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Manko: Chancenverwertung

 Der herbe Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt

 



Mit der Partie am Freitagabend wurden am Tivoli "die Wochen der Wahrheit" eingeläutet, in denen nun darüber entschieden wird, ob die Alemannia in der nächsten Saison weiterhin zweitklassig spielen darf.
Nachdem zumindest das Konzept zur Umstrukturierung der Stadionfinanzierung vorerst in trockenen Tüchern ist, liegt es nun an der Elf auf dem Platz, die Forderungen des Ganzen in die Tat umzusetzen: Und zwar die Klasse zu halten. Doch ein Blick auf die Tabelle genügt, um festzustellen, dass die "Mission Klassenerhalt" ein Prozess sein wird, der sich noch über einige Wochen erstrecken wird.

Acht Begegnungen entfernt liegt das Ziel, der vierunddreißigste Spieltag, an dem die Alemannia endgültig über'm Strich stehen will. Zur Zeit markiert sie allerdings noch einen Relegationsplatz, mit, nach der Partie der Zebras, einem Rückstand von drei Punkten auf einen Nicht-Abstiegsplatz. Und die Konkurrenten drücken von unten: Nur einen Punkt entfernt vom abstiegsgefährdeten Traditionsklub lauert der Karlsruher SC, vier Punkte trennen den FC Hansa Rostock von einem "Wunder", wo der Ostseeklub als Tabellenschlusslicht doch eigentlich längst abgeschrieben war.
Abgeschrieben hat man auch am Tivoli, dass die Elf um Trainer Funkel noch dazu in der Lage ist, ordentlich zu punkten. Der letzte Dreier ist bereits über einen Monat her (2:1 über den FC St. Pauli, 04. Februar), ihm folgen drei Punkteteilungen sowie drei Niederlagen in Folge und wenn man die Alemannia mit anderen Teams vergleicht, dann ist sie das schlechteste, wenn es um die Torausbeute vorm gegnerischen Kasten geht. Auch am Freitag wurde wieder sichtbar, dass das größte Manko in dieser Saison die Chancenverwertung ist. Obwohl durch Ausfälle Stammverteidiger wie Kim Falkenberg, Tobias Feisthammel, Seyi Olajengbesi und Shervin Radjabali-Fardi das Hauptaugenmerk vor der Partie auf die Defensive gerichtet wurde, kann man bei einer Analyse des Spiels die schwerwiegenden Fehler der Offensive nicht außer Acht lassen.

Aufgebaut hatte der Coach sein Team mit einer Raute im Mittelfeld, die von Bas Sibum, Kevin Kratz und Albert Streit auf den Flügeln sowie Alper Uludag besetzt wurde. Stammsechser Aimen Demai war aufgrund der Engpässe in der Hintermannschaft auf die rechte Abwehrseite gerutscht, die Mitte bildeten Mirko Casper und Thomas Stehle, während "Acki" die linke Seite berannte. Sturm und Tor blieben unverändert und setzten sich wie in den Wochen zuvor aus Benjamin Auer und Sergiu Radu sowie Boy Watermann zwischen den weißen Pfosten zusammen.
Die Alemannia begann ungewohnt druckvoll, fand sich schon nach wenigen Minuten erstmals dort wieder, wo man sonst nur ein selten gesehener Gast war: Im gegnerischen Strafraum. Doch auch wenn sich die Chancen häuften: Den Ball in's gegenerische Gehäuse bekam immer nur der Gegner. Das Team vom Tivoli zeigte gekonnt, dass die Methode, den Ball für einen Torerfolg hinter die Linie zu tragen, eine vielleicht elegante aber sehr uneffektive Variante war. Doch auch die Unioner wolltens "kurios", was ihnen allerdings deutlich schneller und vor allem "geplanter" gelang: Mattuschka hatte im Strafraum einige Aachener hinter sich gelassen, steckte dann gekonnt auf Ede zu, der zunächst die riesen Chance zu vergeben schien, weil er den Ball bereits hinter Waterman verstolperte, das Leder dann aber vom Boden aus noch in die Maschen jagte.

Die Alemannia hatte sich sichtbar bemüht, mit Chancen von Uludag & Co. wirklich Eindruck geschunden, doch die Unioner hatten Fehler in der Defensive, die durch das Schludern vorne entstanden waren, viel effektiver genutzt. Ganz überraschend zitterte wenig später auf der gegnerischen Seite dann doch das Netz. Ein Fehler von Keeper Glinker hatte dazu geführt, dass Timo Achenbach den wohl speziellsten Treffer seiner Karriere erzielte: Der Linksverteidiger hatte eine missglückte Flanke von der Eckfahne geschlagen, welche der Schlussmann der Unioner eigentlich sicher hätte fassen müssen. Doch dem Mann mit der Nummer Eins rutschte das Leder durch die Hände, Alemannia hatte es wieder nur durch viel Glück zum Torerfolg geschafft, doch lange währen sollte auch der Ausgleich nicht. Noch vor der Pause netzte der FC erneut ein, dieses Mal war es Terodde, welcher dem niederländischen Schlussmann der Schwarz-Gelben keine Chance ließ und kurz vor dem Pfiff zum 1:2 Pausenstand erhöhte.

Unverändert starteten beide Teams in Hälfte zwei, die einen gut sortiert, mit viel Übersicht, gepackt von Tatendrang und Spiellust – die anderen eher weniger; welche Beschreibung auf die Alemannia zutraf ist nur minderschwer zu erkennen. Vor allem dann, wenn man verrät, wie sich der Ablauf der kommenden fünfundvierzig Minuten gestaltete. Denn lange sollte das erst vor der Pause erneuerte Ergebnis nicht mehr die Videowand zieren. Die Unioner waren mit klaren Zielen aus der Pause gekommen und so war es Zoundi, der nur wenige Sekunden nach Wiederanpiff den Ball im Gehäuse der Heimmannschaft niederlegte.
Die zweite Hälfte sollte gerade erst begonnen haben, doch für die Schwarz-Gelben schien die Partie mit dem 1:3 längst besiegelt. Nach vorne ging auf Seiten der Hausherren lange gar nichts mehr, die Gäste ruhten sich auf der verdienten Führung aus und zogen sich zurück, was es den Aachenern nur noch schwerer machte, bis in den gegnerischen Strafraum vorzudringen.

Die Partie schien abgeschrieben, nach ein wenig mehr als fünfundvierzig Minuten. Die Welt hätten den Schwarz-Gelben noch offen gestanden, doch es blieb, wie erwartet, beim 1:3 Rückstand aus der sechsundvierzigsten Minute. Die Alemannia, kraftlos und geschwächt, mitgenommen vom harten Abstiegskampf, stempelte zu früh ein Spiel als verloren ab.
Neben der miserablen Chancenverwertung ist dies der zweite Punkt auf der Liste, die bis zum Saisonende abgearbeitet werden muss: Kämpfen, bis zum bitteren Ende, für den Verein, für die Alemannia und ihren Klassenerhalt!

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