. 

Das Spiel in der nur rund 90 km entfernten Landeshauptstadt stand am Sonntagvormittag unter einem ganz besonderen Stern. Am Muttertag hatten sich rund 2.100 Aachener von zu Hause verdrücken können, um beim Derby gegen den Lokalrivalen aus Düsseldorf dabei zu sein.
Erwartet wurden die Schwarz-Gelben Gäste jedoch nicht wie gewohnt in der Esprit arena, sondern im mobilen Ersatzstadion, der airberlin world, die der Fortuna für nur 3 Heimspiele als Ausweichstadion dient(e).

Die Alemannia sollte der letzte Gast in diesem Stadion gewesen sein. Als zusätzlichen Motivationspunkt für seine Elf nahm sich Peter Hyballa, dass man am Ende dieses Spieltages ja vielleicht der einzige Klub gewesen sein konnte, der in ihr einmal gewonnen hatte. Hyballas größtes Ziel blieb jedoch weiterhin das Knacken der 50-Punkte-Marke. Um dieses zu erreichen hätte der 35-Jährige wohl am liebsten ein ähnliches Team aufgestellt, wie beim jüngsten 4:0 Heimerfolg gegen RW Oberhausen oder dem Auswärtserfolg bei Aufsteiger FC Augsburg. Doch dem jungen Coach wurde da gehörig ein Strich durch die Rechnung gemacht. In der Partie gegen RWO zog sich Tobias Feisthammel eine Bänderdehnung zu und stand Trainer Hyballa somit nicht zur Verfügung. Passen musste kurzfristig auch Shervin Radjabali-Fardi. Der Berlin-Neuzugang klagte über eine Muskelverhärtung.
So musste Hyballa im Vergleich zur letzten Woche auf gleich mehreren Positionen umstellen. In der Viererkette tauchte vor Keeper Hohs der Name Aimen Demai wieder auf. Neben Thomas Stehle, Seyi Olajengbesi und Timo Achenbach kam der Verteidiger von den Amateuren zurück in den Profikader. Auf der "Sechs" sorgte Kevin Kratz für den nötigen Wind. Auf Rechts agierte Marco Höger, Alper Uludag rutschte für den verletzten Fardi auf Links. Im Sturm durfte neben Auer und Stieber Radu von Beginn an ran.

Zwei Ex-Alemannen füllten den Kader der Fortuna. Sascha Dum und Teamkollege Sascha Rösler fanden sogar ihren Weg in die Startaufstellung gegen ihren Exclub. Letzterer war es auch, der nach wenigen Minuten das erste Mal den Ball auf den Kasten des Aachener Keepers Hohs ballerte, jedoch verzog. Die Minuten plätscherten dahin. Der Name "Sascha Rösler" taucht recht zeitnah immer wieder auf. Klärt beispielsweise eine scharfe Flanke Stiebers zur Ecke (10').
Nur zwei Minuten später taucht dieser dann auch auf dem Spielberichtsbogen auf. Rösler will Hohs umkurven, dieser sieht als letzter Mann keinen Ausweg mehr und verhindert den Torabschluss des Ex-Alemannen mit einem Griff an dessen Fuß. Für diese 'Notbremse' sieht Hohs direkt Rot und muss die Handschuhe an den Ersatzkeeper abgeben.
Tim Krumpen, 22 Jahre jung, noch kein Profispiel absolviert, wurde nun also promt ins kalte Wasser geworfen. Die erste Aktion des Jungakteures auf professionellem Rasen: ein Strafstoß im vorletzten Bundesligaspiel der Saison 2010/2011. Während Angreifer Sergiu Radu für den Keeper das Feld räumen musste, legte sich Langeneke schon den Ball auf dem Punkt zurecht. Ein kurzer Anlauf, ein sicherer Schuss. Das Debüt Tim Krumpens startet mit seinem ersten Gegentreffer, bei dem der von den Amateuren kommende jedoch keine Chance hatte (12').

In Unterzahl wirkte die Alemannia leicht geschockt vom frühen Gegentreffer und verlor im weiteren Verlauf mehr und mehr den Zug zum Tor. Die nächste nennenswerte Aktion beläuft sich auf die 20. Minute, in der Schiedsrichter Sippel zum erneuten Male auf den Punkt zeigt. Diesmal hatte Tim Krumpen ein Bein des Angreifers Beister gestreift, woraufhin dieser zu Boden fiel. Weil Krumpen nicht der letzte Mann war, konnte der Schlussmann Glück haben, dass er nur mit Gelb verwarnt wurde. Auf den Punkt zeigte Peter Sippel dennoch, diesmal trat Rösler an und verwandelte zum 2:0 für die Gastgeber.

Der Kapitän der Schwarz-Gelben versuchte folgend das Ergebnis recht bald wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die laschen Versuche des Goalgetters brachten jedoch nichts zählbares ein.
Es blieb also beim 2:0 Rückstand, während die Gastgeber weiterhin Druck machten. Rösler hätte das Ergebnis gut und gerne noch vor der Pause zu Gunsten der Rot-Weißen erhöhen können, sein Freund in den gegnerischen Reihe, Thomas Stehle, konnte aber noch zur Ecke klären (35').
Wenige Minuten später wurde es dann wieder ganz, ganz eng am Aachener Kasten. Krumpen kam weit raus, Lambertz lenkte den Ball um den Keeper auf das leere Tor - wenige Zentimeter neben dem Tor kommt das Leder zum stehen (41').
Ein Freitstoß der Fortunen schien der letzte Angriff gewesen zu sein, doch da hatte man die Rechnung ohne die Tivoli-Kicker gemacht. Weil der Düsseldorfer Standard in der Mauer hängen blieb, kamen die Alemannen in Hälfte Eins noch ein letztes Mal an den Ball. Der Weg zum Tor endete im Toraus. Die nachfolgende Ecke lenkte Kratz auf den Kopf Stehles, der sozusagen nur noch hinhalten musste. Mit dem Pfiff zum Anschlusstreffer ging es in die Kabinen.

Unverändert schickten beide Trainer ihre Elf zurück auf den Rasen. Und wieder war es ein Ex-Aachener, der zu erst die Initiative ergriff und das Leder auf den Kasten der Aachener hämmerte, Krumpen war jedoch zur Stelle (50').
Wenige Minuten später drohte die weiterhin in Unterzahl spielende Alemannia in der ganzen Länge zu brechen. Als letzter Mann konnte Stehle klären, konnte dabei die Finger jedoch nicht vom Gegenspieler lassen und fing sich somit "nur" Gelb. Um den Vorbelasteten zuvor zu kommen, ehe der sich möglicherweise ebenfalls einen Platzverweis sicherte, reagierte Hyballa und brachte Casper auf gleicher Position ins Spiel. 
Es weht ein ähnlicher Wind wie in Halbzeit Eins auf dem Rasen der mobilen airberlin world. Wirklich in der Hand hatten die Düsseldorfer die Gäste aus Aachen nicht, sodass diese demgemäß ins Geschehen eingreifen konnten. Wie beim Anschlusstreffer verspricht man sich viel von einem Standard Kratz'. Höger, der mit dem Kopf noch so grade an den Ball kommt, verfehlt jedoch knapp (57').
Mit Standards versucht man sich also nun auf Seiten der Gäste, wohingegen die Rot-Weißen mit gefährlichen Spielzügen vor dem Kasten Krumpens auftauchen. Einen Schuss mit ordentlich Wucht aus den Reihen der Fortunen konnte der Schlussmann der Schwarz-Gelben jedoch parieren.

Entschärfen konnte der Jungkeeper den Ball wenige Minuten später nicht mehr. "Komm, Tim, den hast du.", hatte er sich noch gesagt, verriet der Torhüter später, doch während diese Gedanken durch seinen Kopf schwirrten, landete der 1,83 Mann schon auf dem trockenen Rasen und musste folgend hinter sich greifen. Ein Sonntagsschuss Beisters aus rund 25 Metern ließ dem Schlussmann keine Chance - 3:1 (70'), die Entscheidung?
Die Fortuna war nun viel aktiver als die Schwarz-Gelben, hatten immer wieder brenzlige Aktionen vor dem Kasten der Schwarz-Gelben. Bei der Alemannia war die Luft raus. Schlappe Bälle erreichten Ratajczak, die der Keeper der Rot-Weißen mühelos entschärfen konnte. Ein Kopfball Lukinyas hätte das 4:1 sein müssen, das Leder ging jedoch knapp über den Kasten Krumpens (77').
Es blieb dabei, das 3:1 war die Entscheidung. 2 Elfer, ein Platzverweis, welcher dem Youngster erst zum Debüt verhalf, ein Derby in voller Hütte, das die Alemannia nach 90 Minuten nicht für sich entscheiden konnte. Hatte sich Tim Krumpen sein erstes Profispiel so vorgestellt? "Das ist ärgerlich.", verrät Krumpen. "Natürlich habe ich mir mein Debüt bei den Profis ganz anders vorgestellt."

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