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Sah ein Boy' ein Röslein steh'n

Alemannia sichert sich einen Punkt im ersten Montagsspiel der Saison



Hätte man einzig und allein den Tabellenstatistiken vertraut, dann hätte man der Alemannia wohl keinerlei Chancen zurechnen dürfen, als sie am Montagabend in Düsseldorf auf den Lokalrivalen stieß. Denn die Fortuna liegt mit 44 Zählern auf dem Punktekonto, was übrigens mehr als doppelt so viele als bei der Alemannia (20) sind, im obersten Tabellendrittel und träumt seit langem wieder einmal vom Aufstieg in die erste Bundesliga. Der Saisonverlauf spricht dafür, dass die Rot-Weißen schon in der nächsten Saison tatsächlich im Oberhaus kicken, wurden zum ersten Mal Herbstmeister, schossen bis dato rund 40 Tore und nahmen aus den ersten siebzehn Partien ganze 41 Punkte mit. Doch seit dem Rückrundenstart sieht es bei Fortuna alles andere als rosig aus. Mit fünf sieglosen Partien hintereinander lagen sie vor der Partie gegen die Kaiserstädter nur auf dem fünften Tabellenplatz.

"Gefrustet" von der Miserie wollte Fortuna also endlich wieder siegen, um sich den Wiederaufstieg in die erste Bundesliga nicht noch selbst zu vermasseln. "Dagegen halten" war das Motto, mit dem Friedhelm Funkel sein Team zu ungewohnter Uhrzeit auf den Platz stellte – und dabei überraschender Weise sogar andere Namen ins Spiel brachte, als erwartet.
Der erfahrene Übungsleiter hatte lediglich angedeutet, dass ihm neuerlich Veränderungen "im Kopf herumschwebten" – dass er sie allerdings tatsächlich in die Tat umsetzte, kam überraschend und unerwartet. So sollte Kevin Kratz dieses mal auf dem rechten Flügel zum Spieleinsatz kommen, Neuzugang Streit rückte für den gebürtigen Eschweiler auf die linke Seite. In der Mitte bildeten Bas Sibum und Aimen Demai die Doppelsechs, im Aachener Offensivzentrum starteten wie gewohnt Benny Auer an der Seite von Sergiu Radu. Es bleib bei einem Wechsel, die Hintermannschaft setzte sich wie in den vergangenen Partien aus Kim Falkenberg, Seyi Olajengbesi, Tobias Feisthammel und Timo Achenbach zusammen. Den Kasten hütete Stammtorhüter Boy Waterman. Einzig und allein auf der Bank hatte zum Wiederholten Male Rotation stattgefunden: Ersatztorhüter Krumpen nahm statt David Hohs, neben den Feldspielern um Odonkor, Fardi, Junglas, Stehle, Hadouir und Uludag Platz; Marco Stiepermann hatte der Coach dieses Mal zu Hause gelassen.

Die Aachener hatten bei der "großen Herausforderung" in Düsseldorf zu Beginn die größeren Schwierigkeiten, richtig mit dem Gegner umzugehen. Die Schwarz-Gelben gaben der Fortuna zu viel Platz, Ex-Alemanne Rösler suchte stets die Möglichkeit, Lücken in der Abwehr zu seinem Vorteil zu nutzen und dem ehemaligen Verein "eine rein zu drücken". Der blonde Angreifer bewies dabei aber stets, dass ihn nicht nur Torhüter Waterman am Torerfolg hinderte: Durch seine Übermotivation stand sich der 34-Jährige häufiger sich selbst als jedem anderen im Weg.
Lediglich Beister kam in den ersten Minuten wirklich gefährlich vor den gegnerischen Torkasten, als er den Ball an Keeper Waterman vorbei frei auf die weißen Pfosten zukullern ließ. Abwehrrecke Seyi Olajengbesi bewahrte die Alemannia vor dem frühen Gegentreffer.

Dass es auf der anderen Seite nahezu keine Gelegenheit dazu gab, war wohl mehr den Aachener Angreifern zuzuschreiben, als allen anderen. Abwehrmann (!) Falkenberg markierte den ersten Torabschluss der Schwarz-Gelben – und das weder nach einem Freistoß noch sonstiger Standardsituation.
Auch wenn die Fortuna weiterhin die Oberhand behielt, tauten die Kaiserstädter im Verlauf der Partie immer weiter auf. Im Anschluss an den ersten mikrigen Torversuch tauchte auch Neuzugang Streit plötzlich vor dem gegnerischen Kasten auf: Doch der 31-Jährige bewies, dass ihm die Erfahrung fehlte; seinen Abschluss fasste Schlussmann Almer sicher.

Beide Keeper bekamen bis zur Halbzeit nocheinmal viel zu tun: Alemannen-Keeper Watermann leitete einen Schuss Beisters gerade zur gefühlten Millionsten Ecke, als erstmals auch auf die medizinische Abteilung der Alemannia Arbeit zu kam. Mit schmerzverzertem Gesicht humpelte Falkenberg vom Feld, nachdem er in einem Zweikampf mit Lukimya zu Boden gegangen war. Auch wenn es vorerst so aus sah, als würde es für den Rechtsverteidiger weiter gehen können, tauchte sein Name gut zehn Minuten vor der Pause dann doch auf der Anzeigetafel auf. Wie die Kernspinuntersuchung am Dienstag ergab hat sich "Falke" ein Knochenmarksödem im Sprungbein und Kahnbein des rechten Fußes zugezogen und fällt damit erst mal eine Weile aus. Shervin Radjabali-Fardi nahm seine Position in der Viererkette ein, noch ehe Schiedsrichter Ayektin zur Pause pfeifen konnte.

Es fehlte an Konsequenz vor'm Tor, um endlich Zählbares zu erbringen, das stimmte so auf Aachener aber auch auf Seiten der Fortuna. Auch wenn die Elf von Trainer Norbert Meier leicht die Nase vorn hatte, war sie nicht konsequent genug, zeigte nicht das, was man von einem Tabellenfünften erwartete – zu wenig, um möglicherweise schon in der nächsten Spielzeit eine Liga höher zu kicken?
Vielleicht, wenn man bedenkt, wie viele Chancen die Fortuna auch im weiteren Verlauf der Partie nicht verwerten konnten. Die Fortuna drängte auf den Führungstreffer, doch weder Beister noch Ilsø nutzten Chancen, die sie sonst sicher verwandelten – beispielsweise, als Letzterer, nach einem Zuspiel mit Lambertz, Vollspann die lange Ecke anvisierte und am starken Torhüter aus den Niederlanden scheiterte.
Und auch Sascha Rösler war anzumerken, dass es bei ihm am Montag nicht ganz rund lief: Der Ex-Aachener vergab die größten Chancen, als Konsequenz dafür durfte er nach 74 Minuten – wie es schon in Zeilen des Liedes "Sah ein Knab' ein Röslein steh'n" geschrieben steht – "leiden" und vorzeitig das Spielfeld verlassen. Für den Stürmer stand Timo Furuholm die letzten Minuten auf dem Platz.

Und die hatten es auch noch einmal in sich. Denn der Joker hätte in den letzten Minuten noch einmal knipsen können, Furuholm hatte den Sechszehner schon erreicht, als Tobias Feisthammel ihn einem Toschuss hindern konnte. Der Innenverteidiger war allerdings an noch einer hartnäckigeren Chance in den Schlussminuten beteiligt: Bei der letzten Ecke der Aachener war Feisthammel der höchste, der hochstieg und das Leder am Kopf erwischte. Der Blonde zirkelte die Pille in die untere Ecke, doch dieses Mal war es Furuholm, der auf der Linie klärte und den Alemannen den "Lucky Punch" nicht gönnte. Ohne Tore, dafür mit einem gewonnen Punkt im Gepäck reisten die Alemannen mit rund 2.500 Anhängern zurück in die Heimatstadt.

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