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Ein Punkt der Hoffnung



Mit mehr als trüben Vorzeichen trat das Team von Peter Hyballa die Reise in die über 660 Kilometer weit entfernte Hansestadt Rostock am Donnerstag an. Alle Ligaspiele sowie darüber hinaus das Pokalspiel beim Ligakonkurrenten aus Karlsruhe gingen verloren, was am Tivoli langsam aber sicher zum Nachdenken anregte. Die geringe Anzahl an mitgereisten Fans (ca. 120) sollte es der Elf an der Ostsee nicht einfacher machen, doch fest stand, dass diese ihre Alemannia endlich siegen sehen wollten. Um dies endlich zu gewärleisten stellte der Coach sein Team nur auf einer Position um: der zuvor gesperrte Manuel Junglas kehrte in die Startelf zurück. Für ihn nahm Alper Uludag vorerst auf der Ersatzbank platz. Im 4-2-3-1 markierte Junglas hinter Auer den zweiten Offensivakteur, über die Außen kamen Marco Stiepermann und Shervin Radjabali-Fardi. Kevin Kratz und Bas Sibum bildeten vor der Abwehrreihe, bestehend aus Feisthammel, Olajengbesi, Erb und Achenbach, die Doppelsechs. Den Kasten der Schwarz-Gelben hütete Stammtorwart Boy Waterman.

Die Hansa, selbst in dieser Saison noch ohne einen einzigen Sieg, deutete in den Anfangsminuten nur schwach an, dass sie daran in naher Zukunft etwas ändern wollte. Von den Alemannen hingegen war man es gewohnt, dass sie etwas Zeit benötigten, ins Spiel zu kommen, doch da es im Rostocker Sturm ähnlich wie am Tivoli zuging und dieser selbst seine Probleme hatte, in der Vergangenheit das Leder einmal im gegnerischen Kasten zu versenken, blieb es zu Beginn bei erfolglosen Versuchen. Björn Ziegenbein, der agilste Stürmer der Ostsee-Kicker, versuchte sich immer wieder an Keeper Waterman, blieb dabei jedoch stets ohne Erfolg. Nachdem Boy Waterman in den letzten Wochen permanent den Ball aus dem Netz fischen musste wollte der Keeper gegen Rostock endlich die Null halten.
Die Sache erschwerte sich ungemein, als die Abwehrreihe vor dem Schlussmann der Schwarz-Gelben wieder die ersten Lücken aufwies. Sobald ein Rostocker diese durchbrach herrschte Aufruhr im Aachener Strafraum; oftmals hatten dabei der bereits genannte Björn Ziegenbein oder auch Lartey ihre Finger mit im Spiel.

In der Aachener Offensivabteilung brannten lange nicht die hellsten Lichter. Marco Stiepermann und Kapitän Auer gelangen nur selten dann zum Ball, wenn sie in günstiger Lage zum Tor standen. Wie zum Beispiel in der 22. Minute nutzten sie diese Chance allerdings nicht.

Einen Namen mussten die Rostocker Mittelfeldler des öfteren vom Trikot des Aacheners Junglas ablesen, wenn dieser ihnen den Rücken kehrte und im Strafraum der Gäste wieder zum Schuss kam. Der 22-Jährige hatte bei seinem Comeback in der Startelf jedoch genau so wenig Glück wie seine anderen Sturmkollegen - im eigenen sowie im gegnerischen Team.
Die Partie plätscherte vor sich hin. Beide Teams zeigten psychisch angeschlagen vom ausbleibenden Erfolg, die Niederlagen der letzten Wochen schienen den Schwarz-Gelben in den Knochen zu stecken. Hinten tauchten in der Defensive die größten Lücken auf, vorne im Sturm wehte trotz Ostseewind ein laues Lüftchen. Es kam der Alemannia daher zu Gute, dass sich auf der anderen Seite ein ähnliches Bild abspielte - weil keiner der beiden Mannschaften aggressiv genug agierte, ging es torlos in die Kabine.

Wie es seine Elf der anderen gleich tat, hielt sich auch der Trainer was einen frühzeitigen Wechsel anging an den Trainerkollegen aus Rostock: beide Mannschaften starteten unverändert in die zweite Hälfte.
Die Hanseaten erwischten erneut den leicht besseren Start, setzten zu Beginn der nächsten 45 Minuten immer wieder vor allem Mohammed Lartey in Szene, der vor dem gegnerischen Kasten allerdings nicht vollstrecken konnte. 

Die Rostocker hatten klar mehr vom Spiel, was nicht nur an den gewonnenen Zweikämpfen ablesbar war. Wenn die Aachener dahingegen mal vor dem Tor der anderen aufkreutzten, dann landete das Leder häufiger weit über dem eigentlichen Ziel. Hinten verstolperte man, genau wie vorne, die Bälle - es war alles beim Alten, es schien sich nichts zu ändern bei der Elf vom Tivoli.
Es fehlte wie in den letzten Wochen anscheinend nur noch der tief sitzende Gegentreffer, der die Schwarz-Gelben wohl in noch eine viel größere Depression gezogen hätte. Doch das Sturmproblem der Rostocker machte dem Ganzen da einen Strich durch die Rechnung, auch wenn die schnellen Spielzüge häufiger genügten, die Abwehrreihe vor Keeper Waterman auseinander zu hebeln. Häufig hatten Semmer oder Ziegenbein den jungen Erb hinten überrannt und ihn somit völlig alt aussehen lassen, wenn dieser nur zugucken konnte, wie die Gegenspieler ungehindert zu Flanke oder Torschuss kamen - 15 Minuten nach Spielende, nachdem sich der Neuzugang von Bayern II grade die erste Gelbe Karte gefangen hatte, war Schluss. Hyballa brachte Ray Yabo für den Außenverteidiger; Radjabali-Fardi rückte für den Stürmer in die Viererkette. Zeitgleich mit der Kölnleihgabe kam Alper Uludag, der Marco Stiepermann auf gleicher Position ersetzte und lediglich vor Spielende noch einmal für frischen Wind sorgen sollte. 


Und die Einwechslung schien schnell Früchte zu tragen, schaffte es Uludag schließlich noch einmal, den Ball bis an die gegnerische Strafraumgrenze zu kriegen. Sein Schussversuch aus rund 30 Metern ging jedoch gut einen Meter am Tor vorbei. 

In den letzten Minuten der Partie wurde dieser noch einmal etwas Pfeffer verliehen. Es ging hin und her in der DKB-Arena. Während sich der Deutsch-Türke noch in der gegnerischen Hälfte befand, konnten die Defensivleute der Schwarz-Gelben tief durchatmen. Weil sich Waterman verschätzt hatte konnte Schied den Ball am Keeper vorbei kriegen, der dann, ungehindert auf den Kasten zurollte und diesen nur um wenige Zentimeter verfehlte.
Den Fans auf den Rängen blieb bei dieser Aktion beinahe das Herz stehen, wie wenige Minuten später, wo eine Situation in der Nachspielzeit hätte das komplette Spiel entscheiden können: Jännicke kam aus kurzer Distanz frei zum Schuss. Während der Keeper der Schwarz-Gelben den Schuss des Stürmers noch abblocken konnte, hätte Schied mit dem Einschub eigentlich den Abstauber markieren müssen, hätte Waterman nicht mit einem Hechstsprung auch den zweiten Ball vor der Linie klären können.

Wenige Sekunden später war Schluss an der Ostsee. Waterman rette den ersten Punkt der Schwarz-Gelben in einer packenden Schlussphase. Damit kann die Alemannia zwar den ersten Punktgewinn, den Sprung aus dem Tabellenkeller allerdings noch lange nicht feiern.


Um mit den Fans gegen Fortuna Düsseldorf (nächstes Heimspiel, 27.08 - 13 Uhr) vielleicht den ersten Sieg der Saison zu feiern sind alle Dauerkarteninhaber zu einer besonderen Aktion eingeladen: weil gegen Energie Cottbus fast ein drittel des Stadions leer blieb, möchte die Alemannia wieder mehr Fans dazu bewegen, den Tivoli aufzusuchen - im Stadion dabei zu sein, ihr Team zu unterstützen. Jeder Dauerkartenbesitzer ist deshalb dazu eingeladen, in den Fanshops noch bis Freitag gegen Vorlage der Dauerkarte eine zusätzliche Freikarte in der selben Preiskategorie zu erwerben. Man kann gespannt sein, ob diese Aktion wirklich Früchte trägt und die Alemannia am Samstag endlich wieder mehr Zuschauer - und hoffentlich auch den ersten Sieg der Saison zu verzeichnen hat!


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