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„Ich bin kein Mittelmaß-Trainer”

Der Rückblick auf die Saison 2010/2011

Während sich die Saison für manche noch immer dem Ende neigt, weil sie in der Relegation um den Aufstieg oder den Klassenerhalt kämpfen, genießt die Elf von Trainer Hyballa schon den wohlverdienten Sommerurlaub.
Im letzten Jahr beendete die Alemannia eine schlechte Saison noch auf Platz 13. Großen Worten über eine 'Veränderung' sollten Taten folgen; die Alemannia plante einen Umbruch! Und das auf so ziemlich allen Positionen. Zusammen stellte Sportdirektor Meijer einen extrem verjüngten Kader: jung, deutsch, lernfähig – das war Devise. An die Seitenlinie stellte Meijer einen Mann, den man vielleicht gerade einmal des Flurfunks im Dortmunder Jugendbereich wegen per Name kannte. 

Peter Hyballa, den Schnitt des Kaders wiederspiegelnd, gerade einmal 35 Jahre jung, kam von der Amateurmannschaft des BVB an den Tivoli. Zusammen mit Meijer und Neu-Co-Trainer Eric van der Luer, der zuvor in der Alemannia-Jugend tätig gewesen war, stellte man nicht nur eine neue Elf auf den Rasen, auch die Alemannia wollte sich in der neuen Saison komplett anders präsentieren. Getreu nach dem Motto „Auf Gedeih und Verderb” stellte die Alemannia ihren Leitfaden dar: Junge Kräfte, die alles für ihren Verein geben und mit Herz und Seele Leidenschaft an den Tag legen. Das neu eingeführte, alte Traditionswappen trug seinen Teil dazu bei.

Zu Beginn der Saison steckte man in die Elf von Trainer Hyballa nicht das größte Vertrauen. Ein total verjüngter Kader, mit Spielern, die an Erfahrung im Profibereich so viel mitbrachten, wie der Trainer selbst. Doch allem zu Trotz glaubte der Coach an sein Team, füllte seine Startelf mit Spielern, die zuvor niemand auf dem Papier gehabt hatte. Junge Talente wie Marco Höger, Kevin Kratz, Zoltán Stieber und David Hohs bekamen beim jüngsten Coach der Liga den Vorzug gegenüber gestandenen Profis wie Thorsten Stuckmann (der zu Anfang der Saison jedoch verletzungsbedingt ausfiel), Nico Herzig und Mirko Casper.
Gleich zu Anfang der Saison musste man herbe Rückschläge einstecken. Ein Remis gegen Union Berlin, eine 3:0 Klatsche in Karlsruhe – Fürth, Cottbus, Hertha BSC Berlin behielten die Punkte in der Heimat. Doch die anfängliche Schwierigkeit ließ den Neutrainer nicht aus der Ruhe bringen.
Das Team entwickelte sich, war auch Mitte der Hinrunde immer noch „ein Team im Aufbau”, wie der Trainer stets betonte, wenn mal drei Punkte liegen gelassen wurden. Doch es ging aufwärts, vor allem zum Ende der ersten Hälfte. Der Pokal ließ hoffen: ein grandioses Spiel gegen Herbstmeister Mainz 05, sowie die danach folgende Sensation nach Elfmeterschießen gegen Eintracht Frankfurt, hatten zu Folge, dass die Alemannia ins Viertelfinale des DFB-Pokals einzog. Und da lauerte als Gegner niemand geringeres als Rekordmeister FC Bayern München.
Auch wenn das Ergebnis nicht gerade das ansehnlichste war (0:4), ist es ein Tag, auf dem man in dieser Saison gerne zurückblickt. Weit geschafft hatte man es im DFB-Pokal, die Konstanz im Ligabetrieb war da hingegen das einzige Manko.

Die Alemannia hatte die Hinrunde auf Tabellenplatz 10. abgeschlossen, und auch wenn man denken könnte, dass da ja „viel mehr hätte drin gewesen sein können”, war dieser alles in allem schon gerechtfertigt. Die nötige Stabilität fehlte, und das nicht nur aufgrund der anhaltenden Verletzungsmisere, welche die Alemannia im zweiten Jahr in Folge heimzusuchen schien. Insbesondere den jungen Florian Müller hatte es schwer getroffen. Der 24-Jährige erlitt nacheinander zwei Kreuzbandrisse im gleichen Knie, welche jedoch unabhängig vom anderen auftraten. Zur Zeit befindet sich der Mittelfeldmann in der Reha in Köln, wurde allerdings noch in der letzten Woche abermals auf Krücken gesichtet und macht zurzeit laut Trainer Hyballa wieder eine schwerere Zeit durch, da die Schwellung am Knie scheinbar nicht abklingen will.
Doch Müller ist nicht der einzige Youngster, den es in dieser Saison erwischt hatte. Neben dem Langzeitverletzten Markus Daun, der in dieser Saison bekannt gab, dass seine Zeit auf dem Platz langsam aber sicher sein Ende finden würde, tauchten Namen wie Alper Uludag, Juvhel Tsoumou und Robert Wilschrey (sollte von Alemannia II den Sprung in den Kader schaffen) auf der Liste der Ausfälle auf. Neuzugang Thomas Zdebel kam in der ganzen Saison nicht richtig ins Rollen, verließ den Verein nach nur einem Jahr mit gerade einmal 138 Spielminuten.
Ständig musste der Coach seine vorhandene Startelf aufgrund von Verletzungen ändern, was im Spielgeschehen nicht gerade von Vorteil war. So schafften es die Schwarz-Gelben auch in der Rückrunde nicht, sich im oberen Tabellen Drittel zu etablieren, und beendete die Saison 2010/2011 auf dem 10. Tabellenplatz.


Doch Statistik hin, Statistik her: die Alemannia hat im Vergleich zur letzten Saison einen großen Fortschritt gemacht. Der Klub wurde zur Anlaufstelle für Jungprofis. An Beispielen wie Marco Höger und Zoltán Stieber ist ganz leicht festzumachen, zu was es junge Talente bei der Alemannia bringen können. Zoltán Stieber beispielsweise kam im Sommer von Drittligist TuS Koblenz. Der 22-Jährige bestritt alle 34 Ligaspiele und ist mit 10 Toren und 17 Vorlagen der Top-Scorer der zweiten Bundesliga. Ab der neuen Saison läuft Stieber eine Klasse höher auf. Der Ungar hat im Frühjahr für vier Jahre bei Mainz 05 unterschrieben.
Und auch Marco Höger ist ein Beispiel für Aachens Talenteschmiede. Der in Köln geborene Mittelfeldmann durchlief seine Jugend in Aachen, schaffte durch eine Verletztenlücke in der letzten Saison den Sprung in den Profikader. Laut diversen Quellen sind viele Bundesligisten an Marco Höger interessiert, welcher bei der Alemannia jedoch noch einen Vertrag bis Juni 2012 hat. 
Höger absolvierte im Alemannentrikot in der abgelaufenen Saison nahezu alle Partien (33 Ligaspiele) und ist mit 10 Toren und 9 Assists ebenfalls ein Top-Scorer der Alemannia.
Nicht in den Schatten stellen sollte man jedoch Jungakteure wie Kevin Kratz, welcher laut Trainer Hyballa den größten Schritt in der Saison gemacht hätte, Tolgay Arslan und David Hohs, der es geschafft hatte, die Nummer Eins im Tor (Thorsten Stuckmann) vollends von der Linie zu verdrängen.
Alemannias „Straßenköter” hatten es in dieser Saison also zu richten und auch in der nächsten Saison werden die solchen für die Schwarz-Gelben ihre Schuhe schnüren. Die bereits feststehenden Neuzugänge – 6 an der Zahl - weisen jetzt schon vielversprechende Namen auf. Jonas Strifler (Dynamo Dresden), Fabian Bäcker (Borussía Mönchengladbach) und Kim Falkenberg (Greuther Fürth). Und die „dicken Fische”, wie Sportdirektor Meijer und Trainer Hyballa versicherten, seien noch nicht komplett vertreten.

Letzterer hatte es in dieser Saison aber auch nicht wirklich immer leicht, mit seinen Argumenten. Wer glaubt schon an einen jungen Coach, der mit seinem Team so viel vorhat? Doch Peter Hyballa hat bewiesen, zu was sein Team in der Lage ist – beziehunsweise, was der Coach mit ihm noch vorhat. „Ich bin kein Mittelmaß-Trainer”, verriet Hyballa vor wenigen Wochen in einem Interview. Wohin der Weg in der kommenden Saison für die Alemannia gehen wird, bleibt abzuwarten.

Abschließend möchte ich mich bei den Leuten bedanken, die dafür gesorgt haben, dass es mit TypischLinksAussen in eine neue – die erste komplette – Runde ging. Der Dank gilt allen Lesern und helfenden Händen, sowie der Alemannia (Spielern, Trainern, Funktionären) und ihren Fans, für eine Saison, auf die man gerne zurückblickt. Zum Saisonstart wird TypischLinksAussen dann in die neue Runde starten. Bis dahin,

            LittleOecher


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