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Schicht im Schacht?

Alemannia und (einer) der letzte(n) Funke(n) Hoffnung



Für die Alemannia gehen im dunklen Tabellenkeller allmählich die letzten Lichter aus. Mit dem Sieg des MSV Duisburg am Sonntag (2:1 Erfolg über Paderborn) beträgt der Abstand der Tivoli-Kicker auf einen Nichtabstiegsplatz schon bändesprechende sechs Punkte. Seit mehreren Spieltagen ziert die Elf aus der Kaiserstadt den sagenumwobenen Relegationsplatz und würde somit, falls auch die nächsten sieben Spieltage an der Platzierung nichts mehr ändern, in weiteren zwei Partien (gegen den drittplatzierten aus Liga 3) um den Klassenerhalt zu kämpfen haben.

Es ist mittlerweile das einzige Ziel, was sich die Verantwortlichen rund um den Tivoli stellen: Zumindest die Relegation erreichen – und nicht gleich am vierunddreißigsten Spieltag abdanken, erstmals seit 1999 wieder drittklassig spielen.
Doch um in der Tabelle nicht noch tiefer abzurutschen, zählt für Alemannia nur noch eins: Gewinnen – und das um jeden Preis. Denn die Schwarz-Gelben sind nicht die einzigen, die in den letzten Wochen noch einmal ordentlich Gas geben. Der bereits angesprochene MSV Duisburg hat gut vorgelegt und sich am Wochenende einen Vorsprung von sechs Punkten auf die Alemannia erkämpft. Der Karlsruher SC dahingegen (zur Zeit Tabellenplatz 17) macht von unten Druck, um an die Alemannia anzuschließen fehlt dem Sport-Club nur noch ein Punkt. Und auch Tabellenschlusslicht Hansa Rostock hat mit 17 Zählern auf dem Punktekonto noch nicht abgedankt.

Doch bevor man sich um die anderen kümmert, muss am Tivoli erst einmal zu sich selbst gefunden werden – das heißt konkret, dass erst einmal die eigenen Spiele, die eigenen, zu erringenden Punkte, im Vordergrund stehen, bevor man anfängt, sich aus den Pleiten anderer akut abstiegsgefährdeten Klubs Vorteile zu ziehen.
Doch Vorteile gegenüber den eigenen, vergangenen Partien konnte zumindest der Coach schon vor Spielbeginn am Freitag erkennen, wenn er auf das Aufgebot im hessischen Frankfurt blickte. Sowohl Shervin Radjabali-Fardi als auch Seyi Olajengbesi waren nach abgesessener Kartensperre zurück im Team. Auf Stammverteidiger wie Falkenberg und Feisthammel hatte der erfahrene Fußballlehrer doch weiterhin zu verzichten. Während der Neuzugang aus Fürth allerdings schon in der nächsten Woche wieder mit von der Partie sein könnte, muss „Feisti“ noch mehrere Wochen passen: Der Innenverteidiger hatte sich im Training einen Bänderriss zugezogen und fällt somit über sechs Wochen aus.
Trotz alledem sollten die geringen Ausfälle dem Coach keine weiteren Probleme mehr bereiten, er schickte seine Anfangself wie folgt auf den Platz: Radjabali-Fardi rückte nach seinem Ausfall gleich zurück in die Startelf und nahm neben Casper, Olajengbesi und Timo Achenbach die Position des Rechtsverteidigers ein. Im Mittelfeld blieb alles beim Alten: Kevin Kratz, Bas Sibum, Alper Uludag und Albert Streit durften von Beginn an ran. Während Boy Waterman wie gewohnt den Kasten der Schwarz-Gelben hütete, wurde im offensiven Part der letzte Wechsel sichtbar: David Odonkor hatte den Vorzug gegenüber Sergiu Radu bekommen und durfte somit den Sturmpartner von Kapitän Auer markieren.

Doch auch der ehemalige WM-Star von 2006 konnte nicht besser als seine zehn Kollegen auf dem Feld in die Partie starten. Obwohl der FSV Frankfurt einen Gegner auf Augenhöhe markieren sollte, der den Alemannen im Gegensatz zu den Gegnern der letzten Wochen (Fortuna Düsseldorf, Greuther Fürth, SC Paderborn…) weniger Schwierigkeiten bereiten sollte, war es der Gastgeber, der schon nach wenigen Minuten vor rund 5.000 Zuschauern in Führung ging.
Es war ein herber Rückschlag – schon zu Beginn der Partie – den die gut 800 mitgereisten Aachener in ihrer Kurve lediglich mit einem Kopfschütteln kommentierten. In der Aachener Innenverteidigung hatte nämlich mal wieder jemand gepatzt, Gledson hatte nach Pass von Gaus keine Schwierigkeiten, unbedrängt einzunetzen.

Es war ein Start wie jeder andere, äußerst Schlechte der vergangenen Wochen, von dem man sich gar nicht ausmalen wollte, was durch ihn alles passieren konnte. Denn da für die Alemannia zur Zeit nur Siege zählten, durfte man die Punkte am Bornheimer Hang auf keinen Fall liegen lassen.
So schafften es die Tivoli-Kicker tatsächlich, sich noch einmal zu fangen, etwas besser in die Partie zu kommen. Man fand sich jetzt häufiger im gegnerischen Strafraum wieder, kam sogar zu Torraumszenen und spielte sich Chancen heraus, die sich sogar sehen lassen konnten – wenn man ein Auge zukniff, nachts, im Dunkeln, aus gut 500 Meter Entfernung.
Doch diese wenigen Chancen sollten dieses Mal für einen Torerfolg genügen: Achenbach schlug einen langen Ball in den Strafraum, wo Auer bereits lauerte, im ersten Versuch allerdings an Keeper Klandt scheiterte und sich erst einmal rücklings auf den Boden schmiss. Von dort aus allerdings kam der Kapitän mit der Fußspitze an’s Leder und konnte zum 1:1 Pausenstand einnetzen.

Doch die Leistungen der Gäste zum Start der zweiten Hälfte knüpften eher an jene zu Beginn der Partie, als die kurz vor der Pause an. Zu leicht gab man die Zügel aus der Hand, ließ die Hausherren ihr Spiel machen. Und das wurde auch direkt bestraft: Keine fünf Minuten waren in Hälfte zwei rum, als das Ergebnis auf der Videowand sich erneut änderte – und zwar in’s Negative, zumindest aus der Sicht der Aachener.
Dieses Mal war es Achenbach, der auf der linken Seite zu Boden ging und dem Frankfurter Angreifer freie Bahn machte. Görlitz hatte, frei vor Keeper Waterman, keine Probleme, zum 2:1 einzunetzen.

Die verbleibenden Minuten verliefen harmlos und langweilig, nicht so, dass man als Fan das Gefühl vermittelt bekam, dass die Mannschaft sich wirklich Gedanken darüber machte, in welcher Situation sie zur Zeit steckt! Antriebslos scharrte man umher, Bälle fanden nicht den gewünschten Abnehmer, wenn sie dies überhaupt taten und das Leder nicht gleich im Seitenaus landete – kurz gesagt, Alemannia bemühte sich nicht um einen erneuten Treffer und ließ das Spiel so vor sich hin plätschern. Da der FSV mit dem Ergebnis deutlich zufrieden schien, blieb es auch nach neunzig Minuten bei der verdienten 1:2 Niederlage beim Konkurrenten aus dem Tabellenkeller. Das Punktekonto der Alemannia enthält nach dem 27. Spieltag weiterhin nur 21 Punkte, zu wenig, um auch im nächsten Jahr zweitklassig unterwegs zu sein. Schon am Freitag trifft die Elf von Trainer Funkel auf den Tabellenneunten aus Dresden, gegen den die Aachener unbedingt einen Dreier landen müssen, um im Kampf um den Klassenerhalt weiterhin mithalten zu können.

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